Kapitel 2: Willkommen im Camp

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Penny war verwirrt. Sie hatte nicht erwartet gegen den Baum zu Knallen, nein das nicht. Er kam ihr magisch vor und sicher hätte ihre Mum sie nicht gegen einen Baum geschuppst. Aber sie hatte vermutet wenigstens etwas zu spüren, doch es kam nichts. Penny hatte die Augen geschlossen und wartete auf irgendein Gefühl, auf einen Widerstand vor ihr, doch sie wartete vergeblich. Schließlich öffnete sie die Augen, sie stand jetzt auf der anderen Seite des Baumes als wäre sie einfach drum herum gegangen. Der Wald sah aus wie vorher nur war plötzlich vor ihr ein Hügel aufgetaucht. Als Penny ins Tal blickte sah sie kleine Häuser, sie standen auf einer Lichtung, waren aber von Bäumen umgeben. Zwischen den Hütten liefen und flogen wilde Tiere herum. Ein riesiger Zoo, war das erste was Penny sich dachte. Neben den einheimischen Tieren rannten auch exotische herum und von einigen wusste Penny nicht Mal den Namen. Aber neben den Tieren liefen auch Jungendliche rumher und übten kämpfen (was Penny merkwürdig fand). Ab und zu flammten hinter den Häusern Blitze in verschiedenen Farben auf, sie hätte sich dieses komische Schauspiel gern noch länger angeschaut aber sie hatte sich zu weit nach vorne gelehnt. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und rollte den Hügel nach unten ins Tal.
Als Penny die Augen aufschlug war sie von den Jugendlichen umgeben aber statt ihr zu helfen glotzen sie einfach auf das Mädchen herunter und fragten sich sicher warum sie nicht einfach die Treppen genommen hatte. „Wer isn das?" fragte ein Mädchen über ihr und blickte auf Penny hinab. Sie hatte große Augen und schwarze Locken die wild von ihrem Kopf abstanden, ihr Haut hatte die Farbe einer Kakaobohne und sie hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Sie beugte sich zu Penny runter und griff nach den weißen Strähnen. „Aus dem Weg!" Kam eine Stimme von weiter hinten. Die Jugendlichen machten Platz und das Gesicht einer älteren Frau erschien über Penny. „Trish!" Empört schob die Frau das dunkle Mädchen zur Seite bevor ihre Hand Pennys Haare erreicht hatte und zog sie hoch. „Alles gut mein Kind?" fragte die Frau freundlich und lächelte Penny, wenn auch leicht besorgt, an. „Ähm...ja klar." Presste Penny heraus, die Situation war einfach zu komisch. „Gut. Komm mit, wir müssen dich ja hier noch anmelden." Sie zwinkerte aber Penny erwiderte ihren Blick nur verwirrt. „Ich... Ähm... Also warum soll ich mich denn anmelden? Das ist sicher ein Missverständnis!" Sie schluckte, die Jugendlichen um sie herum fingen an zu kichern und warfen ihr mitleidige Blicke zu, als hätten sie das anfangs auch gedacht. Die ältere Frau lachte. „Nein nein, kein Missverständnis, sonst wärst du gar nicht hier." Sie sagte das sehr bestimmt, dann griff sie nach Pennys Arm und zog sie mit sich.
Es war vermutlich das größte Haus im gesamten Camp und als Penny durch die Tür trat, knarrte das Holz des Bodens unter ihren Füßen. Der Raum sah wie ein ganz normales Büro aus, nur die vier Ecken des Zimmers... In der einen standen tropische Bäume und eine gewisse Hitze ging von diesem Ort aus, ein kleiner Teich krönte das ganze. In der anderen Ecke war ein ganz normaler Wald mit Laub- und Nadelbäumen, auch davor war ein Teich. Die Zimmerecke gegenüber von Penny war von Schnee und Eis bedeckt, wie auch in den anderen Ecken gab es dort Wasser. In der letzten Ecke glänzte eine heiße, afrikanische Savanne durch das starke Licht der Sonne, im Gegensatz zu den anderen Ecken gab es dort kein Wasser. All das war so bizarr (der Schreibtisch in der Mitte des Zimmers trug auch noch seinen Teil dazu bei), das Penny zweimal hingucken musste um zu erkennen daß sie sich das nicht nur vorstellte.
