°27 ~ Der ätzende Blutmangel

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Yoongi

Heute war ich alleine losgegangen um ein paar Besorgungen zu machen, sowas wie Blut musste ja auch mal aufgestockt werden. Man kann sich schon vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist an gutes Blut zu kommen. Der Schwarzmarkt ist tabu, auch wenn er verlockend klingt, hat er schon viele meiner Artgenossen in den Tod gebracht. Schlichtweg weil das Blut nicht rein war oder es nicht vom Menschen stammte. Klar es gibt diese Filme, wo die Vampire auf Tierblut stehen, aber ehrlich gesagt ist es abscheulich. Dann bin ich lieber auf einer Menschendiät als durch irgendwelche Wälder zu sprinten und dann geradeso ein Tier zu kriegen und dann mit Mühe und Not auszusaugen. Da ist mir der Gang zu meinem Zulieferer einfacher. Völlig einfach und legal, naja halb legal, läuft es da ab. Ich gehe schlichtweg zu Krankenhäusern oder Blutbanken und frage nach Blut. Natürlich geben die mir's nicht so einfach, wie ne Tüte Brötchen, dennoch habe ich meine Kontakte die ich spielen lasse, oder ich drohe einfach sie auszusaugen und in Stücke zu reißen, dass zieht dann bei den meisten eher.

Heute entschied ich mich zu meinem guten Freund Hoseok zu gehen, da der mir schon öfters gute Ware in einer guten Menge angeboten hatte. Die vielen Nullen nach dem Komma auf den Rechnungen tun mir gar nichts. Er arbeitete in einem Krankenhaus und wusste auch von meiner dunklen, niederträchtigen Seite, aber er hielt immer schön seinen Mund gegenüber anderen. Ich klopfte an die Tür seines Büros, da er Arzt war, konnte er viel mehr verrichten, als eine einfache Krankenschwester. Ich wartete kurz und schon öffnete sich die Tür. Das aufgesetzte Lächeln verschwand wieder als er mein Gesicht erblickte.

"Was willst du Min?", fragte er genervt.

"Ich brauche Nachschub.", antwortete ich leise.

"Komm rein, ich will nicht das jemand was mitkriegt.", flüsterte Hoseok zurück und ließ mich rein und schloss die Tür.

"Warst du nicht schon vor zwei Wochen hier?", fragte Hoseok entnervt als wir uns hingesetzt hatten.

"Ja, aber ich hab jetzt Jimin und er ist ein Frischling.", antwortete ich in leichter Verzweiflung.

"Wir brauchen unsere Vorräte selbst Yoongi, du solltest endlich auf Wildblut umsteigen.. Ist einfacher und unproblematischer für mich.", antwortete Hoseok während er seine Schläfen massierte.

"Aber ich brauch es!", aufgebracht stand ich auf und warf fast den Stuhl um.

"Ich kann dir zwei Beutel geben. Teil sie dir gut ein.", antwortete Hoseok als letztes Angebot.

Ich nickte, damit ich wenigstens etwas hatte. Ich konnte es ja länger ohne Blut aushalten als Jimin.

Wir gingen zusammen zur Blutbank und er beschaffte mir unauffällig die Beutel. Ich bedankte mich und ging dann.

Langsam wurde es spät am Morgen und ging ein bisschen schneller nachhause. Schließlich hatte ich ein hungriges Monster zuhause sitzen. Auf dem Weg nachhause kam ich mir immer wieder verfolgt vor. Mir war es schon oft aufgefallen, dass ich nicht alleine war, doch ich konnte nie eine Gestalt vernehmen. Ich versuchte es einfach immer auszublenden. Jedoch wusste ich, dass etwas im Busch war. Naja erstmal schnell nachhause.

Nach weiteren 10 Minuten kam ich endlich zuhause an und musste sehen das Jimin anscheinend gar nicht da war. Ich strich mir gestresst durch die Haare.

"Scheiße! Wo ist er?", rief ich zu mir selbst.

Jimin in der Verfassung in der er jetzt war, war tödlich. Es könnte jeden auf seinem Weg aussaugen, bis er jemanden mit seiner Blutgruppe fand.

