Kapitel 12

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Einige Sekunden bleibt Amy im Flur stehen und lauscht der leisen Musik. Sie meint die Melodie von "Amazing Grace" zu erkennen. Als die Töne plötzlich verstummen geht sie weiter in die Küche und holt sich ein Glas aus dem oberen Schrank. Gerade als sie damit zum Wasserhahn gehen will nimmt sie eine Bewegung an der Tür wahr. Erschrocken fährt sie zusammen, hält aber zum Glück das Glas fest. "Sorry. Ich wollte dich nicht erschrecken." Patrick steht, in Shorts und T-Shirt bekleidet, im Türrahmen und lehnt sich seitlich mit verschränkten Armen dagegen. Amy braucht einen Moment um zu realisieren wer da in der Tür steht. Auch wenn sie weiß, dass sie nicht allein in der Wohnung ist, ist sie es trotzdem nicht gewöhnt. "Can't sleep?", fragt Patrick überflüssigerweise. "Du bist ja ein richtiger Blitzmerker", neckt Amy ihn lachend, "Du kannst dann wohl auch nicht schlafen?" Patrick schüttelt schief grinsend den Kopf. "Ich hoffe ich hab dich nicht geweckt.", meint er schuldbewusst. Lächelnd schüttelt sie den Kopf bevor sie einen Schluck aus ihrem Glas nimmt. "Du hast trotzdem sehr schön gespielt. War das Amazing Grace?" Patrick nickt. "Playing guitar sometimes helps if I can't sleep. But not tonight.", meint er schulterzuckend. "Was hilft dir denn dann?" Patrick überlegt einige Sekunden. "Just laying there and waiting."
Amy lehnt sich gegen die Theke neben der Spüle und leert ihr Glas in einem Zug. "Kommt mir bekannt vor", meint sie dann und stellt das Glas ins Waschbecken.
"I'll try it again", meint Patrick und macht sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer. "Good Night, Amy"

Kurz zögernd steht Amy vor der Tür zum Wohnzimmer. Schließlich öffnet sie Sie langsam. "Ich leiste dir gern Gesellschaft beim Nicht-schlafen- können, wenn es hilft.", schlägt sie vor. Patrick, der sich gerade wieder auf die Couch gesetzt hat dankt es ihr mit einem Lächeln. "Nur wenn du möchtest." Grinsend schließt Amy die Tür hinter sich und setzt sich neben Patrick. Noch einige Stunden unterhalten sie sich über die Wohnungen, die sie herausgesucht hatten und darüber welche Stadt wohl als Wohnort am besten geeignet wäre, bis Amy schließlich die Beine an ihren Körper zieht. Die kurze Short und das Shirt das sie trägt, spendet nicht gerade viel Wärme und wenn die Heizungen nachts nicht mehr funktionieren, kühlt sich alles recht schnell ab. Als Patrick dies bemerkt, nimmt er die Decke von der Seite und legt diese über Amy. Eine leichte Gänsehaut durchfährt Sie, als er dabei sanft an ihrem Bein lang streicht. War das Absicht? Bestimmt nicht. "Better?", fragt er dann. Amy nickt lächelnd.
"I'll be right back", meint Patrick dann und verlässt den Raum.

Amy lehnt sich zurück und schließt nur kurz die Augen. Schlafen will sie nicht, doch die Wärme der Decke und das glückselige Gefühl seit langem mal nicht allein zu sein, tun ihr übriges.
Nur am Rande bekommt sie mit wie Patrick das Licht ausschaltet und sich neben sie auf die breite Couch setzt. Verschlafen öffnet sie die Augen. Patrick greift nach ihrer Hand und zieht sie sanft zu sich heran. "Come on, sleepy Amy", sagt er lächelnd. Von der Müdigkeit übermannt, lässt es Amy geschehen. Sie lässt sich zur Seite ziehen und liegt nun an der Rückwand der Couch, das Gesicht Patrick zugewandt. Sogleich spürt sie wie er die Decke nach oben zieht, seinen Arm um ihre Taille legt und ein Stück zu ihr heran rutscht.
Wenige Sekunden später fällt sie schließlich in einen tiefen zufriedenen Schlaf.

