Gequält keuchte ich auf und kniff die Augen zusammen.

Es war beinahe so, als würde ein Funken der Reue über Alecs Gesicht huschen, doch im nächsten Moment war da wieder diese Berechnung.

Halt die Klappe, sagte sein Blick.

Arschloch.

Für einen Moment kämpfte ich tatsächlich mit den Tränen, doch als ich spürte, wie die Heilung langsam einsetzte, schaffte ich es irgendwie, mich zusammenzureißen.

Verätzungen, die durch Ven entstanden, heilten nur bis zu einem gewissen Punkt, dann verhielten sie sich wie normale Wunden.

Wie sollte ich das bitte vor meiner Familie verstecken? Aber was dachte ich hier überhaupt? Als ob der Vic mich einfach so davonkommen lassen würde.

Andrerseits... wieso ließ er mich dann sprechen?

Apropos sprechen, reiß dich jetzt verdammt noch mal zusammen Aruna! Konzentrier dich!

»Lass mich los du Idiot!«, knurrte ich und funkelte ihn wütend an.

Ein Teil von mir feuerte mich leise an. Ja! Zeigs ihm! Du hast keine Angst!

Ein Anderer lag heulend in der Ecke.

Nun war es Alec, der spöttisch die Augenbrauen hob, während ihm diese verdammten Strähnen immer und immer wieder vor die Augen fielen, sodass man das Bedürfnis hatte, sie wegzustreichen. Ernsthaft, dass war sowas von nervig!

»Du weißt, dass ich dich nicht loslassen werde, also sparen wir uns das alberne Gerede und kommen zur Sache«, erwiderte er kalt.

Nur mit großer Mühe hielt ich mich zurück, schwer zu schlucken und kniff die Augen bemüht finster zusammen.

»Was willst du hier?«, fragten wir dann plötzlich beide gleichzeitig und ich hätte vermutlich gelacht über diese Albernheit, würde ein falscher Atemzug nicht den Tod bedeuten.

Kurz trat so etwas wie Überraschung in Alecs Gesicht, während ich mir überlegte, ob es vielleicht eine gute Idee wäre, ihm ins Gesicht zu spucken. War es natürlich nicht. Aber ihr wisst schon, rational denken in schwierigen Situationen...

»Ich habe das Messer, ich stelle die Fragen, Wolf!«, riss mich Alec dann plötzlich aus meinen äußerst unangebrachten Gedanken.

Gut, da hatte er vielleicht Recht...

Fiebrig überlegte ich, was ich sagen konnte, ohne mein Rudel zu verraten. Ich musste alles darum geben, dass er nichts von ihnen erfuhr!

Und dann sagte ich das Dämlichste, was mir einfiel.

»Ich gehe hier zur Schule. Außerdem ist es äußerst unfreundlich, Wolf oder Werwolf zu sagen.«

Ich hätte mich ohrfeigen können. Echt.

Für einen Augenblick huschte so etwas wie Belustigung über Alecs Gesicht, was mich beinahe zusammenzucken ließ. Wo kam die denn jetzt her?

»Ach ja? Wie soll ich dich dann nennen?«, fragte er, seine Augen blitzten schelmisch auf.

Wie Lupas, wenn sie...

Verdammt, konzentrier dich! Dieses Monster kannst du ja wohl kaum mit deiner kleinen Schwester vergleichen!

Auffordernd sah Alec mich an. Er wollte wirklich einen Namen haben.

Okay, Mist. Meinen Richtigen konnte ich ihm nicht nennen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm etwas unheimlich privates, beinahe verletzliches preiszugeben, wenn er ihn erfuhr und das wollte ich nicht.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt