Kapitel 1: Durch den Baum

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„Aufstehen!" Die Stimme ihrer Mutter riss Penny aus ihrem tiefen Schlaf. Müde gähnte sie, dann setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, heute war der 19. Oktober, ihr 14. Geburtstag! Schnell sprang sie auf, zog sich an und lief ins Badezimmer. „Penny!" Die Stimme ihrer Mutter klang nun genervt und ungeduldig. „Ich bin ja fast fertig!" schrie sie zurück und putzte sich schnell die Zähne. Als sie fertig war nahm sie sich noch schnell eine Haarbürste um sich die Haare zu kämmen, als sie plötzlich stockte. „War das grade...?" Noch einmal wuschelte sie sich durch ihre Haare. Da war sie wieder! Eine dicke, weiße Strähne, erschrocken fuhr Penny zurück, dann wagte sie noch einen Blick in den Spiegel. Immer noch da! Sie hatte sich doch nicht getäuscht, wo kam diese Strähne den nur her? „Penny!" Ihre Mutter stand plötzlich im Badezimmer und schaute sie anklagend an. Penny zuckte erschrocken zusammen. „Ich... Äh bin schon fertig." Sie versuchte die weiße Strähne so gut wie möglich zu verstecken, ihre Mutter nickte nur und verließ dann wieder das Badezimmer. Was soll ich denn jetzt machen? Fragte Penny sich, für einen kurzen Augenblick kam ihr die Idee einfach die Haare zu färben aber diesen Gedanken verwarf sie schnell. Wie konnte sie erklären warum sie sich ihre schwarzen Haare schwarz färben wollte? Widerstrebend riss sich vom Anblick ihres Spiegelbildes los und rannte die Treppe runter ins Wohnzimmer.

Auf dem Weg zur Schule fühlte Penny sich irgendwie beobachtet. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf und dauernt drehte sie sich um, doch nichts war zu sehen. Auf einer Mauer saß in der Sonne eine Katze und beobachtete sie aus zusammen gekniffenen Augen aufmerksam. Langsam fühlte Penny sich echt unwohl, sie beschleunigte ihre Schritte bis sie anfing zu rennen. Die weiße Strähne fiel ihr ins Gesicht doch sie achtete nicht weiter darauf, erst als sie an der Schule angekommen war hatte sie sich wieder etwas beruhigt. Sie setzte sich allein in die hinterste Reihe und versuchte nicht aufzufallen, in der Schule war sie immer schon eine Außenseiterin gewesen.
Der Unterricht war langweilig wie immer und zäh wie ein alter Kaugummi. „Hey, Penny jetzt schon graue Haare?" Die Frage war natürlich vom Klassenidiot Derek gekommen. Die Jungs um ihn herum fingen an zu lachen und Derek grinste Penny widerlich an. Erschrocken ging ihr auf das man wohl ihre weiße Strähne sehen konnte. Sofort wurde sie rot und versuchte die Strähne zu verstecken aber die war jetzt ihr kleinstes Problem, denn auf der anderen Seite ihres Kopfes war noch so eine Strähne aufgetaucht. Durch das laute Lachen der anderen Jungs wurde nun auch noch der Rest der Klasse aufmerksam und drehte sich zu Penny um. „Habt ihr nichts besseres zu tun?!" schrie sie laut die anderen Kinder an und biss sich sofort danach auf die Lippe. Der Lehrer warf ihr streng einen Blick zu. „Gibt es Probleme, Miss Fingrace?" fragte er sie laut, nun hatte Penny wirklich die gesamte Aufmerksamkeit der Klasse für sich. Am liebsten wäre sie im Erdboden verschwunden doch das ging leider nicht. „Ich... nein alles gut." Die anderen kicherten und Derek lächelte ganz unschuldig. „Dann könnten Sie ja auch weiter den Unterricht verfolgen oder wollen sie lieber vor der Tür weiter schreien?" Der Lehrer wandte sich wieder seinem Unterricht zu während Derek und die anderen Jungs unaufhaltsam kicherten.
Als die Schulglocke Penny endlich erlöste stürmte sie sofort nach draußen was sich als schrecklicher Fehler erwies. Nun hatte sie wieder dieses Gefühl beobachtet zu werden, jeder Vogel, jeder Käfer, jeder Hund, schien sie zu beobachten. Das Hupen eines Auto löste sie aus ihrer Starre, ihre Mum stand mit ihrem Auto vor der Schule und wartete auf sie. So schnell sie konnte stürmte Penny zu ihr und sprang ins Auto. „Wie war dein Tag, Schatz?" Fragte sie freundlich und stellte den Rückspiegel ein. „Ich dachte wir wollen was essen gehen, jetzt wo du 14 bist..." Sie stockte und warf nochmal einen Blick in den Spiegel. „Oh nein!" erst jetzt fielen Penny die beiden Strähnen ein. „Schatz!" Ihre Mum beugte sich hinter zu ihr. „Ich... es... Mum..." doch sie wurde unterbrochen. „Wir müssen los." Sagte ihre Mutter. „Sofort!" Sie startete den Motor und fuhr los. „Wo fahren wir den hin?" Fragte Penny verunsichert. Ihre Mum ignorierte diese Frage „Hast du dich jemals beobachtet gefühlt?" fragte sie stattdessen. „Ich...ja schon, wieso?" Das Auto wurde schneller und sie bogen plötzlich auf die Autobahn ab. „Das ist schlecht..." murmelte ihre Mutter. „Wo fahren wir denn hin?" fragte Penny wieder, diesmal bestimmter. Plötzlich wurde das Auto von einem Motorrad überholt, auf dem Sitz saß ein Mann, vollkommen in schwarz gekleidet und statt eines Motorradhelms hatte er einen Helm auf dem Kopf der dem eines Ritters aus dem Mittelalter ähnelte nur das er pechschwarz war. Ihre Mum flüchte leise als sie den Mann sah und nun tauchten immer mehr von diesen Typen auf, alle sahen komplett identisch aus. Penny begann wieder zu zittern, ihre Gedanken überschlugen sich. Männer auf Motorrädern verfolgten sie, ihre Mutter drehte durch und sie sah in den Haaren wie ein Stinktier aus. „Was ist los Mom?" Fragte sie vorsichtig während das Auto immer schneller wurde und versuchte die Motorrad-Ritter abzuhängen. „Du musst hier weg, zu deiner eigenen Sicherheit!" Langsam kam Penny das vor wie in einem schlechten Film. Das Auto bog scharf ab und fuhr von der Autobahn runter. Die Motorrad-Ritter folgten. „Wohin?" fragte sie weiter. „Weg." war die Antwort ihrer Mutter. Sehr informativ. Jetzt bogen sie wieder ab und fuhren einen verlassenen Waldweg entlang. Die Motorrad-Ritter waren nicht mehr zu sehen. „Ich liebe dich Schatz." Penny schluckte, das klang wie eine Verabschiedung. Was war hier los? Langsam war Penny es leid nicht aufgeklärt zu werden, nichts zu Wissen. Der Wagen bremste scharf mitten im Wald. Ihre Mutter schnallte sich ab und stieg aus, unsicher folgte ihr Penny.
Die Blätter der Bäume waren rot und orange gefärbt und bedeckten den gesamten Waldboden. Penny folgte ihrer Mutter die zielstrebig auf den dicksten und größten Baum zu lief, er hatte lange Wurzeln und war als einzigster der Bäume hier noch von grünen Blättern bedeckt. Abrupt blieb ihrer Mum Stehen, Penny wäre fast in sie hinein gelaufen. „Auf Wiedersehen, Schatz." Sie umarmte die verwirrte Penny. „Was... Wo willst du hin?" fragte sie ihre Mum doch die schüttelte nur den Kopf „Du wirst auf all deine Fragen bald noch Antworten bekommen." Ihre Mum lächelte und schuppste sie dann direkt in den Baum.

Anima Mea - Das Zeichen des WassersWhere stories live. Discover now