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Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse und fokussierte den Wolf vor mir. Pascal, der Beta von dem Westlichen Rudel, stand mir gegenüber und fletschte die Zähne.

„Los! Leg ihn um!" rief meine beste Freundin Zoe vom Rand der Arena. Ich konzentrierte mich darauf den groben Angriffen aus zu weichen. Er war größer und stärker als ich, jedoch brauchte er länger um seinen massigen Körper zu bewegen, sodass ich mit meiner Schnelligkeit punkten konnte. Ein gezielter stoß in die Flanke und ich riss ihn um.

„Super Hanna!" freute sich Zoe und sprang mir um den Hals. Ich brummte zufrieden und leckte ihr einmal über das Gesicht. Erschöpft ließ ich mich am Rand der Arena nieder und sah mich um.

Wie jedes Jahr zu den Alphaspielen tummelten sich Menschen und Werwölfe in der Arena. Vor vielen Jahrhunderten wurde ein packt geschlossen, der besagt, das alle in Frieden leben sollen. Mein Vater ist der Alpha des größten Rudels weit und breit. Außer unserem Rudel gibt es noch drei weitere welche alle friedlich mit den Menschen auskommen. Die Alphaspiele waren früher um einiges Brutaler als heute. Es wurde gnadenlos abgeschlachtet und gemordet, jeder wollte Alpha werden. Heute haben Werwölfe die Chance sich zu melden, und öffentlich vor den Augen der Menschen und aller Rudelmitglieder um den Platz des Alphas zu kämpfen. Bis jetzt hatten sich immer wieder Wölfe gemeldet, jedoch hatte keiner eine Chance gegen meinen Vater.

„Was liegst du hier denn so Faul rum?" fragte mich Zoe. Ich zuckte mit den Schultern und stand auf. Langsam trottete ich aus der Arena, passierte Gänge und Türen bis ich vor meinem Zimmer ankam. Ich verwandelte mich zurück und suchte mir eilig bequeme Sachen aus meiner Reisetasche. Danach machte ich einen Abstecher zu der Kantine und nahm mir, Pascal und Zoe einen Muffin mit.

„Hier, was für den Verlierer" grinste ich und warf Pascal den Muffin zu. Er fing ihn schmunzelnd auf und biss genüsslich in den luftigen Teig.

„Du kämpfst gut. Seit dem letztem Jahr hat sich da ordentlich was getan" sagte er.

„Dankeschön" Ich freute mich sehr über dieses Kompliment. Pascal ist in meinem Alter, also 19 Jahre und schon ziemlich lange Beta. Sein Vater ist früh verstorben und daher konnte er seine Position rasch übernehmen.

„Was denkst du wer sich heute Meldet?" fragte er mich. Ich legte den Kopf schräg und schaute durch die Reihen.

„Hast du eine Idee?" wollte ich wissen.

„Siehst du den Typen da?" fragte er und nickte zu einem Schwarzhaarigen riesen, welcher neben einer Frau und zwei weiteren Männern stand. Gelangweilt starrte er ins leere und fuhr sich mit der Hand durch seine Frisur.

„Er?" fragte ich erstaunt. Ehrlich gesagt machte er nicht den Eindruck als wolle er unseren Alphas den Posten streitig machen.

„Hmm sieh mal genau hin. Er ist ein Hybrid." Flüsterte Pascal. Verwirrt runzelte ich die Stirn und suchte nach den Details.

Und tatsächlich. Seine Ohren waren kaum merklich spitzer geformt als die der anderen. Als hätte er meinen Blick gespürt wendete er sich zu mir und durchbohrte mich mit seinen Sturmgrauen Augen. Pure kälte machte sich in mir breit.

„Wer ist das?" wollte ich wissen.

„Theis. Er wurde vor ein paar Jahren verbannt weil er sich in den Vollmondnächten nicht unter Kontrolle hatte und duzend Familien ausgelöschte."

Ich nickte langsam und beobachtete ihn, wie er zu den andern etwas sprach. Aus seinem Oberkiefer ragten dabei deutlich auf jeder Seite je zwei Fangzähne hintereinander heraus, welche deutlich spitzer waren als unsere.

Stammt ein Werwolf zur hälfte von einem Vampir ab, so entsteht eine Bestie, welche sich Klischeehaft an Vollmondnächten nicht kontrollieren kann.

"Wir sollten uns schon mal auf unsere Plätze setzen." sagte Zoe und deutete auf die Reihen vor uns, welche sich langsam füllten. Bald würde mein Vater die Jährlich bekannte Rede halten.

Ich folgte Pascal und Zoe zu der ersten reihe, wo wir gleich auf die anderen Alphas und Betas trafen.

"Hanna!" rief meine Mutter nach mir. Ich nahm sie lächelnd in den Arm und setzte mich neben sie.

Als sich wenige Minuten später alle gesetzt hatten, trat mein Vater in die Mitte der Arena und begann zu sprechen.

"Ich freue mich euch als das Oberhaupt der 4 Rudel begrüßen zu dürfen. Der frieden zwischen Werwölfen, Vampiren und Menschen besteht jetzt schon mehr als 100 Jahre und es freut mich sehr das alle beteiligten ihr bestes geben damit das auch weiterhin so bleibt."

Die Zuschauer unterbrachen meinen Vater indem sie ihm laut zujubelten. Auch ich klatschte anstandshalber in die Hände, wobei mich diese Rede schon immer gelangweilt hatte.

"Trotzdem muss ich wie jedes Jahr fragen ob jemand meinen Rang bestreiten möchte. Sollte dies der Fall sein, so möge er bitte jetzt zu mir kommen."

Ein murmeln ging durch die Leute, als sich Theis durch die Reihen drängte und mit hoch erhobenen Hauptes auf meinen Vater zuschritt. Meine Mutter schnappte erschrocken nach Luft und hielt sich die Hand vor den Mund. Pascal führte ein inniges Gespräch mit Bella, dem Alpha seines Rudels.

"Was willst du hier? Du hast hier nichts verloren!" zischte mein Vater. Die Zuschauer wurden Hellhörig und lehnten sich weiter nach vorn. Bei meine Vater angekommen standen sich die beiden Männer Kopf an Kopf gegenüber und starrten sich in die Augen.

"Ich hab meine Strafe abgesessen." hörte ich Theis sprechen. Seine Stimme war tief und rau, bescherte mir eine Gänsehaut.

"Du wurdest verbannt!" knurrte mein Vater.

"Richtig. Vor Zweihundert Jahren. Ich hab das recht dich heraus zu fordern."

Mein Vater schaute angestrengt zu uns. In seinem blick lagen sämtliche Gefühle wie Wut, angst und Nervosität. Auch die Zuschauer und anderen Alphas warteten gespannt auf seine Reaktion.

"Dann Solls so sein." sagte er.

"Nein." hauchte meine Mutter und blinzelte die Tränen weg.

"Was ist denn los?" fragte ich sie.

Sie kam nicht dazu, mir eine Antwort zu geben, denn die Zwei Gegner in der Arena hatten sich bereits in ihre Tierische Gestalt verwandelt. Mein Vater war ein wunderschöner weißer Wolf mit unglaublich dunkel braunen Augen. Er war groß, hatte schönes, langes und vor allem Gepflegtes Fell. An seinem Rechten Ohr war das Fell etwas dunkler. Die Menge Jubelte als er ein kurzes Kräftiges Heulen ausstieß, welches an den Wänden der Arena wieder hallte.

Theis war anders. Im entferntesten erinnerte er mich an einen Löwen. Sein Graues Fell, welches weder zu dunkel, noch zu hell ist, war ungefähr bis zu den Schultern etwas länger. Es umgab seinen Mächtigen Kopf wie ein schützender Kranz. Unter den restlichen, etwas kürzeren Härchen zeichneten sich starke Muskelstränge ab. Er gab nur ein dumpfes Brummen von sich, welches mir persönlich allerdings durch mark und bein fuhr.

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