~ Kapitel 1 ~

32 0 13
                                    

Finnland, eine kleine Stadt nahe der Westküste


Ethan-Elliot war ein relativ normaler Junge, auch wenn er sich für seine gerade achtzehn Jahre viel erwachsener verhielt, als man es von einem Jungen seines Alters erwarten würde. Im Gegensatz zu seinen Klassenkameraden ging er kaum auf irgendwelche Partys, verabscheute Alkohol und hasste Zigarettenrauch. Wenn er ehrlich war konnte er nicht mal mit Energy-Drinks umgehen, deren süßer Geruch allein ausreichte, um ihm auf den Magen zu schlagen. Wenn sich seine Freunde über die Mädchen des Jahrgangs unterhielten oder über die jüngeren Sprachen, welche in den Klassenstufen unter ihnen waren, schaltete er eigentlich immer ab. Seine Persönlichkeit ließ sich wohl am besten zusammenfassen, wenn man sagte, er sei relativ berechnend und gab sich kühl. Ethan lächelte nicht allzu oft, lachte noch seltener und trug dafür umso öfter einen nichtssagenden Ausdruck auf dem Gesicht, welcher von den meisten, je nach Situation, als kalt oder gelangweilt wahrgenommen wurde.
Er kleidete sich meist unauffällig und am liebsten in dunklen Tönen. Meist trug er schwarz oder grau, nur ab und an war mal ein wenig dunkelblau dabei und mit ganz viel Glück erwischte er am Morgen mal ein weißes T-Shirt, wenn er in den Schrank griff. Seine schwarzen Haare waren relativ lang und hingen ihm etwa bis zu den Schultern, auch wenn sie so gut durch gestuft waren, das sie stets verwuschelt waren und immer in alle möglichen Richtungen abstanden, wenn er sie nicht bändigte. So machte er in den meisten Fällen einen Zopf und stritt sich in stressigen Phasen immer mit den paar Strähnen, welche ihm ins Gesicht hingen. Seine grünen Augen waren im Normalfall eigentlich das einzige, was seine Emotionen zeigte, doch die meisten waren nicht dazu in der Lage, das glitzern in den moosgrünen Irden zu deuten und so beschrieben die Leute seinen Blick als monoton und nichts sagend. Seine Stimme war angenehm und wenn er Mal redete hörte man ihm in der Regel sehr gern zu. Der Bariton machte ihn zu einem relativ guten Sänger, auch wenn er lediglich im Chor der Schule war, um es in seinem Lebenslauf zu verwenden und damit eventuell glänzen zu können, da er nicht der größte Sportler war. Er ging ab und an joggen und war relativ ausdauernd, doch das Interesse an Fußball oder einer anderen Ballsportart hatte ihn nie gepackt. Wasser mochte er nicht sonderlich, also hatte er Schwimmen gar nicht erst versucht und nach zwei Wochen Probe im Leichtathletik Club hatte er aufgegeben, verstehen zu wollen, was die Sportler so sehr motivierte das sie weiter machten. Letzten Endes hatte er einfach nichts gefunden was besser zu ihm passte als der Chor. Ganz falsch war seine Wahl sicher nicht gewesen, denn der Lehrer gab ihm häufig kleine Soloparts und Ethan selbst konnte nicht behaupten, dass es langweilig war. Er war so oder so immer ein relativ großer Fan der Musik gewesen und hatte seine dunkelgrünen Overhead Kopfhörer meist in der Tasche oder um den Hals, da er gern einfach ein paar Lieder hörte, um sich zu entspannen.
Mit seiner Familie hatte er auch viel weniger Stress, als die meisten seines Alters. Er hatte eine größere Schwester, welche momentan Kunst studierte, auch wenn er nicht verstand was sie damit später anfangen wollte. Seine Mutter war eine liebevolle Frau, welche in einem Kindergarten arbeitete und sich sehr liebevoll um ihre Gruppe, wie auch um ihre eigenen Kinder Zuhause kümmerte und sein Vater arbeitete in einer relativ großen Firma. Er war gelernter Architekt und Verstand genug von seinem Handwerk, um einen gut bezahlten Job zu haben und diesen auch halten zu können.

Ethan ging es also nicht schlecht. Sicher gab es Familien die mehr hatte, aber das brauchte er nicht und wenn er ehrlich war, dann würde er auch mit weniger klar kommen. Seine Eltern bemühten sich stets, dass er immer die besten Möglichkeiten hatte, doch er empfand Mitleid gegenüber jenen Familien, welche das nicht tun konnten und weniger hatten. So kam es relativ häufig vor das er in seinen Ferien in einem Waisenhaus aushalf und den Kindern dort versuchte eine Stütze zu sein.
Meist unternahm er mit diesen etwas und ging zum Beispiel in den Wald, um dort mit den Kindern etwas zu spielen. Das gefiel den Kleineren und auch er konnte die Natur in aller Ruhe genießen, was er allgemein sehr gern tat. Während die meisten Jungen seines Alters sich trafen, um auf Partys zu gehen oder Zuhause blieben und zockten, fühlte sich Ethan immer zur Natur hingezogen und war die meiste Zeit irgendwo draußen unterwegs, wenn er nichts mehr für die Schule erledigen musste. Er liebte die weiten Landschaften seiner Heimat. Die Wälder und Seen, Berge und das Meer, welches nicht allzu weit entfernt waren. Die Klänge dieser Stille erfüllten ihn immer mit dem Gefühl Zuhause zu sein, als hätte er endlich den Ort gefunden, an welchem er für immer verweilen wollte. Dabei gefielen ihm besonders die vielzähligen Klänge des Waldes, welche zusammen ein Orchester ergaben, das jedoch merkwürdig leise spielte, wenn man es mit den aufbrausenden Tönen des Meeres verglich.
Er bevorzugte die dichten Wälder, in welchen seine Familie pflegte, ausgiebige Wanderurlaube zu machen. Er gehörte nicht zu jenen, die im Sommer gern am Strand lagen und sich von der Sonne brutzeln ließen als wäre er ein Steak in der Pfanne, was wohl ein weiterer Beweis dafür war, dass er nicht gerade als der ‚Normale' abgestempelt werden konnte.

Tears of BrotherhoodWhere stories live. Discover now