Amy schlägt blinzelnd die Augen auf. Sie braucht ein paar Sekunden um zu realisieren wo sie gerade ist. Achja, auf der Couch. Aber warum? Augenblicklich fällt es ihr wieder ein. Zögerlich hebt sie den Kopf von Patricks Schulter und schaut sich um. Den linken Arm hat sie auf Patricks Brust gelegt, auf dem seine rechte Hand liegt. Die andere Hand ruht auf Amys Schulter. "Hmm... so wird das nichts mit dem aufstehen", denkt sie sich grinsend.
Glücklich stellt sie fest, dass die Sonne durch das Fenster scheint und einen großen, hellen Lichtkegel ins Zimmer wirft. Schließlich lässt sie den Kopf wieder sinken und schließt die Augen. Für einige Minuten denkt sie darüber nach, wieso sie nun so halb auf ihm liegt. So war das doch gar nicht gedacht.
Patrick seufzt einmal leise und streichelt, wohl unterbewusst, über ihren Arm. Es war beruhigend und irgendwie auch sehr vertraut. So als müsste es so sein und als wäre es ganz normal, dass die Beiden hier so liegen. Flatternd schlägt Patrick die Augen auf. Er streckt sich einmal ausgiebig und dreht sich zu Amy herum, die das Ganze amüsiert betrachtet. "Good Morning", kommt es gut gelaunt von ihm. "Guten Morgen", erwidert Amy und erhebt sich nun etwas aus ihrer Prosition indem sie sich auf dem Ellbogen abstützt. "What time is it?", fragt Patrick gähnend. Amy greift über ihn zum Tisch auf dem ihr Handy liegt. "Erst halb 8", stellt sie überrascht fest. "Oh goodness. That's too early.", meint Patrick und lässt sich zurück ins Kissen sinken. Die Augen schirmt er mit dem linken Arm ab. Kurze Zeit später hebt und senkt sich seine Brust sehr gleichmäßig. Amy überlegt sich schon wie sie aus dem Raum kommt ohne ihn nochmal zu wecken. Hinter ihr nur die Rückseite der Couch, über die sie natürlich hüpfen könnte, da sie frei im Raum steht; und vor ihr der schlafende Patrick. Die Situation ist ziemlich ausweglos. Ihr bleibt wohl nur das springen.
Vorsichtig schiebt die Decke gänzlich auf ihn. In dem Moment murmelt Patrick irgendetwas unverständliches und dreht sich mit dem Gesicht zu ihr um. "Don't go", nuschelt er dann und rutscht noch ein Stück näher. Grinsend schüttelt Amy den Kopf. Er denkt bestimmt seine Noch-Ehefrau liegt neben ihm, denkt sie sich.
Schon liegt sein Arm auch wieder auf ihrer Taille und zieht sie an ihn heran. Sein Kopf liegt nun genau an ihrem Gesicht, in dem sie seinen gleichmäßigen warmen Atem auf der Haut spürt. Ein Auge bekommt sie nun nicht mehr zu. Ganz in Ruhe betrachtet sie sein Gesicht, die filigrane, typische Kelly-Nase und die kleinen Fältchen die von einem bewegenden Leben zeugen. Vom Flur hört Amy schon Charlie, der an der Tür kratzt und ein herzzerreißendes "Miau" nach dem Anderen von sich gibt. Leise seufzend schält sich Amy aus Patricks Armen und kriecht am Fußende von der Couch. "Hey! I said don't go.", sagt Patrick nun verschlafen grinsend und schaut ihr hinterher. "Schlaf ruhig weiter. Ich stelle erstmal den Stubentiger ruhig." Möglichst leise setzt sie ihren Weg fort und schließt die Tür hinter sich.

Gerade als Charlie versorgt ist und der Kaffee in die Kanne tropft, steht Patrick in der Küchentür. Grinsend begrüßt er den Kater. "Guten Morgen Nervensäge." Amy muss darüber schmunzeln, als sie den Tisch für's Frühstück deckt.
Patrick kommt herein und holt das restliche Geschirr aus dem Schrank.

Während des Frühstücks überlegen sie beide wie sie den Tag verbringen können. Die Wahl fällt schließlich auf einen morgendlichen Spaziergang durch den Park, um erst einmal richtig wach zu werden und dabei den restlichen Tagesablauf zu planen.

Eine Stunde später steht Amy nach einer Dusche vor der Tür des Badezimmers. Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie ihre Sachen vergessen hatte. Ihr bleibt also nur das Handtuch als sporadische Bekleidung, welches gerade mal so alle intimen Stellen bedeckt. "Verdammter Mist!", flucht sie leise. Nicht, dass sie sich für ihren Körper schämt, aber ein bisschen komisch kommt sie sich doch vor, als sie in den Flur tritt.
Schnell flitzt sie ins Schlafzimmer.
Gerade als sie sich Sachen aus dem Schrank sucht, klopft es an der Tür.

Light up my Soul [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt