»Freut mich, dass sie dir auf die Nerven gehen.«, gab ich zu. »Ich brauch deine Hilfe. Gib mir eine Sekunde und ich bring diese Leute an einen anderen Ort.«

Ich umgriff den Dolch in meiner Hand fester. In meinen Händen spürte ich, wie eins der anderen Kristalle aufleuchtete. Mit all der Konzentration die ich aufbringen konnte, verschob ich alle Seelen -mit Ausnahme von Des- in den anderen Kristall. Ich baute eine Landschaft, ohne Bäume oder sonstige Gegenständen. So konnten sie sich nicht streiten. Den Boden machte ich zu heißen Platten, unter denen Lava floss. An manchen Stellen rissen die Platen auf und Lava schoss in die Höhe. Die Sonne schien auch noch von oben herab.

Schnell verschwand ich aus der unerträglichen Hitze und kehrte zu Des zurück. Er wartete angelehnt unter dem selben Baum, wie letztes Mal und biss genüsslich in den Apfel.

»Also wobei brauchst du meine Hilfe?«, fragte er provokativ.

»Du musst mir alles über die Drillinge erzählen. Ich esse gleich mit ihnen und ich werde wohl in jedes Fettnäpfchen treten.« Er lachte. »Zum Glück bin ich nicht dabei. Ich würde es nicht überleben.«

»Naja...«Verdammt was hatte ich nur gemacht. Ich würde Zach noch brauchen. Er durfte nicht sterben. »Sagen wir mal, dass du hypothetisch dabei wärst. Warum würdest du nicht überleben?«

»Ich habe vielleicht rein hypothetisch gesprochen, bei unserem letzten Besuch die Siedlung zerstört.«, sagte Des betreten.

»Warum?«, fragte ich.

»Es war keine Absicht.«, schwor er. »Es hat angefangen zu brennen und ich habe vielleicht etwas zu viel Wasser über die Bäume geschwemmt. Viele sind umgefallen.«

Fast hätte ich gelacht. »Du hast also mein Körper, mit der neuen Seele mitgenommen?«, fragte Des mich und warf mir einen Blick zu, den ich nicht lesen konnte.

»Ja.«, entgegnete ich.

»Es ist Luc nicht wahr?«, fragte er mich. »Bei deinem letzten Besuch hast du gesagt, dass es jemand ist der dich nicht verraten würde. Also hast du etwas gegen die Person in der Hand oder es ist Luc.«

»Ich vertraue Luc nicht.«

»Na klar tust du das. Ihr habt euch weggeschlichen. Und wolltet zu zweit Mehyl aufhalten.«, warf er mir vor.

»Wir waren nicht zu zweit. Bist du etwa neidisch, dass dich niemand eingeladen hat?«, fragte ich belustigt.

»Natürlich. Ich dachte wir wären ein Team.«, erwiderte er, mit einem wütenden Funkeln in den Augen. »Es war immer wir zwei gegen die Welt.«

»Du hast mich verraten.«, sagte ich ruhig. »Anscheinend war es also die richtige Entscheidung dich außenvor zu lassen. Du hast kein Recht auf mich wütend zu sein.«

»Mir reicht es!«, schrie er. »Ich werde nicht dein Sündenbock sein. Nachdem ich zwei Leben lang immer nur das gemacht hast was du wolltest. Ich hab dir bei deinem Plan geholfen und du hast mir immer nur Krümel zugeworfen. Genau wie jedem anderen. Du wolltest mir nicht einmal deinen ganzen Plan sagen. Und trotzdem habe ich dir immer geholfen.«

»Vielleicht war Mayser ja doch nicht so dumm wie ich dachte. Wahrscheinlich hat sie schon in dir den Verräter gesehen, der du wirklich bist.«, gab ich zurück.

»Rede nicht so von ihr!«, warnte mich Des. »Sie wusste das ich kein Verräter bin.«

»Da lag sie wohl falsch!«

»Du liegst falsch.«, entgegnete Des. Er war mir so nahegekommen, dass ich das wütende Funkeln in seinen Augen sehen konnte. »Ich habe dich nicht verraten. Wenn hier jemand verraten wurde, dann ich.«

»Na klar, Des. Rede dir das ein, wenn es dich Nachts besser schlafen lässt.«, erwiderte ich genervt.

»Diese verdammten Perlen!«, murmelte er.

»Was haben die damit zu tun?«, fragte ich.

»Die sollten dir langsam die Wahrheit sagen.«, gab er zurück.

»Dusselige Erinnerungen an dich? Meinst du die?« Die würden ihm auch nicht helfen. Das waren nicht meine Erinnerungen.

»Nein. Nicht nur.«, sagte er und schaute mich prüfend an. »Weiß du was. Ich habe die Nase voll. Wer weiß, was du wirklich in den Perlen gespeichert hast. Ich erzähle dir die Wahrheit.«

»Von einem Lügner die Wahrheit zu hören? Ich weiß nicht ob das möglich ist.« Er sah mich flehend an und ich ließ ihm aussprechen. Des schien all seine Nerven zu bündeln, bevor er zu sprechen begann.

»Ich habe dich wirklich nicht verraten. Das war alles Maysers Plan.«, sagte er endlich. »Du wolltest, dass ich mich Mehyl anschloss. Mehyl sollte denken, dass ich es hinter deinen Rücken tat. Jahrzehnte lang habe ich auf deine Bitte hin, schreckliche Dinge getan. Du hast mich dazu gebracht. Also hast du kein Recht mich als Verräter zu bezeichnen, nur weil du dich nicht mehr daran erinnerst. Ich habe das alles für unser Volk getan.« Seine Augen suchten meine. Sie flehten mich an ihm zu glauben.

Oh Mann. Da hatte er genug Zeit gehabt, um sich eine plausible Geschichte einfallen zu lassen und das war dabei rausgekommen.

»Wenn die Perlen das in nächster Zeit bestätigen, werde ich dir glauben. Davor werde ich das sicherlich nicht tun. Wir wissen doch alle, wie manipulativ du bist.«, entgegnete ich.

»Das klingt nach Luc.«, sagte er enttäuscht.

»Er hat mir von eurem Streit erzählt.« Seine Augen verengten sich.

»Ich bin nicht stolz darauf, was ich Luc angetan habe, aber er wollte mir nicht helfen und es blieb nicht mehr viel Zeit.«, gab er zu. »Zum anderen kann er glücklich sein, dass er seine Ex-Freundin los ist.«

»Meine Worte.«, murmelte ich.

»Ich würde dich niemals anlügen, Mayser.«, versprach er.

»Hast du aber für über ein halbes Jahr.«, widersprach ich ihm.

»Du hast es aber von mir verlangt. Und ich habe nicht gelogen. Mayser wollte, dass ich dir nicht erzähle, was ich für die dunklen Neyfrem tun muss.«, wiederholte er sich.

»Für diese Unterhaltung bin ich nicht gekommen.« Seine Ausreden drehten sich immer wieder um das gleiche. Ich war es satt ihm zuzuhören. »Erzähl mir mehr über Aryn und Ceyl.«

»Du musst dich vor ihnen in Acht nehmen. Ceyl wird sofort merken, dass etwas nicht mit dir stimmt. Hol mich zurück in meinen Körper und ich helfe dir.«

Dark Neyfrem #2Where stories live. Discover now