Chapter 4

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"Leila, du kommst zu spät zur Schule."

Ahn kam in mein Zimmer gestürmt und riss mir augenblicklich die Bettdecke weg.

Erfolglos versuchte ich diese wieder an mich zu reisen, als mich ein kühler Lufthauch streifte, der von meinem offenem Fenster zu mir hinüber wehte. Es war Ende August. Dennoch war es um diese Jahreszeit in Yorktown deutlich kälter als in meiner vorherigen Heimat Pennsylvania, obwohl das Klima der beiden Bundesstaaten sich im allgemeinen nicht sonderlich unterschied. Meine Gewohnheit steht's mit offenem Fenster zu schlafen hatte ich deshalb auch beibehalten.

Letzentlich öffnete ich doch noch meine, von Schlaf verklebten Augen. Ich hatte das Gefühl gerade mal drei Stunden Schlaf gehabt zu haben, wenn überhaupt. Desweiteren hatte ich in den gefühlten drei Stunden Schlaf, nichts weiter als lauter wirres Zeug geträumt, an dass ich mich, wenn ich ehrlich war, kaum noch erinnerte. Eines der wenigen Dinge, die in meinem Kopf hängen geblieben waren, waren Damions bernsteinfarbende Augen, mit diesem einzigartigen, mysteriösen Funkeln, welches sich, wenn er mich allerdings anblickte, prompt in ein amüsanten Funkeln verwandelte. Ganz so, als würden sich allein schon seine Augen über mich lustig machen. Was  anschließend aber in meinen Träumen passierte war, wusste ich nicht mehr.
Deshalb konnte ich mir nur erklären, dass Damions bernsteinfarbende Augen in meinem Traum aufgetaucht waren, damit meine Faust diese mitsamt ihrem amüsanten Funkeln in eine andere Galaxy befördern konnte.

Immer noch total übermüdet und etwas schlaftrunken, setzte ich mich auf und schaute auf meinen Wecker, den ich auf meinem Nachtisch plaziert hatte.

Zwanzig nach nach sieben. Mit einem Schrecken fuhr ich hoch und sprang aus dem Bett.
Mist, in zehn Minuten würde mein Bus ohne mich losfahren.

Ich rannte förmlich von einem Zimmer in das nächste, wärend ich versuchte all meine Sachen, die ich für den heutigen Schultag benötigte zusammenzusuchen. 
Meine dunkelbraunen, langen Haare band ich mir derweil lässig zu einem Pferdechwanz zusammen. In der Zwischenzeit tuschte ich mir noch schnell meine Wimpern, bevor ich polternd die Treppe hinunter lief, mit einem Schwung die Haustür hinter mir schloss und rehelrecht zur Bushalte stürmte.

Nachdem ich den Bus gerade noch rechzeitig erwischte, ließ ich mich wie ein totales Wrack auf den letzten freien Platz neben Caja fallen.

Aus ihren Kopfhörern drank wieder einmal laut die Stimme von Taylor Swift, die sich zusammen mit dem Klang der Melodie zu dem Song Red formte.

Ich zog meinen Zopf abermals fest, der sich allmehlig schon aufzulösen schien, bevor ich mich Caja zuwandte.
"Du siehst fertig aus." ,schlussfolgerte diese und musterte mich besorgt.

Wenn ich ehrlich war, konnte ich mir schon denken, was für einen Anblick ich ihr bot. Selbst ein Zombie aus "The Walking Dead" hatte meiner Meinung nach Schwierigkeiten gehabt mit mir mitzuhalten.

"Verschlafen." ,murmelte ich also als Antwort.
Caja lachte kurz. "Da hast du ja sogar was mit meinem Bruder gemeinsam."
Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch.
"Eher nicht." ,entgegenete ich kopfschüttelnd sowie ein wenig genervt.

"War nur ein Scherz. Willst du? Musik hilft gegen schlechte Laune." ,fragte sie mich grinsend und reichte mir wie am Tag zuvor einen ihrer Kopfhörer. Dankend nahm ich diesen an.
Den Rest der Fahrt erklang die Melodie von "Red" in meinen Ohren.

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Mit meinem Essen, diesesmal einem Hamburger zusammen mit irgendeinem undefinierbarem Krautsalat, ließ ich mich etwas angeschlagen neben Caja auf meinen Platz gleiten.
Die Nacht, mitsammt den äußerst verwirrenden Träumen hatte mir echt nicht gutgetan. Stattdessen wandelte ich heute schon den ganzen Vormittags wie eine lebendige Leiche durch die Schulgänge.

Diamond Where stories live. Discover now