1. Kapitel

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,,Bühnen Montage und Konzert Dienste"

Dieses hässliche graue Schild war ein echter Blickfang und definitiv nicht zu übersehen.

2 Wochen lang würde ich hier im Familienbetrieb meines Onkels mein Praktikum machen. Das heißt ich würde in der riesigen Halle Bühnenteile montieren, Schweinwerfer richten und bei der Planung von Konzerten und diversen Veranstaltungen helfen, was soviel heißt wie für irgendwelche Möchtegern-Superstars die Bühne vorbereiten und mir ihre kreischenden Fans anhören.

,,Kommt davon, wenn man sich nicht rechtzeitig um einen Praktikums Platz kümmert", wirft mir mein Cousin Luke vor. Er scheint meinen Blick auch ohne Worte deuten zu können.

Mist.

,,Aber im Ernst, gab es keine Alternative? Wessen Traumjob ist es, so eine Arbeit zu machen?" Dramatisch wies ich auf das Gebäude vor uns. Noch immer standen wir vor dem Eingang zur Halle und 

,,Selbst Schuld Cousinchen," entgegnet Luke nur lachend. Wiedermal bemerkte ich, wie neidisch ich auf seine Zähne war. Sie waren so perfekt weiß, er hätte Werbung für jeden Zahnarzt machen können. Seine gebräunte Haut, die braunen Haare und die braunen Augen sorgten für die Abrundung des perfekten Teddybär-Looks. Ich starrte weiterhin das Schild mit der Aufschrift an, während mein Cousin sich bereits auf den Weg nach drinnen machte. Aber er hatte Recht, ich war es selbst Schuld. Irgendwie war es mir durchgegangen, dass wir uns um einen Platz kümmern sollten, damit wir einige Wochen in einer Firma oder einem Unternehmen einen Einblick ins Arbeitsleben erhalten können. Da konnte ich von Glück reden, dass mein Onkel mich noch in letzter Minute aufgenommen hat, obwohl er eigentlich gar keine Praktikanten mehr aufnehmen wollte. Zu häufig schon gab es Theater und Probleme in der Organisation. 

Sind doch nur 2 Wochen, was soll schon groß passieren? Klar ich könnte von einzelnen Teilen erschlagen werden, würde einsam und alleine in einer Ecke sterben ohne das jemand es bemerken würde und meine Freunde sähe ich nie wieder! Adieu schöne Welt, ich werde dich ehrlich vermissen.

Jeder der sagt ich habe einen Hang zum Dramatischen, liegt falsch.

,,Katelyn Jones, bewegen dich!" brüllte Luke, der schon im Innern des Gebäudes verschwunden war.

Ein letztes Mal seufzte ich noch auf, kippte den Kopf in den Nacken und trottete in Richtung Eingang. Hinein in mein persönliches Grauen, denn ich hasste handwerkliche Arbeiten, dafür war ich einfach nicht gemacht. Meine Talente lagen in der Kreativität, ich konnte gut zeichnen und sang auch ganz gerne. Aber das hier würde bestenfalls nur in einer mittelschweren Katastrophe enden. In meiner Familie war ich mehr der Kandidat liebenswerter Tölpel und bisher stießen meine Kompetenzen beim Befestigen eines Regalbodens an meiner Wand schon hart an ihre Grenzen.

,,Kat! Schön das du hier bist!" Strahlend stampfte mein Onkel Henry auf mich zu. Er leitet den ganzen Laden hier. Vor einigen Jahren war er relativ günstig zu dieser Halle gekommen und hatte kurzerhand das umliegende Grundstück dazugekauft. Anschließend hatte er einen Anbau erstellt, in dem die Backstageräume untergebracht und genug Platz für verschiedene Acts war, sowie einen großen Gemeinschaftsraum, in dem auch Teambesprechungen abgehalten wurden. Zu Beginn hatten größere Unternehmen die Location für Präsentationen gemietet und auch einige politische Veranstaltungen hatten hier stattgefunden, bis mein Onkel seinen Service erweiterte und in die Entertainment Branche einstieg. Seitdem fanden hier regelmäßig Konzerte statt, denn es war draußen genug Platz für die Leute, während sie warteten und, ein großer Pluspunkt, konnte Henry einen riesigen Parkplatz anbieten. Mein Onkel sah meinem Cousin sehr ähnlich, er war ein großer, breit gebauter Typ und hatte das gleiche schelmisches Grinsen wie Luke. Nur seine Augen waren genauso blau wie meine.

,,Hey," begrüßte ich ihn lächelnd und umarmte ihn kurz.

,,OK da du hier bist können wir mit der Arbeit anfangen. Luke wird dir alles zeigen und dich einweisen, dir die Leute vorstellen und danach bekommst du deinen Arbeitsbereich. Einverstanden?"

,,Geht klar. Mom lässt übrigens ausrichten das ihr heute Abend zum Grillen eingeladen seid, du sollst sie anrufen" teile ich meinem Onkel noch schnell mit, bevor Luke mich in die erste große Halle zieht.

Überall waren Leute damit beschäftigt, Tribünen zu säubern und Bühnenteile zu montieren. Große Stahlgerüste ragten bis an die riesige Decke hoch und über einen Seilzug wurde gerade ein Scheinwerfer an der obersten Stange des bereits aufgebauten Gerüstes befestigt. Es herrschte ein geschäftiges Treiben, aus einer Ecke hörte man ein Radio plärren.

,,Also hier wirst du wahrscheinlich als erstes arbeiten. Vermehrt Fegen und den Arbeitern die Teile anreichen und so. Sobald Konzerte anstehen bist du zusammen mit noch einigen anderen zuständig dafür, dass die Backstageräume vorbereitet sind, die Wege ausschildern und für einen glatten Ablauf sorgen." Er führte mich weiter durch die Halle zu einem Abschnitt hinter der Bühne. Von dort gelang man zu einem Seiteneingang in den Anbau, in dem die Beschilderung ausgehangen werden sollte. Luke blieb stehen, wies auf einen langen Gang von dem aus einige Türen in seperate Räume führten und drehte sich dann zu mir um.  ,,Du kannst morgens deine Sachen dort hinten verstauen, es gibt verschließbare Spinde." Er lief wieder los und deutete nun auf einen anderen Flur, der von dem hier wegführte. "Da sind die Räume, die für dich wichtig sind. Hier sind dann die Musiker und Bands drin, sie können von dort aus direkt nach draußen, ihre Sachen ein- und ausladen und es gibt sogar Betten, falls sich mal jemand hinlegen möchte. Deswegen sind die Räume auch etwas weiter hinten. Pass einfach auf, dass sich hier niemand verläuft, das ist unser größtes Problem. Sonst beschwert sich noch jemand. Dad vertraut dir also verhau es nicht", 

,,Ich bemüh mich". Lachend fuhren wir fort mit der Besichtigungstour. Er zeigte er mir einige kleine Räume mit Verbindung zur Bühne , welche als Backstage-Räume genutzt wurden. Schon viele Bands hatten hier gespielt und sich mit bunten Eddings auf den Mauerwänden verewigt und fasziniert begutachtete ich die etlichen Signierungen und versuchte, die Autogramme zu entziffern. Zurück in der großen Haupthalle zeigte Luke mir noch das Büro von Henry. Es lag auf einer höheren Etage und war über eine Treppe neben dem Haupteingang erreichbar. Dort wurde alles organisatorische geplant, die Videoüberwachung für die wichtigsten Bereiche durchgeführt und auch interne Mitarbeiter und Teambesprechungen abgehalten. Durch die verglasten Wände hatte man einen perfekten Blick über die gesamte Halle und alles, was sich dort abspielte.

,,So, am besten lässt du dich von Dad einweisen und fängst dann an, in drei Tagen ist hier das nächste Konzert und bis dahin muss alles fertig sein" Mit diesen Worten verschwand Luke und überließ mich meinen handwerklichem Schicksal.

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