unvergessliche Weihnachten

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Ich hätte nie gedacht, dass das wirklich passieren würde. Ich meine, man hört ständig davon, es scheint ganz normal zu sein. Aber dass es wirklich bei uns passieren kann?
Es war vor einem Jahr und einer Woche. Ich bin in den Weihnachtsferien nach Hause gefahren, wie üblich. Sirius war ebenfalls da, es waren seine ersten Weihnachten als einer unserer Familienmitglieder.
Hätte ich nur gewusst, dass es auch das letzte Mal sein würde.
Wir saßen da am Tag nach dem Weihnachtsfest, Großvater Harry (eigentlich Henry) spielte Schach mit Sirius (und vorlor laut lachend haushoch, wie das für die Potters auch nur üblich war), Mum und Dad tanzten zur Musik des Radios, Großmutter Artema und ich sahen zu, Dorea Potter (die Ehefrau des verstorbenen Brudes meines Großvaters) bereitete mit ihrem Sohn das Abendessen vor. Nichts zeigte auch nur die geringste Chance einer Unterbrechung oder eines Problems. Doch hätte man sich nicht sicher sein dürfen. Denn diese friedliche, ausgelassenen Stimmung würde bald vergehen.
Die Uhr schlug gerade zwanzig, als ein Knall von draußen herein kam. Die Alarmglocken ums Haus gingen los und schrien wie wild. Meine Mutter rannte hinaus, den Zauberstab gezückt. Großvater Henry rief ihr zu: ,,Ich bringe die Kinder hier raus, Euphemia! Fleamond, Dorea und du haltet sie auf! Ich bleib bei ihnen!"
Er schrie mich an das Haus zu verlassen, stieß Sirius immer wieder zum Kamin. ,,Ihr müsst fliehen, wir schaffen das schon! Geht, geht!"
Mein Magen drehte sich vor Angst und Verzweiflung und Tatendrang. Ich kannte den Plan. Wir haben ihn millionen Mal durchgesprochen. Sirius und ich würden zu den Lupins gehen, die würden Dumbledore informieren. Der nächststehende Erwachsene würde uns zu den Lupins begleiten und sofort zum Kampf zurückkehren, sobald einer von Monnys Eltern von unserer Anwesenheit weiß. Wir würden sofort informiert werden, sobald der Kampf vorbei ist. Doch jetzt, da Glasscherben durch die Luft fliegen, Mum und Dad zusammen gegen drei dunkle Gestalten kämpfen, Dorea und Markus gegen je zwei weitere, Lichtblitze den Raum erfüllen und das Haus zerstörten, Großvater Harry uns mit absoluter Verzweiflung anflehte zu gehen und ich Blut im Gesicht meiner Mutter sehen, Großmutter nun gar nicht mehr zu sehen, Lachen und Flüche durch den Raum hören und noch mehr Todesser durch die Lücken in den Wänden kommen sah, da konnte ich meine Familie nicht verlassen. Wie hätte ich sie in der Not in Stich lassen können? Wenn sie alle sterben könnten? War Artema noch am Leben? Was würde aus Markus werden? Und den anderen? Wen werde ich nach diesem Tag nicht wiedersehen?
Man sagt, wenn Adrenalin durch einen stößt, ist man in der Lage, alles wahrzunehmen und die Welt scheint sich zu verlangsamen. Ich kann mich nicht daran erinnern, viel erkannt zu haben. Ich weiß noch, dass alles wie im Rausch an mir vorbeizog, dass Sirius den Kopf in den Kamin steckte und schrie. Um Hilfe schrie. Dass Opa Harry uns anflehte, zu gehen. Dass mehrere Flüche mich nur knapp verpasst hatten. Dass einige Todesser bis zu uns durchgedrungen sind. Dass von irgendwoher eine Frau laut kreischte. Dass Großvater uns deckte, uns zum Kamin schob. Er konnte sich nicht einmal verteidigen, zu sehr war er damit beschäftigt, die Todesser davon abzuhalten, uns zu töten. Ich flehte sie an, sie in Ruhe zu lassen. ,,Was wollt ihr? Ich tue alles, lasst meine Familie leben! Lasst sie gehen!", schrie er sie an. Er schoss einen einzelnen Fluch ab und traf einen der schwarzgekleideten, bemasketen Personen auf die Brust, diese flog quer durch den Raum und warf einen zweiten Todesser um.
Das war seine letzte Tat.
Einer der Todesser - eine blonde Frau - traf ein mit einem grünen Strahl auf die Brust. Sein Körper sackte auf uns zusammen und gab genau den Schubs ab, der nötig war, um Sirius und mich durch den Kamin zu schicken. Ich konnte noch seinen Arm packen, bevor sich alles drehte. Ich weiß noch heute nicht, ob mein Schwindel vom Flohpulver oder vom Schock stammt. Ich weiß nur, dass ich nicht klar sehen konnte, auch bevor die Tränen kamen. Ich weiß, dass mein Kopf sich wie blei anfühlte. Als hätte ich seit Wochen nicht geschlafen. Mein Körper ächzte vor Schmerz, der noch einen Monat später nicht weggehen wollte, meine Knie gaben unter mir nach, als ich endlich auf festen Grund trat und ich fühlte die sichere Umarmung zweier Arme, hörte das Rufen eines Freundes. Remus, wurde mir später klar.
,,Krone, Tatze, was ist - Oh Gott! Dad! Er ist tot!"
Ich spürte seine Arme ebenso hinzukommen.
Doch das erste, was ich wieder sicher wahrnahm, nachdem meine Sicht wieder klar wurde, waren die leeren Augen meines Großvaters. Sein Gesicht eine Maske von Stolz und Mut und Kraft und Liebe. Keine Verzweiflung oder Angst. Er hat uns nur beschützen wollen.
Tatze und Moony umarmten mich, bis ich mich von ihnen losrieß. Sie sagten nichts und machten nichts. Ihre Gesichter waren düster. Und sie standen mir schweigend bei.
Meine Mutter kam einige Stunden später mit leichten Verletzungen zu uns, nachdem Mrs. Lupin uns allen Tee gemacht hat und Mr. Lupin die Leiche meines Großvaters weggebracht hat, dass eine anständige Beerdigung später möglich ist. Sie sagte, Großmutter sei ebenfalls gestorben. Die anderen seien sicher und würden heilerisch behandelt, ebenso wie einige der Verstärkung. Vier Todesser konnten gefangen genommen werden. Und sie alle haben sich gefragt, was aus Opa Harry und uns geworden ist.

