»Nun ja. Dieses Mädchen gibt es nicht mehr. Sie war schwach.«, erwiderte ich. Dieses Mädchen wollte ich auch nie wieder sein. »Aber es scheint, als hätte sie großen Eindruck bei dir hinterlassen.«

Wieder bebte es. Es war ein komisches Gefühl ihn Lachen zu hören. Eine so alte Kreatur, die das Lachen nicht verlernt hatte. Nach einer Ewigkeit in Einsamkeit. Nur in Begleitung der Toten die - wie er mir bei meinem letzten Besuch erzählt hatte- nur Jammern konnten. Das klang für mich wie die reinste Folter. »Es gibt etwas an dir, was mich immer wieder überrascht. Deshalb habe ich dich im Auge behalten. Nicht nur gestern beim Fest.«

»Was du hast mich gestalkt?«, fragte ich entrüstet. Er interessierte sich für mich. Das war seltsam. Wieso sollte sich jemand wie er für jemanden wie mich interessieren. Ich war für ihn wie eine mickrige Kakerlake.

»Weißt du noch, wie ich letztes Mal erwähnte, dass nur drei Personen es jemals gelungen ist mir zu entkommen?«, fragte er und fuhr fort ohne meine Antwort abzuwarten. »Das waren drei meiner Kinder. Einer von ihnen war Hades. Der Anführer der Zoyats. Er ging zurück und begann den Leuten zu erzählen, dass ihm dieser Ort gehören würde. Er verbreitete lügen und stahl meine Identität. Alle glaubten ihm. Vor allem sein Volk. Sie beteten ihn an und folgen ihm, im Glauben, dass er über sie Toten wachte. Dachten er würde ihnen im Leben nach dem Tod Schutz bieten.
Auch meine anderen zwei Kinder haben sich danach unmöglich benommen. Aber noch nie hat es jemand hier rausgeschafft ohne meine Hilfe. Und du hast danach nicht mal damit geprahlt. Hast die Kunde davon nicht in aller Welt verkündet. Hast es nur deinen vertrauten erzählt.« Sein Blick durchbohrte mich. »Das ist ein wenig beleidigend. Du solltest dich geehrt fühlen.«

»Wie meinst du das? Kinder?«, fragte ich und überging seinen verletzten Stolz. Die Vorstellung, dass diese alte Kreatur Kinder zeugen konnte war absurd.

»Ich habe sie zwar nicht gezeugt, aber sie waren meine Kinder.«, erzählte er. »Nur diese drei Söhne habe ich jemals gehabt. Und als ihre Zeit kam ließ ich sie laufen. Gab jeden einzelnen von ihnen eine zweite Chance zu leben.« Hatte diese uralte Kreatur etwas ein Herz? Einen anderen Grund gab es für eine solche Tat nicht.

Ich schaute ihn überrascht an. »Wieso waren sie deine Söhne, wenn du sie nicht gezeugt hast?«

»Zu drei Zeitpunkten der Geschichte starben drei Babys. Ich wusste, dass jeder einzelne etwas Besonderes war. Sie konnten großes Leisten, wenn sie sich dazu entschlossen oder schreckliches. Die ersten zwei Söhne enttäuschten mich ungeheuer. Obwohl sie die Voraussetzungen hatten, waren sie egoistisch und nur an ihr wohl bedacht. Dann gab ich es auf Babys mit Potential, eine zweite Chance zu geben.«, er seufzte. Es war seltsam ihn so sprechen zu hören. Ich hatte ihn nicht für jemand gehalten, der sich für das Gute in der Welt einsetzte. »Doch einige Jahrhunderte später kam Hades. Er hatte so viel Potential. Mehr, als ich bei allen anderen Toten jemals gespürt hatte. Jemanden wie ihn konnte ich nicht sterben lassen. Dieses Potential konnte ich nicht einfach ungenutzt lassen. Also hauchte ich dem Toten Baby, in meinen Armen, neues Leben ein. Er war schwach. Genau wie seine Brüder vor ihm. Sie waren gestorben, weil ihre Seele noch nicht stark genug gewesen waren, um am Körper haften zu bleiben.
Als seine Zeit kam und er genug Zeit hier verbracht hatte, um neue Kraft zu schöpfen, schickte ich ihn zurück zu seinem Todeszeitpunkt.«

Ohne ihn zu berühren ertastete ich seinen Geist. Wollte sehen, was er dachte. Wollte überprüfen ob ich auch hier meine Fähigkeiten benutzen konnte. Warum hatte er mir diese Geschichte erzählt? Was bezweckte er damit? »Also ist wegen dir der Krieg ausgebrochen? Und deine Schuld ist es auch, dass die Zoyats und Menschen auf der Erde leben müssen?«

»Ja.«, sagte er gleichgültig. Auf einer Seite war es im egal und auf der anderen wollte er den Menschen helfen? Auch wenn er bis jetzt echt gescheitert war.

Dark Neyfrem #2Where stories live. Discover now