Kapitel 17

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Kaptel 17:

Mit jeder Treppenstufe verlor ich nach und nach die Lust, weiter darüber nachzudenken. Ich würde die nächsten Tage genug Zeit haben darüber nachzudenken, sodass ich beschloss, das Chaos in meinem Kopf zumindest für heute Abend fallen zu lassen.

Als ich endlich die Tür erreicht hatte, atmete ich ersteinmal tief ein und aus, bevor ich die Klinke runter drückte. Draußen war es nun noch kühler geworden und es roch nach Regenwetter. Hoffentlich würde der Regen warten, bis wir zu Hause angekommen waren. Nach der letzten Rückfahrt konnte ich wirklich keinen Risikofaktor gebrauchen, der einen Unfall begünstigen würde.

Als ich endlich Adams Sportwagen, den er diesmal etwas abseits unter einer Tanne geparkt hatte, entdeckte, betete ich, dass mich die Erinnerungen an den Unfall auf der bevorstehenden Fahrt nicht allzusehr einholen würden. Keine Ahnung, wie ich es auf der Hinfahrt geschafft hatte, das Ganze nicht an mich heran zu lassen.

Je näher ich dem Auto kam, desto nervöser wurde ich. Bevor ich die Beifahrertür öffnen konnte, tat sie es bereits von alleine. Ein attraktiv wirkender Mann in einem teuren Anzug, wahrscheinlich Mitte 30, stieg aus und schenkte mir ein selbstbewusstes Lächeln. Bevor ich so richtig feststellen konnte, welche Stufe von Weiß seine Zähne hatten, zogen seine klaren Augen meine Aufmerksamkeit auf sich. Er schaute mich mit solch einer Intensität von oben bis unten an, dass ich das Gefühl bekam, er könnte durch meine Haut schauen. Egal wie sehr ich versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, es gelang mir nicht. Pokerface. Endlich formten sich seine Lippen, um etwas zu sagen.

"Schön, dass ich dich endlich auch mal persönlich treffe, Carolina. Das, was ich bisher gehört habe entspricht mehr als den Erwartungen, die ich am Anfang hatte."

Wer zum Teufel war dieser Typ? Sein Gesicht wirkte so vertraut aber ich wusste, dass ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

"Carolin", berichtigte ich ihn. "Und ehm, ja freut mich ebenfalls und danke, Mr..?"

"Zuyev. Aber du kannst mich Victor nennen."

Seine Augen scannten mich immer noch und für eine Weile hatte er sein Pokerface abgesetzt, sodass sich seine Mimik nun von Sekunde zu Sekunde änderte. Immer noch gelang es mir nicht, sein Verhalten zu verstehen. Langsam wurde dieses Starren echt unangenehm.

Bevor ich etwas sagen konnte, mischte sich Adam ein und irgendwie war ich dankbar dafür, denn ich wusste so oder so nicht, was ich hätte sagen sollen.

"Mr Zuyev, dann verbleiben wir, wie abgemacht. Ich melde mich dann."

"Danke Adam. Wir hören voneinander und Carolin - es hat mich sehr gefreut."

Einen Moment lang hätte ich schwören können, dass sein Blick ganz plötlich ein schmetzerfüllter war, doch er setzte schnell wieder sein Pokerface auf.

Mit einem Kopfnicken drehte er sich um und begab sich in Richtung des Gebäudes.

"Setz dich rein, wir fahren nach Hause."

Adams Stimme unterbrach meinen Gedankengang.

Ich gab ein"sicher" von mir und setzte mich auf den Beifahrersitz.

Die ersten paar Minuten der Fahrt verbrachte ich damit, mir das Gesicht des Fremden von vorhin zu verinnerlichen. Sein Verhalten war äußerst komisch und nicht gerade deutsam. Laut seiner Aussage, ich würde seine Erwartungen übertreffen, müsste das wohl einer dieser Leute sein, für die Adam arbeitete. Obwohl ich mir die Leute nicht ganz so freundlich vorgestellt hatte.

"Adam, wer war das?"

Wir standen gerade an der wahrscheinlich einzigen Ampel im Umkreis von 30 km und Adam spielte lieber an dem Schaltknüppel des Wagens herum, als mir zu antworten. Wollte der Typ mich grade verarschen?

Caro AssWo Geschichten leben. Entdecke jetzt