Zu meinem weiteren Entsetzen fand ich seine Schuluniform auf dem Platz wo sie immer war. Blutverschmiert.

"OMG Jimin was hast du nur getan.", flüsterte ich geschockt.

Als ich dann näher ans Badezimmer trat, vernahm ich kleine Schlurtzer. Ich öffnete die Tür und fand einen völlig zerbrochenen Jimin wieder. Seine Unterwäsche die er noch trug, versunken in Wasser, welches die Farbe von Blut und Dreck angenommen hatte.

Jimin schaute mit leeren Augen zu mir auf, "Yoongi. Ich. Bin. Ein. Mörder."

Jimin

Weinend, nein heulend saß ich auf dem Boden der Tatsachen. Ich hatte jemanden umgebracht. Mein Inneres, bistiges Ich hatte übergegriffen und das Menschenleben einer Person ausgelöscht. Als erstes war ich mehr als befriedigt, da endlich mein Durst gestillt war und der lahme Yoongs ja ewig brauchte. Nun war es geschehen.

Kurz nachdem Yoongi gegangen war, wusste ich schon, dass ich es nicht lange aushalten würde. Kurz darauf war ich auch meinen Trieben gefolgt. Diese führten mich nur zu einer Person. Eine Person der ich insgeheim den schlimmsten Tod wünschte. Ich wusste nicht wieso ich meine Schuluniform angezogen hatte, anscheinend verband ich sie mit der Person. Schließlich war die Person ein Schüler, und durch Zufall auch in meiner Klasse. Man kann sich schon sehr gut denken wen ich meine. Den Namen will ich nicht in Mund nehmen, weil er mich so zerstört hat und zerstören wird. Das Blut der Person schwimmt momentan in meinem Kreislauf herum und fühlt sich wie etwas Verdorbenes an, da die Person nicht meine Blutgruppe hatte. Also ging's mir eigentlich nicht wirklich viel besser als vor dem Durststiller.

Ich war danach nachhause gegangen.
Legte meine Schuluniform sanft zusammen und ignorierte ihren Gestank und Aussehen. Meine Gedanken waren wirr und unklar, keine Gedanken an denen ich nur ein Härchen behalten konnte. In Unterhemd und Boxer stieg ich in die Badewanne und ließ das Wasser laufen. Mir machte es gar nichts, dass das Wasser eiskalt war. Meine Nerven waren ja abgestorben. Das Wasser verfärbte sich in eine unerträgliche Brühe, die durch das komplette Abtauchen meines Körpers kam. Nun lag ich da. Durch das ständige Abtauchen und Luft anhalten, verlangsamte sich mein Atem zum Minimum. Ich fühlte mich frei. Ich war unschuldig. Ich hatte nie was Schlimmes getan. Nein. Das war ich nicht. Ich war der normale Schuljunge Jimin. Ein normaler Student und nichts anderes. Mit einem normalen Leben. Langweilig. Wirklich langweilig. Ich tauchte wieder auf und starrte auf die Kacheln vor mir. Ich schaute runter auf meine Hände und sah was diese vollbracht hatten. Mir wurde schlecht, da ich mich wieder daran erinnerte welches Blut in mir wandelte. Ich schämte mich sowas aus Selbstsucht einfach getan zu haben.

Aus meinen Gedanken gerissen kommt Yoongi herein, der wahrscheinlich meine entsetzten Schlurzter erhört hat. Ich schäme mich so dass er mich so sieht.

"Jimin, was ist passiert?", fragte Yoongi ruhig nach und nahm meine Hand in seine.

"Ich hab ihn umgebracht.", brach ich zusammen.

Ich schrie fast in Yoongis Armen. Jetzt wo ich voll realisiert hatte, was ich getan hatte, fühlte ich mich unglaublich abartig.

Yoongi streichelte immer wieder über meinen Körper und beruhigte mich mit ruhigen Worten. Nach einer Weile half er mir aus dem Wasser und machte uns Bettfertig. Eng an eng gekuschelt lagen wir im Bett und schliefen friedlich. Doch natürlich lief nichts so wie er es sich nur ein bisschen erhofft hatte.

fake innocence ; yoonminWhere stories live. Discover now