Himmelsozean.[55]

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Er stand vor dem Fenster, die morgentliche Sonne schien ihm ins blasse Gesicht und noch immer in Gedanken versunken, starrte er in die endlosen weiten des Himmelsozeans. Sein Finger zitterten noch ein wenig und noch immer schlug sein Herz so beunruhigend schnell, er hielt es fast nicht mehr aus, er hatte Angst, dass er an diesem Gefühl zerbrach, dass auf ihn lastete, als wäre es das schwerste der Welt. Eigentlich sollte er jetzt wieder arbeiten gehen, doch er konnte Ciel nicht noch einmal allein lassen, was wäre, wenn ihm diesmal noch etwas schlimmeres passieren würde?

Am liebsten würde er jetzt einfach raus gehen, einfach irgendwohin, wo die Sorgen ganz klein waren, wo der kühle Wind ihm durch das blaue Haar wehte und die Blätter in seinen Ohren raschelten, er wollte einfach dort hin, wo er Glücklich war. Vielleicht hatte Ciel recht, vielleicht war er kaputt, vielleicht hatte er ihn zerstört, doch er wollte ihn dennoch nicht aufgeben, er liebte ihn, mit jeder einzelnen Faser seines Körpers und er war sich sicher, dass er dies für jeden einzelnen Tag seines restlichen Lebens tun würde.

Nun zierte doch ein kleines lächeln seine Lippen, am Anfang fühlte es sich noch ein wenig komisch an, gar seltsam, aber nur wenige Wimpernschläge später trug er es mit stolz und er wirbelte leise herum. Er beobachtete den schlafenden Ciel, betrachte seine zierliche Gestalt, betrachtete seine schwarzen Haare, seine rauen, geschwollen Lippen.

Er wusste, er brauchte nicht lange nach dem Ort suchen an dem er Glücklich war, denn er ist schon da, wo er Glücklich sein konnte. Er schloss seine Augen, dachte daran, wie Ciel ihm durchs blaue Haar fuhr, wie seine Stimme in seinen Ohren erklang, nie könnten der Wind und das rascheln der Blätter ihm solche Gefühle bescheren.

Die Sonne, die eben noch auf seinen Rücken geschienen hatte, erlosch, verschwand hinter dicken Wolken und plötzlich schien es so grau, so farblos in diesem Raum. Arthur sah zu den blauen Flecken in dem zarten Gesicht vor ihm, sah zu den vielen Narben und zu dem Verband um sein Handgelenk. Es verpasste ihm einen Stich im Herzen, als er dies alles betrachtete und seine Beine fühlten sich so schwach an, er konnte nicht mehr stehen, er war viel zu schwach, um weiterhin so zu existieren, um weiterhin mit Ciel zu existieren.

Zweifel plagten seinen Körper, plötzlich wünschte er sich wieder, dass der kalte Wind durch seine blauen Haare fuhr und dass das rascheln der Blätter in seinen Ohren erklang. Es war wie ein gefährliches hin und her. Er wusste, dass er ungerecht handelte, wenn er sich so etwas wünschte, aber er konnte auf einmal nicht anders. Er seufzte verloren, es schien, als könnte er nicht mit Ciel und auch nicht ohne, er war in einer Zwickmühle gegangen und unaufhaltsam versuchte sie ihn zu zermahlen, mit ihren glänzenden Metallplatten.

"Arthur? Warum stehst du da herum?" Ciel rieb sich über die müde aussehenden Augen und blickte aus dem Fenster. Seine Augen wurden riesig, als er die kleinen, weißen flocken sah, die durch die Luft schwebten. Sofort stand er auf, lief an Arthur vorbei und strich über das kalte Glas. "Arthur, es schneit, -wie schön." Ciel starrte fasziniert auf die weiße Masse und am liebsten würde er jetzt einfach raus gehen und die unschuldigen flocken auf seinem Körper spüren wollen. "Und das im Frühling." brummte der Ältere mit brüchiger Stimme und hustete einmal, damit sich der Kloß in seinem Hals lösen konnte.

Und da erkannte er es, sah es ganz deutlich vor sich. Er sah die strahlenden Augen, sah wie sie glitzerten, wie sie aufgeregt hin und her huschten. Sie waren nicht verloren, sie waren nicht kaputt oder zerbrochen. Sie waren hier, ganz, glänzend, so unglaublich schön und unschuldig wie ihre gegenseitige Liebe.

Einige Schritte lief Arthur auf Ciel zu, schlang seine Arme um die Gestalt vor ihm und legte seinen Kopf auf seine Schulter ab. So standen sie da, starr aus dem Fenster blickend und stets in dem wissen, den anderen für immer zu lieben. Er hauchte Ciel immer ein paar küsse auf seine weiße Haut und dieser lehnte sich nach liebe und Wärme suchend immer weiter nach hinten, als er es nicht mehr aushielt und sich umdrehte. Sein Bauch kribbelte und sein Herz schlug so unglaublich schnell, als er in die blauen Augen sah, die ihn fragend musterten. "Bin ich krank Arthur? Muss ich die Tabletten nehmen?" es herrschte stille im Raum, als Ciel dies aussprach und für einen kurzen Moment bereute er es gefragt zu haben.

Er wurde an den anderen herangezogen und schloss nun seine Augen. Vorsichtig sog er den markanten Duft ein und bekam eine Gänsehaut, als seine großen Hände über seinen Rücken strichen, immer weiter bis sie auf seinen Po lagen und nun vorsichtig über ihn strichen. "Nein, ich denke nicht, dass du krank bist, zumindest nicht so wie du denkst. Vielleicht solltest du die Tabletten aber nehmen, ich will dich nicht dazu zwingen, aber vielleicht wäre es hilfreich." flüsterte Arthur dem anderen ins ohr, der vor Erregung nickte. Immer mehr presste er sich an den Größeren, der ihm Zuneigung und Geborgenheit gab. "I-ich wusste nicht, dass du so schlau bist." hauchte er gegen das Shirt Arthurs und spürte, wie sich ihre Körper langsam zum Sofa bewegten.

𝐓𝐞𝐚. || [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt