Nagelackprinzip

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Das rot auf meinen Nägel, 

das mich tagelang 

wochenlang

und monatelang 

zum Lächeln brachte,

fängt an zu splittern,

so wie das Lächeln in meinem Gesicht.


Einen Nagellackentferner brauche ich nicht,

denn ich übermale 

die Farbe,

die mir einst Selbstbewusstsein schenkte

mit einem dunklen blau,

so dunkel wie die Nacht, 

bloß ohne die Sterne.

Denn dieses Funkeln besitze ich nicht.


Ich verliebe mich neu

und das rot ist längst vergessen,

denn die Nacht ist viel schöner als rote Rosen,

denn die bekommt jeder zum Valentinstag.


Mir fällt auf, dass ich gerne nachts draußen bin

gerne in den Himmel schaue,

dann die Augen schließe,

immer noch mit dem Gesicht zum Himmel hin

und einfach dankbar bin,

für alles, was ich habe und jeden, der mich liebt.

Und wenn ich dann

das blau auf meinen Nägeln betrachte,

dann die Augen schließe,

sehe ich den Nachthimmel,

mit den funkelnden Sternen,

die diesmal nur für mich leuchten.


Und wenn die Nachthimmelfarbe brüchig wird,

lackiere ich mir grün über Nagelack B.

Nicht weil er so riecht 

wie ein warmer Sommertag

und wie Barfuß spazieren gehen auf dem feuchten Rasen,

sonder weil er mir  Vitamin D schenkt

Und seitdem ist Nagellack B Schnee von gestern.


Und Nagellack D ist in Sicht: weiß wie Seide und die Art von Nachthemd, mit dem man gern schlafen gehen würde,

Und Nagellack E: orange, 

wie das Feuer, 

das in mir brannte als ich Nagellack A zum ersten Mal sah,

doch über Nagelack A hab ich schon lang nicht mehr nachgedacht.

Und das Feuer ist ausgelöscht,

genau so wie der Schmerz, der darauf folgte.


F,G,H,I,J,K,L : Alle verliehen mir Schmetterlinge und entzündeten Feuerwerke

M,N,O,P,Q,R,S: nahmen mir die Luft zum Atmen, so fasziniert war ich

T,U,V,W:  die Erinnerungen sind magisch, sie verzauberten mich

X,Y,Z: Danke für die schöne Zeit, doch es wird Zeit alles zu entfernen.


Und so stehe ich im Badezimmer mit einem Wattepad und dem Nagellackentferner,

und entferne die Gefühle und Erinnerungen,

bis ich wieder ein dunkles rot sehe,

das ich nicht ablackiere.


Und das rot fühlt sich an wie die roten Rosen,

die du mir einst zum Valentinstag schenktest.

Und das Feuer brennt.





Von schwarz zu weißWhere stories live. Discover now