Kapitel 7

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Kapitel 7:

21:47 Uhr? Das konnte doch nicht wahr sein. Nach dem ganzen Kaffe war ich tatsächlich eingeschlafen. Dieser Tag war einfach zu lang!

Schnell sprang ich in die Dusche. Was wird mich heute nur erwarten? Wo habe ich mich da hinein begeben? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich drehte den Duschhahn immer weiter nach rechts, bis eiskaltes Wasser heraus kam. Irgendwie musste ich wieder runter kommen, um klar denken zu können.

Würde ich um 22:30 Uhr unten stehen oder nicht? Klar - ich konnte das Geld mehr als alles andere gebrauchen, aber war es das wert? So sehr Adam mich manchmal beeindruckte und fast schon anzog, so sehr beängstigte er mich zu gleich. Würde er David tatsächlich etwas antun? Egal! Allein schon aus Neugier musste ich sehen, was mich heute Nacht erwarten würde.

Noch 13 Minuten. Schon wieder die Zeit vergessen. Schnell durchkramte ich die Tüten mit den Kleidern, die ich von Karl bekommen hatte. Nicht zu sexy sollte es sein, das war ich einfach nicht gewohnt. Oder sollte ich vielleicht versuchen, meine Gegenspieler genau so zu verwirren, wie ich es vorhin schon bei Adam geschafft hatte?

Letztendlich entschied ich mich für ein schwarzes, mit Pailletten besetztes Kleid. Auf der einen Seite das klassische kleine Schwarze, auf der anderen Seite zogen die glitzernden Pailletten doch schon etwas Aufmerksamkeit auf sich. Auch der Ausschnitt war nicht zu klein, trotzdem wirkte ich noch nicht so nuttig wie Elisabeth es tat, als ich sie das erste mal sah.

Ich warf mir das Kleid über und zog mir schnell meine einzigen High Heels an, die ich besaß. Ein wenig Puder, Wimperntusche und etwas Rouge auf die Wangen. Zum Schluss noch Lipgloss und fertig war ich. Zufrieden sah ich in den Spiegel. Ich sah gar nicht schlecht aus. Stilvoll versteht sich.. Meine langen Haare hatte ich einfach offen gelassen.

Gekonnt hatte ich das Klingeln, welches ich nun seit nahezu 5 Minuten ununterbrochen ertragen musste, ignoriert. Es war gerade mal 22:32. Hatte er tatsächlich gedacht, ich würde unten auf ihn warten? Ha, der konnte was erleben. Nichts würde ich für ihn tun. Das ganze hier tat ich nur für mich.

Oder?

So selbstsicher wie es nur ging, schritt ich die Treppe herunter. Dann sah ich Adam. Er sah besser aus als je, das musste ich ihm eingestehen. Sein Blick war starr zur Seite gerichtet. Die schwarzen Haare hatte er streng nach hinten gekämmt und so hatte ich einen freien Blick auf sein makelloses Gesicht, welches von dem Licht im Treppenhaus angestrahlt wurde.

Krieg dich wieder ein, Carolin! Für so etwas war nun wirklich keine Zeit. Als ich die Tür nach draußen öffnete richtete sich Adams Blick auf mich. Kurz sah ich etwas in seinen Augen aufblitzen. Sah er mich etwa so an, wie ich es eben bei ihm getan hatte? Doch nach ein paar Sekunden war der Moment auch schon wieder vorbei. Anscheinend war es doch nur seine Wut, die ich gesehen hatte. Denn im nächsten Moment brüllte er mich so sehr an, dass ich Angst hatte, die Adern an seinem Hals würden platzen. „Hast du keine Uhr in deiner Bruchbude? 22:30 Uhr habe ich gesagt! Fang bloß nicht an dir etwas einzubilden, nur weil du das erste mal in deinem Leben anständige Klamotten trägst!“

Wie versteinert stand ich da. Adam konnte einem definitiv Angst machen. Wortlos öffnete er die Beifahrertür, ging um das Auto herum, stieg ein und startete den Motor. Erst jetzt bemerkte ich mit was für einem Auto er da vor meiner Haustür stand. Da war doch tatsächlich ein feuerroter Ferrari genau für meinen Augen und ich hatte es nicht einmal bemerkt. Es handelte sich um einen Ferrari 450 Speciale aus dem Jahr 2013. 605 PS von 0 auf 100 in drei Sekunden. Mit Autos kannte ich mich aus. Kurz verschwendete ich einen Gedanken an meine Kindheit, als ich oft mit meinem Vater Automagazine durchblätterte und fachsimpelte. Selbst heute noch war ich immer darüber informiert, welche Modelle neu auf dem Markt waren. Auch das Poker spielen hatte ich von meinem Vater gelernt. Doch noch bevor ich mich zu sehr in die Erinnerungen hinein graben konnte und die Trauer in mir aufsteigen konnte, die diese mit sich brachten, wurde ich durch ein Räuspern von Adam aus meinen Gedanken gerissen. Schnell setzte ich mich neben ihn und schloss die Tür.

