Wieder überkam mich das schlechte Gewissen, als ich daran dachte, wie ich auch sie und Cole gestern einfach links liegen gelassen hatte.

Meinen Geburtstag würde ich definitiv mit ihnen verbringen. Naja, wenn ich meine Strafe bei Callahan abgesessen hatte...

»Kennst du sie?«, fragte plötzlich Ben und spähte neugierig zu Eza hinüber, die sich hastig wieder zu ihrer blonden Freundin wand, die gerade irgendetwas erzählte.

Gut, vielleicht war das etwas zu auffällig gewesen.

Bemüht gelassen zuckte ich mit den Schultern und war überrascht über mich selbst.

Wenn Ben mich vor den Sommerferien auf so etwas angesprochen hätte, wäre ich ausgerastet, ernsthaft.

Aber Alec hatte mir wohl gezeigt, was wirkliche Gefahr bedeutete. Ob er mich nun vor den anderen schützte hin oder her, er war immer noch die Gefahr. Immerhin konnte ich mir auch überhaupt nicht sicher sein, ob er nicht irgendein makaberes Spiel mit mir spielte.

»Nö«, meinte ich und biss dann in das Brot, das Bens Mutter mir gemacht hatte.

Ben sah mich zwar komisch an, fragte jedoch nicht weiter nach und plapperte dann irgendetwas über Wasserflaschen (»Eigentlich machen die überhaupt keinen Sinn weißt du? Genau so wenig wie Sofakissen...«)

Währendessen fuhr ich einfach mit meiner Inspizierung des Schulhofes fort, begegnete ein paar flüchtigen Blicken anderer Lykanthropen und beobachtete schließlich ein dunkelbraunes Eichhörnchen, das am anderen Ende des Schulhofes herumwuselte und irgendetwas - eine Chipstüte? - vom Boden aufgriff.

Früher waren Eichhörnchen immer meine Lieblingstiere gewesen. Bis ich erfuhr, dass sie kleine Vogelbabys aßen.

Fenris hatte ziemlichen Ärger von Mum bekommen, als ich mit tränenüberströmten Gesicht zu ihr gerannt war, während Ylva ihn ebenso tadelnd angesehen hatte, wie Lumina selbst.

Bens Wasserflaschenvortrag sei dank kam ich den Rest des Tages auf andere Gedanken - diskutierte sogar mit - und meine Laune hob sich merklich.

Naja, bis ich mich in der Eingangshalle von dem bedröppelt dreinblickenden Ben verabschiedete (er musste alleine an seiner Bushaltestelle warten und das gefiel ihm nicht wirklich) und mich mit unwohlem Gefühl in der Magengrube auf den Weg zum Lehrerzimmer machte.

Kurz bevor ich an der Tür ankam, erstarrte ich plötzlich, schaffte es nicht einmal mehr erschrocken aufzukeuchen.

Meine Augen wurden ausdruckslos, ich starrte wie leblos den Flur entlang und dann blickte ich plötzlich durch Coles Augen in den Wald.

»Aruna

Urplötzlich hatte er sich bei mir eingelinkt, Eza kam in sein Blickfeld.

Das war schon oft passiert, wenn sich jemand bei mir eingelinkt hatte. Ich sah einfach durch seine Augen.

»Was ist los? Musst du mich so erschrecken?«, fragte ich, während sich mein Herz, das einen erschrockenen Sprung gemacht hatte, wieder beruhigte.

»Wir wollten wissen, wo du steckst du Pfeife!«

Eza.

Innerlich grinste ich.

»Auch schön, dich zu hören Eza

Ich - beziehungsweise Cole - sah, wie sich Ezas volle Lippen zu einem Grinsen verformten.

»Alles gute zum Geburtstag Ary«, entgegnete sie und wurde dann plötzlich mit einem Ruck von Cole aus unserer Unterhaltung geschleudert.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt