Nein...

Sie durften nicht tot sein... Sie konnten einfach nicht...

Ich bekam nicht mit, was um mich herum geschah, konnte nur an sie, an das ganze Blut denken, an ihre erschlafften Körper...

»SIE ATMEN NICHT! SIE ATMEN NICHT!«

Ich kreischte.

Mein Vater packte mich, zog mich mit einem Ruck von meinem toten Bruder weg, ich klammerte mich an ihre Hände, wollte sie festhallten, das Grauen packte mich, sie waren so kalt... so kalt...

Wie Puppenhände gaben sie einfach unter meinem Druck nach, fielen erschlafft und blass und kalt auf den Boden, ich bekam keine Luft mehr, roch nur noch dieses Blut... dieses ganze Blut...

Ihre Herzen... einfach aufgehört.

Ich schrie, schlug um mich, wand mich in Tens Armen, er redete auf mich ein, ich hörte es nicht, er drückte mich einfach ganz fest an sich, Mum wurde weggezerrt, ich gab ein ersticktes Geräusch von mir, heulte auf wie ein verletztes Tier, zitterte, bebte, es war so kalt... so kalt... die Welt war so kalt...

»Dad...«, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen, ich konnte nicht mehr schreien, mein Atem ging immer panischer, meine Brust hob und senkte sich rasend, meine Augen verdrehten sich nach hinten.

»Dad... tu doch was..

Ich flehte. Ich weinte. Ich wollte nicht mehr...

Doch nicht ohne sie...

»Aruna... Aruna beruhig dich... Beruhig dich mein Engel...«

Und dann brach ich einfach zusammen, Ten hielt mich im letzten Moment fest, meine Beine gaben nach, ich wimmerte, ich schluchzte, vergrub meinen Kopf tief an seiner Brust, er schien nicht gewillt mich loszulassen, dieses Blut... dieses Blut... es klebte an mir, beschmutzte meine Haut, lastete schwer auf ihr, schien sich geradezu in mein Innerstes zu fressen, an meinen Händen, meinem Gesicht, in den Haaren, überall... überall...

Stimmen drangen an mein Ohr, ich wollte sie nicht hören, wollte sie einfach nicht hören, wollte einfach umkippen und nie wieder aufwachen.

Nie wieder... nicht ohne sie... doch nicht ohne sie...

Ich brauchte sie doch... wie sollte ich denn ohne sie atmen?!

»Ein Ven... bei ihnen... tot...«

Ich verstand gar nicht wirklich, was der Gardist zu meinem Vater sagte, der mich immer noch fest an sich drückte, konnte es in diesem Moment einfach nicht verstehen, mein Körper schien nicht in der Lage, diese Information zu verabeiten...

Und dann wurde Fenris plötzlich angehoben.

Ich wusste nicht, was in diesem Moment mit mir geschah.

»NEIN!«, ich kreischte so wirr und wahnsinnig und verletzt und gebrochen auf, wie ich es noch nie getan hatte, riss mich von meinem Vater los, wollte zu Fen rennen, zu meinem Fen, wollte ihm helfen, sie durften ihm doch nichts tun... sie durften nicht...

die Gardisten hielten mich ab, einer packte mich um die Hüfte, hob mich einfach hoch, er weinte... er weinte...

Thomas... Thomas... Der Junge, über den sich Ylva immer so schrecklich aufgeregt hatte...

»LASS MICH LOS!«

Ich kreischte, ich schrie, ich weinte, ich kämpfte, Fenris wurde einfach weggetragen, mit panischen Augen sah ich ihm hinterher, Thomas hielt mich fest, der Druck an meinem Bauch raubte mir fast den Atem, mein Magen drehte sich um, dieses Blut... dieses Blut... überall... ich ertrug es nicht.

Aruna - Die Rote WölfinWhere stories live. Discover now