Der Schlüssel

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Der Verkauf des Mantels brachte Dafydd und seinen Eltern genug Geld ein, um ohne Probleme durch den restlichen Herbst und den Winter zu kommen. Dafydd musste auch nicht mehr jeden Tag stundenlang jagen gehen, um die Familie zu ernähren. Es war eine angenehme Zeit ein volles Vorratslager zu besitzen und die Beziehung zu seinem Vater verbesserte sich.

Erst Ende des Winters, kurz bevor der Frühling ihn ablösen sollte, wurde das Essen doch etwas knapper. Dafydd beschloss, wieder in den Wald zu gehen. Doch das Glück war ihm nicht hold.

Kein Tier ging in die Fallen. Er verfehlte, obwohl er genaustens zielte.

Unglücklich ging er Richtung „Der Grund des Schicksals", die ewigwarme Lichtung. Er wollte unbedingt auf andere Gedanken kommen und auf dem Weg dahin pfiff er ein Lied.

Plötzlich spürte er ein Beben unter seinen Füßen und hörte Äste knacken. Einige Rehe und Hirsche brachen aus dem Dickicht und kreuzten seinen Weg. Der junge Jäger reagierte schnell und konnte so ein Reh erlegen. Er jubelte und lachte, doch anstatt nach Hause zu gehen, ging er zur Lichtung. Als er die Lichtung schon von weitem sehen konnte, wurden seine Schritte immer langsamer und blieb genau an einen der Bäume stehen, die den „Grund des Schicksals" umkreisten.

Das Mädchen, welches er im Herbst getroffen hatte, stand da und blickte zu ihm.

Er ging zu ihr, legte das Reh neben sich ab und traute seinen Augen immer noch nicht.

Die junge Frau blickte auf das Tier hinunter, verzog ihren Mund traurig, ehe sie Dafydd wieder ansah. „Hallo", sagte sie knapp und lächelte.

„Hallo", erwiderte er und ein bedrückendes Schweigen trat ein. Er wusste nicht, was er noch sagen sollte. Sollte er ihr offenbaren, dass er sie vermisst hatte?

„Kamen du und deine Eltern gut durch den Winter?", fragte sie nach einer Weile.

„Ja", antwortete Dafydd schnell. „Dank deines Mantels." Sie grinste ihn an. „Aber warum hast du das getan? War dir nicht kalt, als du am Morgen gegangen warst?"

„Ich friere nicht so schnell", antwortete sie und ging leicht von Dafydd weg. „Komm."

Kurz sah er zum Reh hinunter, dann folgte er der namenlosen Schönheit. Er wollte ihr so gerne all seine Fragen stellen, die er bereits seit ihrem ersten Treffen hatte.

„Frag ruhig", sagte sie plötzlich und setzte sich ins Gras. Dafydd war verwundert, wusste sie, dass er Fragen hatte?

„Wie heißt du?", wollte er wissen und gesellte sich zu ihr.

Sie warf ihr dunkles Haar nach hinten und legte sich ins Gras. „Wenn du diesen wüsstest, wärst du mir gegenüber anders. Daher möchte ich ihn dir ungern sagen."

„Dann... dann bist du eine Königstochter?" Flink sprang Dafydd auf und verbeugte sich.

Das Mädchen erhob sich wieder und lachte. „Nein, das bin ich nicht. Nun setzt dich hin und stelle mir deine anderen Fragen."

„Woher kommst du?", fragte Dafydd, als er sich wieder hinsetzte.

„Ursprünglich aus dem Norden von Niaver. Nun bin ich..." Sie schmunzelte. „hier auf Wanderschaft."

„Bist du etwa eine Händlerin?" Dafydd war so verwundert und fasziniert von ihr. Er wollte so viel mehr hören. Er wollte ihre Stimme auf ewig hören.

„In der Art, ja." Sie sah ihn eine Weile an, bevor sie weitersprach. „Darf ich für eine Weile bei dir und deinen Eltern bleiben?"

„Immer!" Seine Antwort kam ohne weitere Gedanken darüber, ob seine Eltern dafür stimmen würden oder nicht. „Dann musst du aber in meinem Zimmer schlafen. Ohne Wiederworte!"

Tacha und der Gott der Jagd - Wenn das Schicksal einen küsstWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu