[4] Die Reinheit

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„Hier ist deine Auszahlung und danke das du nochmal so kurzfristig eingesprungen bist." Mit einem klein aufgebrachten Lächeln, nehme ich es entgegen und verabschiede mich. Die Schicht ist heute sehr anstrengend gewesen und ich musste auch noch Überstunden machen, aber für das Geld ist es eben notwendig. Neben meinem IT-Job, nehme ich mir manchmal noch extra Stunden und bin froh, wenn sie mich mal eintragen lassen. Ich versuche immer noch zu realisieren, was ich miterlebt habe. Zwei Männer wurden auf brutalster Weise vor meinen Augen umgebracht und der Geistesgestörte Mörder läuft immer noch frei herum.

Die dunkle Nacht ist kühl und ich spüre, wie sich die kleinen Härchen auf meinen Armen aufstellen und ich erschöpft eine Strähne aus meinem Gesicht puste. Der Weg ist tatsächlich nicht soweit von meiner Wohnung entfernt, weshalb ich zu Fuß gehe, um den hohen Sprit-Preisen weitestgehend zu entkommen.

Verwundert schaue ich auf die Stelle, wo der schmierige Stalker eigentlich immer auf mich gewartet und mich einfach nur aus der Ferne beobachtet hat. Komisch, eigentlich hat er jeden Tag genau an der Laterne gestanden und mich regelrecht mit seinen Blicken belästigt. Hat er endlich aufgegeben? Darauf kann ich nur hoffen, denn die Freigestaltete Paranoia, lässt mich vor allem und jedem Abstand nehmen.

Sobald ich meine Wohnung betrete, mache ich mich auf dem direkten Wege zur Dusche und nehme mir ausgiebig die Zeit, meine Muskeln zu entspannen. Ich nehme mir den weißen Bademantel und binde es mir zu, während ich durch mein dunkles Appartement stolziere und aufpassen muss, nicht über irgendeines der beschädigten Möbel zu stolpern. Die Wohnung ist so klein, dass die offene Küche mit dem Wohnzimmer zusammengetan werden musste und ich mich echt schwer tue, im Dunklen zu den Schränken zu gelangen. Die wohl größte Verunstaltung fand eben hier statt, als ich endlich bei den letzten Gläsern ankomme, die noch nicht zertrümmert wurden, schenke ich mir ein Glas ein und trinke alles mit einem Mal aus.

„Kleines." Geschockt, drehe ich mich langsam zu der viel zu tiefen und dunklen Stimme um und sehe die Silhouette auf dem Sofa sitzen, während das Mondlicht sein Seitenprofil entlarvt. Das verrückte Grinsen liegt wieder auf den Lippen und ich schüttle ungläubig den Kopf, während der Griff um die Theke fester wird.

Die Augen des Geisteskranken treffen auf die der meinen und eine lange Zeit, starrt er mich Wortlos an. Ohne den Blickkontakt abzubrechen, nehme ich so schnell ich kann, dass naheliegende Messer zur Hand und sehe zu, wie er im nächsten Moment ein Loch neben mich her schießt und ich wie auf Knopfdruck, dass Messer fallen lasse. Mit großen Augen ducke ich mich und halte mir meine Ohren zu. Was macht dieser Irre hier und wie ist er in meine Wohnung gekommen?

„Ich werde dir nichts tun. Ich will normal werden, wie du sein. Mit deiner Hilfe, werde ich Weichherziger. Hilf mir die Menschen zu verstehen und ich verspreche dir, dich leben zu lassen." Ich höre die Schritte die sich mir nähern und ich krabble auf allen Vieren soweit es mir möglich ist, aus dem Raum.

„Du bist doch Krank!" Schreie ich zurück und krabble schnell in die viel zu dunkle Ecke, die mich weitestgehend verdecken dürfte.

„Du bist die erste Person gewesen, der ich nach einem Insultierenden Akt nicht gleich den Kopf durchlöchert habe. Ich habe zum ersten Mal so-etwas wie wahre Gnade gezeigt. Das Gefühl der Reinheit hat mich getroffen und du bist voll von solcher, also behandle mich und ich erlaube dir weiterzuleben."

„Calia." Flüstert er und zieht mich aus der Ecke, während ich aufschreie und versuche mich zu wehren. Ich schaue panisch in sein Gesicht und schüttle bloß den Kopf, während sein Griff mir keinen Ausweg gewährt. „Bitte, Bitte lass mich los!" Mit einem von Tränen überzogenen Schleier, versuche ich so stark ich nur kann aus seinen Armen zu entfliehen. So plötzlich schubst er mich gegen die Wand und ich tue mich schwer, wieder aufzustehen. Das Grinsen wird breiter und er atmet vor Wut aus. „Ich hasse wimmernde Menschen. Du machst es mir nicht gerade einfach, die Gnade aufrechtzuerhalten." Mit großen Augen, versuche ich meinen Atem zu regulieren und halte mich an den Wänden fest.

„Ich gestatte dir, dich zu entscheiden. Entweder du hilfst mir etwas Menschliches zu finden, oder ich knalle ich hier und jetzt ab." Sein Grinsen wird breiter, während der Blick sich intensiviert und ich einfach mit dem Kopf zu schütteln beginne.

„Ich-" Diesmal darf ich mir nichts falsches erlauben. Mein Blick landet auf der Waffe, die er mit seiner rechten Hand umklammert und ich schließe bloß die Augen.

„Ich tues, nur bitte nicht heute!" Mit diesem Stichwort dreht er sich Wortlos um und will gerade zum gehen ansetzten, da dreht er sich um und packt an meinem Hinterkopf um mich so nahe an sein Kopf zuziehen, dass ich kurz einige Male blinzeln muss, um ihn zu erkennen. Er setzt die Waffe an meinem Kopf an und stupst sie einige Male gegen die Schläfe.

„Halte dich nicht daran und ersticke an deinem Blut, Calia." Damit lässt er endlich von mir ab und verschwindet aus meiner Wohnung.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 23, 2023 ⏰

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