Blues Urteil

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Bild: Lord Harcis



 Unsanft hatte man den Jungen in eine dreckige Zelle geworfen. Blue war ohnehin schon verdreckt, weshalb ihm der Schmutz in der Zelle nichts ausmachte.

Er war schlimmeres gewohnt.

Seine Haut war unter der Schmutzschicht strahlend hell, beinahe schon ungesund weiß. Die einzigen Geräusche in den Kerkern waren die Wassertropfen, die zu Boden fielen und hin und wieder die Schreie der Gefangenen.

Was man wohl mit ihm machen würde?

Laut dem Gesetz wurden einem Dieb, ein oder zwei Finger abgehackt. Aber da Blue den ersten Berater des Königs beklaut und sogar noch beleidigt hatte, würde in das sicherlich den Kopf kosten. Eigentlich war dies nicht die Art gewesen, wie sich der Junge vorgestellt hatte, zu streben. Aber wenigstens war es ein schneller Tod.

Würde der König überhaupt ein Kind hinrichten lassen oder gab es noch andere Möglichkeiten? Die Flucht?

Kam gar nicht in Frage!

Wenn man ihn dabei erwischen würde, dann rotte der Kopf des Kleinen mit Sicherheit! Ein kleines vergittertes Fensterchen in der Mauer, ließ ein paar Sonnenstrahlen herein, weshalb es in der Zelle auch nicht wirklich kalt war. Genau richtig.

Das schien auch die Ratten und Mäuse anzulocken, da von diesen bereits zwei oder drei vielleicht auch mehr, wie viele genau es waren, vermochte Blue nicht zu sagen, auf dem Boden herum wuselten.

Der Junge fand diese Tiere keinesfalls widerlich.

Sie waren zwar meistens auf irgendwelchen Müll zu finden, oder sogar auf Leichen, doch trotzdem waren es nur Tiere. Und Mäuse waren nun einmal kleine liebe Tierchen.

Das Fenster war leider zu hoch oben, als dass Blue hinaus sehen konnte. Also beschloss er, sich einfach in einer Ecke nieder zu setzen und Ruhe zu geben.

,,Heute wird wohl nichts mehr aus einem guten Essen.", dachte sich der Junge frustriert, nachdem sein Magen ein weiteres Mal geknurrt hatte.

Eine Maus hatte es tatsächlich gewagt, das Hosenbein des Eindringlings zu erklimmen, und saß nun auf dessen Knie.

Anstatt das Tierchen herunter zu werfen, nahm der Junge die Maus vorsichtig und setzte sich wieder zurück auf den Boden. Vor der schweren Metalltür, waren Schritte zu vernehmen.

Hätte man ihn wirklich schon jetzt getötet?!

Ein wenig verängstigt kauerte sich Blue noch ein wenig mehr zusammen und presste sich in die Ecke.

Tatsächlich wurde seine Tür aufgesperrt und zwei Wachen kamen herein.

,,Aufstehen und mitkommen. Der König erwartet dich. Warum auch immer er mit einem Dieb reden will.", befahl ein Mann mit dunklem Haar unfreundlich und sah verachtend auf den Jungen herab.

Unsicher erhob sich Blue und wurde von dem selben Mann am Oberarm gepackt, ehe sie die Zelle verließen.

Der König wollte also mit ihm sprechen. Das verhieß sicher nichts gutes.

Sie bogen um einige Ecken, passierten viele Tore und liefen durch verschiedenste Gänge. Dem Jungen war nicht entgangen, dass sie einige Tore und Gänge zwei mal oder sogar öfters durchquerten, um ihn zu verwirren.

Offenbar machten sie sich Gedanken darum, dass er vielleicht doch noch flüchten konnte. Also unterschätzten sie ihn nicht.

Schließlich kamen sie doch noch am Tor vor dem Thronsaal an. Zwei Wachmänner an den Toren, öffneten diese und ließen die drei eintreten.

Tränen des MeeresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt