Kapitel 1

34 1 1
                                    

Als ich aufwachte, hörte ich nur Lärm- als ob etwas Schweres, wie ein Fels oder ein Karren, irgendwo einschlagen würde. Der Boden bebte. Am Anfang war ich davon überzeugt, dass es ein Erdbeben war... nun bis ich, weshalb auch immer, auf die Idee kam aus dem kleinen, leicht milchigen, Fenster in meinem Zimmer nach draußen zu gucken. In einem ca. sechs Meter tiefem Krater einige Meter von dem Haus entfernt lag eine Person. Da es erst dämmerte, konnte ich nichts Näheres erkennen. Ich runzelte die Stirn. Was war passiert? Wer war die Person? Schließlich entschied ich, raus zu gehen, um zu gucken was dort geschehen war. Der heftige Einschlag schien genug Staub aufgewirbelt zu haben, um das Gesamte Dorf- naja, wohl eher die gesamte Kleinstadt zu bedecken und hing einige Meter über dem Boden, wie eingefroren, Pilzförmig in der Luft. Neben ein paar angetrunkenen Wachen, die sich mit wehenden Mänteln auf ihre Lanzen stützten und verdutzt in das Kraterloch schauten, waren dort auch einige neugierige Nachbarn, die teilweise schockiert und teils auch sehr verwirrt guckten. Nach und nach wuchs die Menschentraube. Da die Menschenmenge laut war, hat sie wohl weitere, schlecht gelaunte, Leute geweckt, und alle wollten sehen was im Krater lag. Ich schaute rein, nicht aber ohne einen gewissen Sicherheitsabstand und auch nur in der Nähe der Wachen (wobei diese eigentlich nicht kampftauglich waren-war wohl eher eine Beruhigung für mein Gewissen). Die anderen Leute schienen alle respektvolle Distanz zu halten. Verständlich. Nachdem ich reingeblickt habe musste ich lachen. Ich konnte es nicht fassen, mittlerweile haben mich die meisten bemerkt und glotzten mich verwirrt an, denn ich lachte über das, was in diesem verdammten Krater lag. Ein Schwert! Ich kam mir vor wie in einer billigen Heldengeschichte- wo der Heldenhafte mit einer magischen Waffe die Prinzessin rettet. Ich habe es noch einmal für mich wiederholt. Ein Schwert. Wie in einer billigen Heldengeschichte oder einem dieser Lieder von Wandersängern. ,,D...d...du da! Junge!", brachte eine der Wachen hervor, während ein anderer einschlief und mit scheppernder Rüstung in den Krater rollte, ,,Geh da runner' und hol das da!"

Mir fiel gerade auf, dass die Person verschwunden ist, die ich aus meinem Fenster erblickt habe, als ich energisch gestoßen wurde. Während ich also den Krater hinabstolperte, und zu allen Göttern, deren Namen ich nicht einmal kannte, betete, dass ich nicht hinfallen möge, habe ich überlegt weshalb der Wachmann ausgerechnet mich ausgewählt hat. Mir fiel dann ein, dass mein Vater mal gegen einen Trupp von Wachen im Kartenspiel gut abgestaubt hat und es wurde mir klar. Ich erinnerte mich an damals. Auch wenn ich da noch sehr klein war, hatte ich das Bild noch gut im Kopf, wie er grinsend mit zwei klimpernden Säcken im Flur stand und die Rüstung des Hauptmanns aufblitzte. Wie er mir durch die Haare wuschelte und zu mir sagte:,, Ab jetzt brauchen wir uns nicht mehr um die Zukunft zu sorgen, denn ich habe Arbeit.'' Dann fühlte ich stechenden Schmerz als ich ein wenig weiter dachte und zwang mich, aufzuhören mich an meine Eltern zu erinnern. Ich schaute mich genauer um. Ringsum im Kraterloch waren überall Glühende Stein- und Metallstücke und Erde fiel vom Rand aus in den Krater. Es dampfte und es war heiß. Nun war ich in der Mitte, wo der mittlerweile wache Soldat fluchend lag und hob das Schwert auf. Es war wirklich beeindruckend, vielleicht aus Eldurischem Stahl, leicht und groß. Aber es fühlte sich merkwürdig an, als ob das Schwert mit Magie geschmiedet wurde. Ich Schüttelte den Kopf. Liegt wohl am Schlafmangel. Auraklingen? Die gibt es seit 800 Jahren nicht mehr und einige behaupten, dass es sie auch vor 800 Jahren nicht gab. Geschichte erzählten von brennenden Schwertern die Stein schmolzen, von Äxten die die Rüstung vom Gegner einfroren und so brüchig machen, dass man sie mit einem Schlag in tausend kleine klingende Metallsplitter verwandeln konnte und von Pfeilen, die im Flug einen lauten Knall von sich gaben und angeblich jeden Schild durchbohrten. Ich versuchte es mir aus dem Kopf zu Schlagen. Geschichten von längst vergangenen Kriegen aus einer längst vergangen Zeit. Nicht mehr. Magie existierte nicht mehr. Ein anderer Wachmann sagte dann, weil der vorherige mittlerweile zurück in die Kaserne schlurfte: ,,So...du nimms jetz das Sscchweat und gehsst nah Haus. Moagen holn wir e....es" . Verwirrt und hilflos schaute ich in die Menge aber alle haben mich nur ängstlich und bemitleidend angesehen. Super. Großartig. HERVORRAGEND! Ich ging nach Hause, warf das Schwert in die Ecke, welches sich dabei in den Massivholz-Stuhl bohrte und stapfte fluchend zurück ins Bett.

Als ich am nächsten Morgen von strahlenden Sonnenlicht geweckt worden bin, habe ich die ganze Geschichte schon vergessen. Ich ging durch den Flur Richtung Feuerstelle zum Frühstücken und versuchte mich dabei an die Helligkeit zu gewöhnen...bis ich merkte dass ich keinen Stuhl mehr hatte. Mir meine Augen mit dem Ellenbogen schützend erinnerte ich mich langsam wieder an alles und grübelte darüber, was ich nun machen sollte. Den Wachen das Schwert frühzeitig zu überreichen wäre wohl nicht so schlau, da diese gerade ihren Kater auskurieren. War aber auch verständlich. Außer gelegentlichen Diebstahl von Waren auf dem Markt, meistens nur ein paar Äpfel oder ähnliches, war hier nichts los. Deshalb vertrieben sich die Wachen die Zeit mit Glückspiel und starkem Alkohol. Aber wo ist das Schwert? Ich dachte nach. War es in einer der Ecken? Ich überlegte weiter. War es nicht in der Ecke wo der Esstisch war? Der alte Esstisch den mein Großvater gebaut hat, aus dunklem Holz, schwer und massiv. Mir blieb keine Zeit um weiter darüber nachzudenken, als es an der Tür klopfte. 

Demon with issuesWhere stories live. Discover now