#18 My safe place

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"Ich bin abgehauen, weil Jin mich zu einem Therapeuten zerren will und bevor du fragst, ja, es ist wegen meinen Narben und der... frischen Wunde." Ich kauerte mich tiefer in seine Arme, bemerkte, wie einfach es mir fiel, mich ihm zu öffnen. "Es fing alles mit ihm an", nuschelte ich im Flüsterton. Zum ersten Mal fühlte ich mich bei den aufkommenden Erinnerungen wohl, denn ich war weit entfernt von der Einsamkeit, die sie mit sich brachten. Sicherheit und Wärme waren die einzigen Sachen, die ich spürte.

"Jiminie hat eine kleine Liebesgeschichte", raunte er verspielt, aber ich lächelte nur. "Klein", wiederholte ich.
"Wenn es mit ihm anfing, wie habt ihr beide euch kennengelernt?" Jinhwan begann mir durch die Haare zu streichen, was mich zunächst verwunderte, aber dann nicht weiter störte. Er war schon immer besonders gewesen, da überraschte es mich nicht, dass wir so dort lagen, ich in seinen Armen und er mit meinen Haaren spielend. Stören tat es mich nicht im geringsten.

Ich musste schmunzeln. "Als ich noch minderjährig war, bin ich mit in die Wohngemeinschaft von Jin-Hyung und einem Freund namens Hoseok gezogen, weil die Situation Zuhause nicht mehr zum aushalten war. Nach ein paar Jahren ist dann auch er mit Namjoon eingezogen."
"Hat er auch einen Namen?" Ich hörte und spürte Jinhwans Lächeln, was mir die Sicherheit gab, dass er wirklich interessiert an meiner Geschichte war.
"Yoongi." Es würde sich wohl nie ändern, dass mein Herz beim Aussprechen und hören dieses Namens einen Sprung machte und sich anschließend schmerzhaft zusammenzog. Als würde es springen, aber nicht mehr richtig aufkommen und direkt auf dem Boden der Tatsachen laden. "Wir waren eigentlich Freunde, hatten vor dem einen Abend nicht allzu viel miteinander zu tun."

"Lass mich raten, dann seid ihr auf irgendeine Weise aneinander geraten und wart auf einmal unzertrennlich." Der schwarzhaarige drückte mein Kinn hoch, sodass ich sein Grinsen sah. "Schön wär's", sagte ich. "Alkohol macht vieles möglich, aber nichts permanent. Er war der Typ, der jeden Freitag ein neues Mädchen mit nach Hause gebracht hat, aber als wir es... miteinander ausprobiert haben, ja, so kann man es sagen, wurden all diese Mädchen durch mich ersetzt."
"War er hetero?", fragte er.
"Ja, eigentlich schon-"
"Mein Lieblingsnachbar hat die Macht, jemandes Sexualität zu ändern, wow!" Ich lachte auf, was sich unbeschreiblich gut anfühlte. Nach den Stunden, die ich mit Schluchzen und suizidalen Gedanken verbracht hatte, fühlte es sich wie eine Erleichterung an, wirklich vor Freude zu Lachen.
"Er hat sich später als Jimin-sexuell bezeichnet", kicherte ich.
"Wie kann er das sagen, aber nicht mehr hier sein?"

Mein Lächeln verblasste und ich ging weiter in meiner Erzählung, ohne diese Frage zu beantworten. "Während ich für ihn ein Spielzeug war, wurde er viel mehr für mich. Ich habe mich in ihn verliebt, aber mein Geständnis hat nichts an unserer Affäre geändert. Dadurch, dass er offensichtlich nur mit mir gespielt hat, habe ich mich irgendwann wertlos und ungeliebt gefühlt und auch irgendwann nunmal damit angefangen, mir weh zu tun. Yoongi wusste davon nichts und so ging es knapp ein Jahr lang, bis Jungkook, der von all dem wusste, mich eines Abends im Bad aufgefunden und nach Yoongi gerufen hatte. Von da an hat Yoongi mehr Zeit mit mir verbracht und im Endeffekt hat er sich in mich verliebt... zumindest sagte er das. Und dann waren eines Tages Namjoon, Jin, Yoongi, Jungkook und Tae aus dem Haus, sodass ich mit Hoseok alleine war." Ich stoppte und überlegte, ob ich das wirklich aussprechen sollte. Während der Ekel mir in Form von Gänsehaut über den Körper lief, schluckte ich schwer, als würde ich die Erinnerungen hinunter schlucken können.

"Hat er irgendetwas gemacht?", fragte Jinhwan vorsichtig und ich nickte. "Hat er dir weh getan?" Die Stimme des älteren war einfühlsam. Ich nickte wieder zaghaft, worauf er mich fester an sich drückte. "Er hat mich... vergewaltigt", hauchte ich so laut, dass man es gerade noch verstecken konnte. "Oh mein Gott", entfuhr ihm fassungslos, als seine Arme sich so eng um meinen Körper schlossen, dass ich mit eigener Kraft nicht mehr heraus gekommen wäre. Dieser feste Griff löste sich aber schnell wieder, womöglich war sich Jinhwan unsicher, ob es böse Erinnerungen wecken würde, gefangen in jemandes Armen zu sein.

「 devil 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt