Kapitel 48 - Das Telefonat

67 4 2
                                    

Mein Vater war schon auf dem Weg zur Arbeit und meine Mutter war in der Stadt unterwegs. Also machten wir uns auch direkt auf den Weg in die Stadt. Die Sonne schien vom Himmel und wurde nur durch ein paar Wolken bedeckt. Es war fast ein perfekter Sommer Tag. Wenn es Sommer wäre. Severin hat vorhin noch angerufen und gefragt wie die jagt bis jetzt so läuft. Er war wirklich sehr enttäuscht als wir ihm gesagt haben, dass wir noch nicht einmal angefangen hatten.

Hin und wieder überlege ich immer noch ob ich zu meinem Handy greifen soll um meinen Vater anzurufen. Wir haben gestern kein einziges Wort darüber verloren obwohl das der Grund ist warum ich überhaupt hier bin aber er wollte wahrscheinlich nicht meine Mutter und Damian rausschmeißen. Nett von ihm. Obwohl ich es ihm zugetraut hätte.

Damian lief neben mir und sieht sich um. In der ferne sah man einige größere Gebäude. Einige spiegelten das Sonnenlicht wieder. Andere sahen so aus wie berge in einer sonst glatten Landschaft. „Ist es für dich nicht irgendwie komisch wieder in deiner alten Heimat zu sein? Kommen da nicht immer solche komischen und gruseligen Gedanken in dir hoch die nicht einmal ich kenne?", fragte er neben mir.

Ich sehe ihn an und zucke die Schulter. „In meinem Kopf sieht es nicht aus wie in einem dieser Filme, wenn du das meinst. Aber natürlich erinnere ich mich an einige Sachen. Lange nicht an alle und einiges will ich auch gar nicht mehr wissen. Es ist trotzdem komisch aber ich bin immer hin nicht wegen meinen komischen Gedanken hier. Mein zuhause ist in New York.", erklärte ich ihm

Lächelnd nickte er und ging die nächste Straße links. Ich folgte ihm ohne ein Wort zu sagen. So ging es immerhin schon die ganze Zeit. Irgendwann gehe ich rechts oder er links lang und der jeweils andere folgt. Was sollen wir auch anders machen? Anders können wir ihn nicht finden, außer Damian packt noch irgendeine Fähigkeit aus die ich noch nicht von ihm kenne.

„Hast du eigentlich schon einmal einen Menschen umgebracht?", fragte ich ihn leise. Ich hoffe einfach nur das die Leute die an uns vorbei gehen das gerade nicht gehört haben. Ich sehe mich schon auf dem Revier meines Vaters, weil ich so etwas gesagt habe.

Er schüttelte nur den Kopf und schaute mich kurz mit seinen blauen durchdringenden Augen an. „Ich kann das so einigermaßen Kontrollieren. Severin hat mir geholfen es wenigstens etwas zu beherrschen und im Zaum zu halten. Einige können es und andere nicht. Aber für ein Raubtier ist es eben schwierig vegetarisch zu leben, wenn es etwas anderes gewohnt ist."

Das war ein weiser Spruch. Ich stelle mir das so vor, dass ich einfach einen Löwen zum Vegetarier machen muss. Ist genauso bescheuert. „Ich habe jetzt aber auch einmal eine Frage an dich.", sagte er und sieht mich an. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Was hat der große Vampir denn auf dem Herzen? Er räusperte sich einmal und sieht sich kurz um. Gerade waren wir noch alleine. Das konnte sich aber innerhalb von Sekunden ändern.

„Heute Abend ist Vollmond. Für mich wird das rausgehen dann eher schmerzhaft und ich würde zu viel Aufmerksamkeit auf mich richten, wenn ich dann in der Sonne stehe und verbrenne."

„Vielleicht haben wir auch Glück und morgen regnet es wie aus Kübeln.", gab ich wieder und grinste ihn an. Ich sah wie verwirrt er war. Ja, normalerweise wünscht man sich das Wetter wie heute. Sonne, blauer Himmel und einfach eine perfekte Temperatur um mit einem Pullover oder Shirt herum zu laufen. Doch nicht mit mir. Ich will diese Jagt, wie sie alle beschreiben, nicht ohne ihn machen. Was ist, wenn ich ihm wirklich begegne? Dem anderen Vampir?

„Das ist ein sehr komischer Wunsch. Ich hoffe das merkst du selber."

Ich lächle und striche mir meine Haare aus dem Gesicht. Ich werde ihm jetzt nicht meine Gedanken offenlegen. Das finde ich dann doch etwas zu kitschig. Ich will nicht in irgendwelche Klischees mithinein gezogen werden.

„Willst du nicht doch lieber einmal deinen Vater anrufen? So ein paar Tipps würden wirklich sehr helfen. Wenigstens das was sie haben.", sagte er und sieht sich um

Wir waren gerade an einer mir unbekannten Kreuzung angekommen. Er hatte ja recht, aber das am Telefon zu regeln würde mein Vater sicherlich nicht wollen. Vielleicht aber doch, weil er es als einzige Chance ansieht um mit mir darüber zu reden. Ungestört. Ohne Damian und meine Mutter. Er kann ja nicht wissen, dass er neben mir steht. Außer er kontrolliert die ganzen Videokameras. Das wäre nicht so gut.

„Ich kann es ja einmal ausprobieren.", sagte ich und hole mein Handy aus meiner Tasche. Erleichterung bereitete sich in mir aus. Mein innerer Konflikt war endlich vorbei. Damian hatte netter weise eine Entscheidung für mich getroffen. Vielleicht hat er ja genau dasselbe gedacht. Das wäre zwar beängstigend aber auch logisch.

Ich wähle die Nummer von meinem Vater und halte das Handy an mein Ohr. Nervös tippe ich mit meinen Fingerspitzen auf meinen Oberschenkel. Das piepen in der Leitung kam mir unendlich lange vor. Dann hörte ich es. Das Geräusch, dass er abgenommen hatte und mich endlich mit ihm reden ließ. Schlagartig war die Nervosität wieder da. Aber warum? Es ist verdammt noch einmal mein Vater. Gefühle hört auf mir so einen Streich zu spielen!

„Na mein Engel? Findet ihr euch zurecht in unserem wundschönen kleinen Städtchen?", fragte mein Vater am anderen Ende der Leitung. Das war mal eine Begrüßung das bin ich gar nicht von ihm gewohnt. Ich bin eher einen förmlichen Vater gewohnt der mich sogar mit seinem Nachnamen Begrüßt. Macht ihm die Begegnung mit Damian so überglücklich?

„Hey. Ich wollte nur mit dir eben über den Fall reden. Damian ist gerade in einer Umkleide Kabine um ein Shirt anzuprobieren und ich wollte die Zeit nutzen."

Damian schaut mich ungläubig an. Ich habe eben schon sehr lange überlegt welche ausrede ich denn nun nehme. Diese fand ich nicht nur etwas amüsant, sondern auch etwas passend. Ich hoffe mein Vater kauft mir das jetzt auch ab und kontrolliert nicht wirklich die Kameras die hier irgendwo hängen. „Das ist aber sehr nett von dir. Ich habe auch schon überlegt wann es am besten ist mit dir darüber zu reden. Eine bessere Gelegenheit bietet sich glaube ich auch nicht."

Ich atmete erleichtert aus. Er hat angebissen. Jetzt darf mich nur nichts verraten. Keine Geräusche von Damian oder sonst etwas. Sonst verliere ich nicht nur dieses Gespräch, sondern auch das Vertrauen zu meinem eigenen Vater. Das möchte ich wirklich nur ungerne.

„Also gut. Wir haben die Leiche vor einem Café gefunden. Der Besitzer hat sie gefunden und es uns sofort gemeldet. Niemand hat etwas gesehen und die umliegenden Kameras waren nur Attrappen um Die abzuschrecken. Leider. Der Mörder kennt sich in dieser Stadt anscheinend aus und will ein Spiel mit uns spielen."

„Ich werde gleich einmal in Kognition zu dem Café gehen. Kannst du mir die Adresse nennen. Ich möchte mir den Tatort einmal genauer angucke."

„Natürlich."

Er diktierte mir die Adresse die ich mir natürlich merkte. Die Adresse jetzt laut für Damian zu wiederholen ist schwachsinnig. Einfach nur ein paar Buchstaben und Zahlen merken. Das werde ich schon noch schaffen. Hoffe ich.

Blood Dead [1] #Ortusaward2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt