Und natürlich verpasste sie es kein einziges Mal, mir einen tödlichen Blick zuzuwerfen. Sie hasste mich. Wirklich, diese Frau verabscheute mich.

Es war zum kotzen.

Und ich hasste es hier, von jedem Moment mehr und mehr.

Mehr als einmal war ich kurz davor gewesen, ihnen einfach mitten ins Gesicht zu schreien, dass Alec und ich einen gewissen Ihn in North Carolina zu treffen hatten, ganz zu schweigen von den Hybriden, im letzten Moment hatte ich mein aufgebrachtes, frustriertes, verbittertes Ich allerdings immer zurück halten können.

Lio hatte ich übrigens kein einziges Mal mehr gesehen, er versteckte sich vor mir und ehe ich auch nur die Chance hatte, einen Blick auf ihn zu erhaschen, rannte er einfach weg.

Ich wusste nicht, ob ich glücklich darüber sein sollte oder nicht.

Aber naja, um auf den Lichtblick meiner Zeit hier zurückzukommen.

Es war der achte Tag in dieser Hölle, ein Morgen um genau zu sein und ich lag gemeinsam mit Isla auf der Couch, während Will nach dem Frühstück irgendetwas hatte besprechen müssen.

Einerseits ein wahrer Segen, da meine Ohren so nicht wieder direkt anfingen zu Bluten, wenn er mich schon am Morgen volllaberte - Gott war ich fies geworden. Fies und verbittert und frustriert - andrerseits machte es mich fertig.

Jede Minute war eine verlorene Minute und ich hasste es, weil ich keine Zeit hatte, weil ich nicht wusste, wie es um Alec stand und weil mir ja auch niemand in diesem verdammten Drecksladen etwas sagte.

Naja, jedenfalls lagen Isla und ich also auf der großen Couch im Wohnzimmer, beziehungsweise ich lag, zumindest so halb, während Isla auf meinem Bauch hockte und sich daran probierte, meine Haare zu flechten, obwohl sie wohl eher Knoten hinein zurrte.

Aber das war mir ehrlich gesagt so ziemlich egal, Isla durfte das.

Es war vermutlich dumm, vermutlich ziemlich naiv und unvorsichtig, aber dieses kleine Mädchen...

Irgendwie hatte sie sich einen Weg in mein dummes Herz erschlichen und schien auch definitiv nicht mehr gewillt, daraus zu verschwinden.

Vielleicht lag es daran, dass sie mich so sehr an meine geliebte kleine Schwester erinnerte...

Ich hätte alles dafür getan, um meine Familie einfach wieder bei mir zu haben, die Sehnsucht wuchs von Tag zu Tag.

»Ich wünschte«, erzählte Isla, während sie konzentriert auf meine Strähnen starrte und sich gegen meine Beine lehnte, die ich angewinkelt hatte, »ich hätte auch rote Haare. Merida hatte rote Haare und die war so cool! Sie brauchte keinen dämlichen Prinzen, der auf sie aufpasst, sie hat auch so alles geschafft!«

In den Augen der Kleinen glänzte ehrliche Begeisterung auf, während ich lächelnd einen weiteren Bissen von dem Müsliriegel nahm, den Isla mir aus der Küche stibitzt hatte.

Ich hob meinen Kopf kurz von der Lehne, auf der er ruhte, damit Isla an die anderen Strähnen heran kam und bevor ich etwas erwidern konnte, plapperte sie einfach weiter.

»Weißt du«, überlegte sie und hielt in ihrer Bewegung inne, während sie mich nachdenklich musterte und die Stirn kraus zog.

»Du siehst Merida sogar sehr ähnlich, genau die gleichen Locken und ohne den Bernstein auch die gleiche Augenfarbe. Und du bist genau so mutig und selbstständig wie sie. Ich wünschte, ich wäre wie ihr.«

Das brachte mich zum lachen und ich knuffte Isla kopfschüttelnd in die Seite.

»Aber denk doch nur mal an Rapunzel. Die hatte blonde Haare, genau wie du, und sie war auch ganz schön taff und mutig. Außerdem, woher willst du denn wissen, dass ich mutig bin? Vielleicht bin ich ja auch total ängstlich und renn bei der ersten Gelegenheit davon.«

Aruna - Die Rote WölfinWhere stories live. Discover now