Die Dame hat Penny sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen, sie selbst nahm dahinter platz. „Oh, wie unhöflich, ich habe mich gar nicht vorgestellt!“ Fing sie an. „Mein Name ist Tessandra Rincom aber ich persönlich hasse diesen Name!“ Sie lächelte, als Penny nichts erwiderte fuhr sie schnell fort. „Nenn mich einfach Tessa oder Miss Rincom. So und du bist...?“
„Penelope Fingrace.“ Rutschte es aus Penny heraus. Miss Rincom (oder Tessa) nickte bedächtig. „Gut Penelope, und weißt du warum du hier bist?“ Penny schüttelte zaghaft den Kopf, sehr unauffällig aber Miss Rincom hatte es dennoch bemerkt, sie lächelte. „So geht es den meisten anfangs aber dafür bin ich ja da. Ich werde dir alles erklären, was du noch nicht weißt. Wo fangen wir am besten an?“ Penny schluckte dann traute sie sich: „Wo bin ich?“ zu fragen. Tessa sah aus als würde ihr diese Frage oft gestellt werden, ihre Antwort kam trotzdem in einem freundlichen Ton. „In Camp Animari.“ Sie machte eine einladende Geste. „Wir helfen Animari seid 1245“ Sie lachte, Penny war sich trotzdem nicht so sicher ob das ein Witz gewesen war. „Animari?“ fragte sie weiter, langsam vergaß sie ihre Schüchternheit und wurde neugierig. „Menschen die eine gespaltene Seele haben.“ Sehr hilfreich, dachte Penny. „Halb Mensch, halb Tier.“ antwortete Tessa auf ihren verwirrten Blick. „Meist entdeckt ein Animarum ab seinem 14. Lebensjahr, was er wirklich ist. Die Eltern bringen ihn dann in unser Camp, natürlich steht schon von Geburt an fest ob du ein Mensch oder ein Animarum bist, ist zweiteres der Fall werden die Eltern über alles aufgeklärt aber ihren Kindern dürfen sie unter keinen Umständen davon erzählen. Die meisten Eltern tun es allerdings doch, deine aber wie's aussieht nicht.“ Sie lächelte und in ihrem Blick lag vielleicht sogar etwas Mitleid. Penny war von der Flut an Informationen erstmal viel zu überrumpelt um etwas zu sagen, dann fragte sie nochmal nach: „Halb Mensch, halb...“, sie schluckte, „...halb Tier?“ Miss Rincom nickte mit festem Blick. „Ganz genau. Der Mensch kriegt, meist ab dem 14. Lebensjahr äußere Merkmale dieses Tieres.“ Mit einer Geste wies sie auf Pennys Haare. „Deine Haare zum Beispiel. Eigentlich sind es bei den meisten Animari die Haare.“ Auf Pennys angstvollen Blick antwortete sie schnell. „Keine Sorge, meist ändert sich nur ein Äußeres, menschliches Merkmal des Animarum. Als Tier hat man übrigens auch ein Merkmal des Menschen. Aber was, ich schweife schon viel zu sehr ab. Konzentrieren wir uns auf das wichtigste.“ Penny würde unruhig. „Und das wäre?“ fragte sie, ihre Stimme zitterte leicht. Halb Mensch halb Tier, was wenn sie als Tier noch menschliche Ohren hatte? Aber noch viel Schlimmer war die Frage danach welches Tier denn ihre Seele beheimatete. „In welches Tier du dich verwandelst natürlich!“ Sagte Miss Rincom als wäre das das aller wahrscheinlichste an das man in dieser Situation dachte. „Wir können durch deine Haare,“ Sie wies auf Pennys Strähnen. „Ein paar Schlussfolgerungen machen aber es gibt viele schwarz-weiße Tiere. Fallen dir ein paar ein?“ Sie klang als würde sie ein kleines Kind fragen und nicht eine 14-jährige. „Ein Zebra, eine Kuh, ein... Stinktier...“ zählte Penny auf, die Vorstellung sich in eines dieser Tiere zu verwandeln gefiel ihr nicht sonderlich. „Mmh genau.“ Miss Rincom nickte. „Es gibt aber auch Echsen, Vögel und Katzen in diesen Farben und sicher noch aberhunderte von anderen Tieren. Am wahrscheinlichsten sind allerdings die, die du aufgezählt hast.“ Penny schluckte. „Na wir werden das sicher bald rausfinden nicht wahr Herzchen?“ Penny reagierte nicht aber Miss Rincom schien das auch nicht erwartet zu haben. „Gut, in welche Hütte teilen wir dich ein?“ Sie zog eine Liste hervor und fuhr mit dem Finger daran entlang, leider konnte Penny nicht sehen was auf der Liste stand. „Ah das ist gut, die wenigsten Einwohner bis jetzt, alle neu und dein Alter. Das passt doch.“ Sie schmunzelte, ihr Finger hatte ganz am Ende der Liste angehalten. „Hütte 17“ Strahlte sie, Penny reagierte immer noch nicht doch das schien Miss Rincom nicht zu stören. Gemächlich stand sie auf, erst jetzt bemerkte Penny das die Zimmerecken auch bewohnt waren. Hunderte von durchsichtig schimmernden Tiere liefen, schwammen, krochen oder flogen darin herum. „Komm mit.“ Miss Rincoms Stimme riss sie von diesem Anblick los, schnell stand Penny auf und folgte der älteren Frau nach draußen. Mittlerweile ging die Sonne unter und Penny spürte wie hungrig und vorallem müde sie war. Ungeduldig folgte sie Miss Rincom durch die Häuser, nur noch vereinzelt liefen Jugendliche oder Animari, wie Miss Rincom sie nannten, draußen herum. Plötzlich hielt Tessa an. „So wir sind da!“ Sie war vor einer dunkelbraunen Holzhütte stehen geblieben, über der Tür blitzte eine silberne 17 in der untergehenden Sonne auf. „Essen gibt es in einer Stunde in der Aula, bis dahin bitte umziehen und alles einräumen. Kleidung, ein Bett und deine Zimmergenossen findest du drinnen. Viel Spaß.“ Mit einem warmen Lächeln verabschiedete sich Tessa (Penny hatte beschlossen sie zu duzen) und verschwand in der Dämmerung.
Penny atmete tief durch, dann öffnete sie die graue Tür der Hütte.

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