5. Fünf

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Kaia

Etwas verzweifelt saß Grayson nun vor mir und ihm war eindeutig anzusehen, dass er so eine Situation am liebsten vermieden hätte. Doch irgendetwas bewegte ihn wohl dazu, mich nicht einfach allein gekränkt hier sitzen zu lassen.

"Interessiert dich das wirklich oder fragst du nur damit du ohne schlechtem Gewissen wieder gehen kannst?", murmelte ich leise und schob mein Buch ein wenig zur Seite.
Mehrere Haarsträhnen fielen mir ins Gesicht, da ich meinen Kopf gesenkt hielt um meinen Bodyguard nicht direkt ansehen zu müssen.

Seufzend schob er seine Hand von meiner Schulter und meinen Arm entlang, wodurch sich unsere Blicke wieder trafen.
"Sag einfach was los ist, Kaia."

Was war nur los mit diesem Mann?

Wieso streifte er mitten in der Nacht durch die Gänge, nur um mir dann ein Buch von Regal zu holen?

Gehörte das wirklich zu seinem Job?

"Kaia."

"Wie bitte?", erkundigte sich mein Gegenüber.

"Du hast mich Kaia genannt... nicht Eure Hoheit oder Prinzessin", erklärte ich und stellte dabei erstaunt fest, dass es mich überhaupt nicht zu stören schien.

Leise lachend nahm er seine Hand von mir und richtete flüchtig die Ärmel seines Anzuges.
"Das ist das einzige was Sie im Moment beschäftigt? Da gibt es doch sicher noch etwas anderes, das Ihnen durch Ihren hübschen, blonden Kopf geht."

Ich steckte meine Hand erneut in die Chipstüte neben mir und nahm ein Stück nach dem Anderen in den Mund, wobei ich mit voll gestopften Backen sagte: "Natürlich nicht."

Abwartend beobachtete er mich dabei wie ich in meinem Kopf versuchte eine Erklärung zu formulieren.
"Prinz Matthew ist perfekt", platzte es aus mir heraus und Grayson konnte sich nicht verkneifen laut loszulachen.
"Und das ist dein Problem? Dass du auf irgend so einen Prinzen stehst?"

"Nein", unterbrach ich ihn und legte nun ebenfalls meine Chips weg.
"Mein Problem ist, dass er genau dann ein absolutes Arschloch sein musste, als ich gerade dachte er könnte vielleicht der Richtige sein."

Verwirrt über meine Ausdrucksweise zog er eine Augenbrauen hoch und verschränkte seine Arme vor dem Oberkörper.
"Ich höre?"

"Er hat mich gefragt ob ich noch Jungfrau bin", wisperte ich kaum vernehmbar.

"Wie war Ihre Antwort?"

"Garnichts", sagte ich tonlos. "Ich habe Matthew weggeschickt. Ich wollte nicht, dass er es weiß."

Grayson presste sein Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, wohlwissend was meine Antwort auf Matthews' Frage gewesen wäre.
"Da war Ihr Prinz Charming wohl doch nicht so charmant." Grinsend warf er einen Blick auf seine Uhr, ehe sich seine Miene versteinerte als ich vom Boden aufsprang und stumm zur Tür rannte. Ich konnte fühlen wie sich mein Puls aus Scham beschleunigte und mir jegliches Blut in die Wangen schoss.

Genau deswegen versuchte ich mich von anderen Leuten fern zu halten.
Um solchen Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen.

"Prinzessin..", hörte ich eine sanfte Stimme hinter mir, gefolgt von leisen Schritten, die mir immer näher kamen.

Für einen Moment hatte ich wirklich den Funken an Hoffnung, dass mein Bodyguard doch für mehr da wäre als mir nur hinterher zu laufen.
Aber allen Anscheines nach, hatte ich mich da gründlich getäuscht.

Da ich immer noch nicht daran dachte mich umzudrehen als sich meine Finger bereits um den Türknauf legten, nahm ich erneut Graysons' Ton war.
"Kaia."
Dieses Mal klang er um einiges lauter und bestimmender, weswegen ich zögerlich in meiner Bewegung inne hielt und einmal tief durchatmete, bevor sich mein Körper zu ihm wandte.

Er nahm mich direkt in Augenschein und in seinem Ausdruck war keine Belustigung und keine Wut, wegen meines kleinen Ausrasters gerade, zu sehen. Sein Verhalten strahlte nur noch Fürsorge aus, was mich schon fast zum Lächeln brachte.

Hätte ich es nicht besser gewusst, würde ich wahrscheinlich der Meinung gewesen sein, dieser Stimmungsumschwung wäre ein Zeichen von verspäteter Pubertät.
Da ich mich jedoch inzwischen kannte, war mir bewusst, dass ich wie immer den Leuten zu einfach glaubte und zu leicht vertraute.

"Ich hatte keinesfalls die Absicht dich zu kränken oder zu erniedrigen", flüsterte er heiser, da er inzwischen nur noch eine Armlänge von mir entfernt war.

"Das hättest du dir früher überlegen sollen", murrte ich.

"Und du hättest auf mich hören sollen. Habe ich dir nicht gesagt, dass ich bei ihm ein schlechtes Gefühl habe?"

Vielleicht hätte ich das wirklich.
Aber ich kannte Grayson kaum. Woher hätte ich wissen sollen, dass er ein Gespür für verkorkste Adelige hatte.

Meinetwegen.
Anscheinend hatten wir beide einen Fehler gemacht und auf unterschiedliche Weise überreagiert.
Ich hätte sicher nicht so empfindlich reagieren müssen und Graysons' Warnung war wohl auch teilweise übertrieben.
So schlimm war Matthew bestimmt nicht. Schließlich würde eine Heirat unserem Land sicherlich in vielen Dingen weiterhelfen.

"Was sollen die Chips eigentlich bewirken?", wunderte sich Grayson und deutete dabei mit einem Kopfnicken auf die Tüte, die umgekippt auf dem Boden lag.

"Eine Prinzessin wird doch wohl auch noch ihren Frust durch essen vertreiben können, oder?"

"Aber doch nicht mit Chips", sagte er lachend und klärte mich anschließend über seine Anspielung auf: "Habt ihr denn keine Eiscreme im Haus?"

Sofort verstand ich worauf er hinaus wollte und verließ schmunzelnd mit meinem Bodyguard die Bibliothek.

Ronan würde ausrasten, wenn er davon mitbekam, dass sich seine kleine Schwester zusammen mit einem Angestellten mitten in der Nacht durch den halben Kühlschrank fraß.

Aber in diesem Moment war mir das vollkommen egal.

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written by me (writingxines)

Also wir lieben Kaia und Grayson inzwischen schon ^^
Sonst noch wer haha?

Eigentlich wollte ich das Kapitel erst morgen uploaden, da ich aber die nächsten Tage wenig Zeit haben werde, kommt es schon heute Abend :)

Danke fürs lesen und wir hoffen das Kapitel hat euch gefallen♡

Meinungen zum Kapitel?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!

Royal Liar Where stories live. Discover now