Ehe ich mir den Gurt anlegen konnte, war Adam auch schon losgefahren. Wow, der Klang des Motors war echt Musik in meinem Augen. Durch die anfängliche Begeisterung hatte ich meine Nervosität fast komplett vergessen, doch nun kam sie doch wieder hervor. Adams schweigen hatte da auch nicht gerade eine beruhigende Wirkung.

„Also.. ehm.. wo genau gehen wir heute eigentlich hin?“

„Wir? Wir gehen nirgend hin“, lachte Adam, „das kannst du schön alleine machen. Ich bin nur dein Fahrer.“

Na super, dachte ich. Jetzt war ich also auch noch auf mich allein gestellt.. Wir fuhren gefühlte 2 Stunden. Allerdings glaube ich, 40 Minuten trafen es eher. Trotztem hatte ich mit solch einer langen Fahrt nicht gerechnet. Ich war davon ausgegangen, dass ich genau wie letztes Mal irgendwo in der Stadt pokern würde, doch stattdessen wurde die Gegend, durch die es uns zog, immer und immer ländlicher.

Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Adam würde mir doch nichts antun? Aber nein, was hätte er denn schon davon. So würde ich ihm wenigstens noch etwas Geld erspielen. Für mein Verschwinden würde sich ja sonst sowieso niemand interessieren und Geld konnte er sich von einer Entführung sowieso nicht erhoffen.

Ich sah Adam dennoch besorgt an. Er schien meinen Blick zu bemerken und hielt kurz am Straßenrand an.

Er legte seine Hand auf meine Schulter und sah mich eindringlich an: „Hey Carolin. Du schaffst das schon. Ich habe nicht ohne Grund den Auftrag bekommen, genau dich zu holen. Ich glaube an dich.“

Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Diese Worte aus seinem Mund. Hatte Adam etwa doch noch eine andere Seite? Aber Recht hatte er. Letztes Mal hatte ich es meinen Gegenspielern gezeigt und auch heute würde ich es dem gleich tun.

Schließlich kamen wir an einer kleinen Hütte an. Sie war wirklich sehr abgelegen. Rund herum waren nur Wiesen und Felder. Nicht mal Straßenbeleuchtung gab es hier. „Na los, steig schon aus“, motze mich Adam auf seine übliche Art an. Die netten Worte gerade, mussten wirklich ein Ausrutscher gewesen sein.

Adam kam mir hinterher und gerade wollte ich die Tür zu dem Häuschen öffnen, da packte er mich am Arm und zog mich gefährlich nah an ihn heran. Ganz genau konnte ich in seine hellen Augen blicken. Er lehnte sich noch näher zu mir herunter, so dass wir uns fast berührten, unsere Münder waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und Adam sah mich mit festem Blick an.

„Viel Spaß“, hauchte er mit tiefer Stimme und ich sah ein nahezu hämisches Grinsen in seinem Gesicht aufblitzen. Stumm drehte Adam um und ging einfach zu seinem Sportwagen zurück und fuhr davon.

Wieso hatte er das mit solch einem verräterischen Grinsen gesagt? Wieso fuhr Adam einfach davon? Ich hatte gedacht, er würde hier draußen auf mich warten. Was wenn etwas schief ginge? Was würde mich da drinnen nur erwarten?

Jetzt durchzuckte mich pure Angst und ich ging die letzten Meter zu der alten Holztür. Ich drückte die eiserne Klinke nach unten. Mit einem Knarren öffnete sich die Tür.

Als ich einen Blick in den Raum vor mir erblicken konnte, blieb mir der Mund offen stehen. Mit dem, was mich da drinnen erwartete, hatte ich nicht gerechnet.

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~ gez. shade

(unsere Gastautorin ;))

Caro AssWo Geschichten leben. Entdecke jetzt