Lily sieht mich mit traurigen Augen an und drückt meine Hand.
,,Er ist in Ehre gestorben. Und wir sorgen dafür, dass er diese Ehre verbreitet. Dass alle sich an Henry erinnern. Wir nennen unseren Erstgeborenen Sohn nach ihm. Harry. So wie ohr ihn immer genannt habt." Während sie das sagt, lächelt sie sanft und vertraulich. Ich komme nicht umhin, auch zurück zu lächeln.
,,Ja.", flüstere ich. ,,Harry. Der Sohn von Lily und James Potter, Harry Potter." Ich kichere. Nicht drei Monat vorher hätte mir Lily einen Fluch auf den Hals gejagt, man ich nur erwähnt hätte, dass ich sie daten möchte. Jetzt sprechen wir schon von einem Kind. Es geht einfach recht schnell.
,,Harry James Potter. Mir gefällt der Klang davon. Harry James Potter, der Sohn von James und Lily." Sie lächelt warmherzig und ein wohliges Gefühl kommt in meine Magengrube auf.
Harry James Potter. Benannt nach dem mutigsten der Mutigsten. Nach den besten Mann seit langen. Einem Mann, der sein Leben aufgab, um das Leben seines Enkelkinds und dessen Freundes zu retten. Einem Mann, nach dessen Vorbild ich leben werde. Auch ich werde sterben, indem ich die beschütze, die ich liebe. Ich werde nach dem Vorbild und Namensvetter meines Sohnes leben, nach Henry ,,Harry" Arterus James Potter, meinem Großvater.

Diese Geschichte ist auf Wunsch von SieneBlack entstanden, die sich eine Geschichte über einen Todesserangriff und über die Rumtreiber gewünscht hat! Diese OneShot ist für dich und ich hoffe, sie gefällt dir!

Harry Potter OneShotsWhere stories live. Discover now