Aruna Davis

Ja, okay, Davis hieß ich nicht wirklich, aber immerhin brauchte ich einen Nachnamen.

Tochter des Alpha würde vielleicht etwas merkwürdig kommen und so hatte sich Dad eben diesen Namen ausgedacht.

Hastig glitt mein Blick über die Liste, bis er an der Raumnummer hängen blieb.

628b

Ich raffte meine Tasche und lief dann eilig los. Der Raum war im zweiten Stock, so viel wusste ich.

Meine Schritte hallten fast unheimlich in der Halle wieder, als ich die Treppe hinauf rannte und kurz bevor ich in den langen Flur einbog, sah ich noch aus dem Augenwinkel, wie eine groß gewachsene Person die Schule betrat.

Beinahe hätte ich erleichtert ausgeatmet.

Keine Sekunde zu früh. Ich konnte gut und gerne darauf verzichten, ihm heute ein zweites Mal zu begegnen.

Meine Augen fuhren über die Schilder an den Klassenräumen und ich wartete nur darauf, dass irgendein miesepetriger Lehrer aus seinem Klassenzimmer gewütet kam und mich anzublaffen, gefälligst nicht so laut zu trampeln.

625

626

627

628

628b

Endlich. Schlitternd kam ich vor dem Raum zu stehen und hob schon meine geballte Hand, um zu klopfen.

Doch dann hielt ich inne.

Warum hieß der Raum eigentlich 628b? Sonst hatte ich auch keine Buchstaben an den Räumen gesehen. Aber das war jetzt vermutlich unwichtig.

Gott, ich würde sowas von Ärger bekommen!

Ich holte tief Luft und klopfte dann.

»Herein?«, ertönte eine dunkle Stimme.

Ich hatte kaum Zeit, mich zu wundern. Das war definitiv nicht die alte Mrs. Jones.

Dann öffnete ich zaghaft die Tür und bemühte mich, ein möglichst wehmütiges Gesicht aufzusetzen.

Als ich die Person, die lässig an das Lehrerpult gelehnt dastand, allerdings erblickte, wäre ich am liebsten kreischend und mit den Händen wild umherfuchtelnd wieder weggerannt.

Ich glaubte jedoch, dass das möglicherweise etwas... auffällig wäre.

Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass mir meine Gesichtszüge entglitten. Alles in mir schien zusammenzusacken, jegliche Erleichterung, Alec loszusein, schien geradezu aus mir heraus gesaugt zu werden.

Fragend sah mich der Junge Mann an.

Ein Ven.

Praes, überall auf seinem Körper verteilt und dieser unverkennbare, muskulöse Körper. Die Berechnung in seinen Augen.

Scheiße verdammt! Scheiße!

Fragend hob er eine seiner Brauen und musterte mich, als müsser er abwägen, was er von meinem Anblick zu halten hatte. Natürlich blieb die Narbe nicht unbebemerkt. Das blieb sie nie.

Unwillkürlich wollte meine Hand nach meinem Amulett greifen, doch in letzter Sekunde besann ich mich und bemühte mich, möglichst gerade da zu stehen. Auch wenn ich mich am liebsten jetzt einfach nur noch auf den Boden schmeißen würde.

Ich bemühte mich, ihn interessiert, aber nicht zu interessiert zu mustern.

Logisch, oder?

Als wäre ich einfach nur überrascht über einen neuen Lehrer. Wie alle normalen Schüler.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt