Kapitel 4

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Viel zu schnell verklingen die letzten Töne des kleinen Konzerts im Pub. Amy saß die ganze Zeit über da und lauschte den Songs die sie heute schon zum zweiten Mal live hören durfte, auch wenn das große Konzert in der Stadthalle kein Vergleich hierzu war. Auch Liliane scheint ein wenig Gefallen an der Musik gefunden zu haben. Konzentriert sitzt sie die ganze Zeit über da und lauscht den tiefgreifenden Texten. Ab und zu wippt sie mit dem Fuß im Tackt oder trommelt mit den Händen auf dem Tisch. "Ich glaub ich werde mich mal auf den Weg machen. Willst du noch bleiben?", fragt sie schließlich als das Equipment von der Bühne geholt wird. Seufzend schüttelt Amy den Kopf. "Nein, lass uns gehen. Es ist ja sowieso schon so spät."
Noch einmal schaut Amy lächelnd zur kleinen Bühne herüber, wo Patrick gerade seine Gitarre in den dafür vorgesehenen Koffer packt. "Hey Paparazzi-Girl!", ruft er plötzlich mit seiner unverkennbaren Stimme. Mit der Hand zeigt er auf Amy und deutet ihr an herüber zu kommen. Unsicher blickt sie hinter sich zu ihrer besten Freundin, die jedoch nur breit grinst und Amy in Richtung Bühne schiebt. Patrick geht in die Hocke um mit Amy auf Augenhöhe zu sein und nicht von der Erhöhung auf die herab blicken zu müssen. "Ich weiß doch noch gar nicht wie du heißt.", stellt er fest, als Amy bei ihm angekommen ist. Ein Grinsen huscht über Amys Gesicht. "Ich bin Amy. Es war wirklich ein tolles kleines Konzert. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr auch in solch einem kleinen Rahmen spielt." Bedächtig nickt Patrick. "Es ist schön auch mal kostenlos vor wenig Zuschauern zu spielen. That's completely different.", meint er lächelnd. Amy kann sich das nur zu gut vorstellen. "Dann hast du aber bestimmt auch oft Stress mit Fans und Paparazzi." Patrick lacht einmal kurz auf. "Don't worry. Meine Bodyguards passen schon auf mich auf." Sehr beruhigend. "Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder.", ergänzt er zwinkernd, schnappt sich seinen Gitarrenkoffer und verschwindet durch den Hinterausgang. Schleppend kommen Amy und Liliane voran. Mittlerweile hat sich der Raum noch etwas mehr gefüllt, als schon zuvor. Scheinbar hat es sich herumgesprochen, dass ein Kelly heute noch eine kleine Liveeinlage zum Besten gibt. Endlich vor dem Pub angekommen, müssen beide erst einmal tief durchatmen. "Was für ein Abend", denkt sich Amy, "voller Überraschungen." Ein kleines Stück des Weges können Amy und Liliane noch zusammen gehen. Nebeneinander schlendern sie durch die beleuchteten Straßen der Stadt, vorbei an großen Altbauten und modernen Häusern. "Also ich muss sagen, wenn man auf solche Musik steht, kann man sich den Paddy ja doch mal anhören.", meint Liliane nach einer Weile. Amy grinst nur und schweigt. Ihre Gedanken driften langsam ab und lassen den vergangenen Abend in ihrem Kopf Revue passieren, während Liliane pausenlos von ihren Plänen von der kommenden Woche erzählt. In Amys Kopf hat sich der letzte Song des kleinen Konzerts festgesetzt: "Free"
Ja, sie fühlt sich frei. Seit langem fühlt sie sich endlich mal wieder frei, beschwingt und sorglos. "Hörst du mir überhaupt zu?", reißt ihre Freundin sie aus den Gedanken, als sie die kleine Kreuzung erreicht haben, an der sich ihre Wege trennen. "Sorry, was hast du gefragt?" Ja, tatsächlich hatte sie trotzdem noch mitbekommen, dass am Ende des letzten Satzes, den Lili sagte, wohl ein Fragezeichen gestanden hätte, wäre er auf Papier geschrieben worden. "Du und Ich, Hamburg, nächstes Wochenende. Mädelsausflug. Wie wär's?" Amy ist skeptisch. Tatsächlich ist sie bereit mal wieder wegzufahren. Einfach mal was anderes sehen als die Arbeit und die Stadt in der sie lebt. Ein kleiner Wochenendtripp kann ja nur gut sein, oder? Zaghaft nickt sie, was Liliane sogleich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. "Okay. Ich kümmere mich um ein Hotel und du fährst, abgemacht?" Wieder ein zaghaftes Nicken. Freudig wird Amy in die Arme gezogen. "Das wird so toll! Wir schreiben morgen nochmal, okay?" Schnell verabschieden sie sich von einander und jede der Frauen geht ihren Weg nach Hause. Zum Glück ist es für Amy nicht mehr so weit. Nur ein paar Meter links und schon ist sie in ihrer gemütlichen Zwei-Raum-Wohnung. In Windeseile hat sie sich fertig gemacht und kriecht unter ihre Bettdecke im viel zu großen schwarzen Boxspringbett. Ein letzter Blick auf ihr Handy verrät ihr, dass es bereits zwei Uhr nachts ist. Innerhalb von Sekunden fällt sie in einen tiefen, zufriedenen Schlaf.

Light up my Soul [Michael Patrick Kelly]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt