Mit einem blauen Auge...

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Als ich die Augen öffnete schien draußen bereits die Sonne. Mein Rücken schmerzte und ich schaffte es nur langsam meine Muskeln in Bewegung zu bringen. Ich war auf der viel zu kleinen Couch eingeschlafen und wurde nun durch den Geruch von Kaffee geweckt. Thomas hatte den kleinen Tisch in seinem Zimmer mit Brot und Aufschnitt gedeckt. Sam saß bereits aufrecht in dem Bett und rauchte sich eine. Ich rieb mir die Augen als ich mich aufsetzte.
„Sieht nicht gerade gemütlich aus." Scherzte die Blondine, der es besser zu gehen schien. Sie hatte ein blaues Auge wirkte aber entspannt.
„Du siehst nicht gerade gut aus." Konterte ich und stand auf, dabei streckte ich die Arme in die Luft und versuchte meine versteiften Wirbel zu lockern.
„Ah das ist eine Marcus-Attacke gewesen, die kenne ich schon." Diese Aussage ließ mich in meiner Pose erstarren.
„Wie? Das macht dir nichts?"
„Er reagiert ab und an über, das nehme ich hin... er wird später wieder normal sein, das haben wir schon alle durch!" fuhr sie fort und nahm einen Zug ihrer Kippe. Schockiert über diese Worte nahm ich meine Arme wieder runter und setzte mich an den Tisch.
„Meinst du er hat uns gesucht?"
„Mich sicherlich nicht..." lachte sie für eine Sekunde auf und wurde dann wieder ernst:"Wenn dich... du solltest zu ihm und mir die Schuld geben. Verscherz es dir nicht mit ihm, heute ist doch dein Telefonat!" Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ich nahm mir eine Tasse und schüttete Kaffee hinein. Sam gesellte sich zu mir und nahm mir gegenüber Platz. Dabei zog sie ein Bein heran, den Fuß auf die Sitzkante abgelegt, dabei verzog sie das Gesicht.
„Was ist los?" fragte ich und konnte meinen Blick kaum von ihrem bunten Auge abwenden.
„Ich glaube eine Rippe ist geprellt." Meinte sie und strich sich über die schmerzende Stelle.
„Du solltest zu Isabell." Warf ich ein und setzte mir die Tasse an die Lippen bevor ich einen Schluck nehmen konnte, schnappte sie sich meinen Kaffee. Meine Hände folgten den Sog bis ich den Finger aus dem Henkel gezogen hatte und ihr die Errungenschaft kampflos überließ.
„Das werde ich auch noch machen...!"
„Gut... nächstes Thema... du und Thomas?" seufzte ich und sah zu wie sie einen Schluck heißen Kaffee nahm.
„Ah stimmt dafür wollte ich dir noch danken, also dafür, dass du Marcus abgelenkt hast als wir es in der Bibliothek getrieben haben." Das Grinsen wurde breiter. Ich rollte mit den Augen.
„Was blieb mir anderes übrig, er hätte dich ..."
„Umgebracht... oh ja das hätte er zu 100%!" beendete sie meinen Satz und nahm einen weiteren Schluck.
„Seine Prinzipien und seine Regeln, das ist das wichtigste! Du kannst aus dem Fenster pissen aber wehe du verstößt gegen seine Regeln..."
„Wie heißt die Regel gegen die du verstoßen hast?"
„Eigentlich waren es zwei. Niemals ohne ihn kiffen." Mir ging die Situation in dem Ärztezimmer von Nicholas durch den Sinn, stimmt er kiffte ja auch.
„Die zweite: ich soll seine Autorität nicht untergraben, naja das habe ich aber indem ich ihn gefragt habe was schon dabei sei."
„Kleinlich..." murmelte ich und nahm mir eine Scheibe Brot.
„Wie recht du hast... naja und wenn er das mit Thomas mitbekommen würde..." ich erkannte, dass ihr bewusst war, was dann passieren würde. Die zuvor einfach dahergeredeten Worte, er würde sie umbringen, waren kein Scherz gewesen.
„Warum machst du das dann?"
„Liebe schätze ich. Thomas ist immer für mich da gewesen, das zwischen uns läuft bereits seit knapp einem Jahr. Wenn die wichtigen Herren da sind werden wir abhauen!" dies wiederum sagte sie staubtrocken dabei tauschte sie das Koffein gegen das Nikotin und stillte diese Sucht.
„So einen Plan hatte ich auch schon gehabt ist nicht gut geendet."
„Du wurdest gelinkt!" warf sie ein. Durch wen auch immer aber ja sie hatte Recht.
„Wie soll der Plan aussehen?"
„Wenn hier der Zirkus losgeht, sind die Mitarbeiter dabei, den Herren alles Recht zu machen und sie werden dafür sorgen, dass die Geisteskranken bei Laune gehalten werden und nicht wie jene rumschreien, die abgestochen werden. Das ist unsere Chance! Marcus weiß nichts von Thomas und wird nicht wissen, dass er mir hilft!" Ich wünschte ihr das Beste und hoffte der Plan würde gelingen.
„Willst du dann mit?" fragte sie und lehnte sich leicht vor, als würde diese Antwort jeder hören können.
„Ich denke nein... ich glaube Marcus... er scheint ein seltsamer Kautz zu sein aber seinen Worten scheint er Taten folgen zu lassen!" Sam nickte.
„Das tut er, egal in welche Richtung die Taten auch gehen!" sie deutete auf ihr Auge und zwinkerte mir zu. „Für dich ist das vielleicht wirklich nicht die schlechtestes Alternative!"
„Warum versuchst du nicht mit Hilfe von Marcus hier rauszukommen?"
„Es dauert mir zu lange Emily... ich habe keine Lust noch länger in diesem Loch sitzen zu müssen. Ohne Spaß, Marcus ist wirklich der Kracher im Bett aber wenn jemand jemand anderen liebt, macht das ganze halb so viel Spaß. Ich verletzt Thomas jedes Mal damit. Das will ich nicht mehr!" Einleuchtend, jedes einzelne Wort. Nun nickte ich und legte mir eine Scheibe Käse auf das Brot.
„Du solltest dich daran tun, Marcus zu suchen und dich mit ihm gut zu stellen! Ich werde auch gleich verschwinden bevor er noch den ganzen Laden auf links dreht." Stöhnte sie auf und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Mit dem Käsebrot in der Hand stand ich auf und holte meine Jacke.
„Solltest du deine Meinung jedoch ändern, dann bin ich für dich da. Drei Tage hast du Bedenkzeit um eine endgültige Entscheidung zu treffen."
„Danke!" lächelte ich und ging zur Türe.
„Wir werden uns so oder so wiedersehen." Rief sie mir noch nach als ich das Zimmer verließ und mich sammelte um Marcus um den Finger zu wickeln.

Ich schlang das Brot herunter und ging zuerst in mein Bad um mich frisch zu machen, dabei verharrte ich einen Moment vor dem Spiegel und sah mich an. Ich hatte mit der Aktion das Telefonat mit meiner Familie aufs Spiel gesetzt. Das war es wert gewesen, ich hätte niemals tatenlos zusehen können. Eine Frage kam jedoch wieder auf. Woher wusste Marcus von dem Treffen, wenn die Abmachung mit Marie eine andere war. Hatte er nicht gewollt? Ich stützte mich aufs Waschbecken, ging mit der flachen Hand über den beschlagenen Spiegel und fixierte meine Augen. Hatte er im Moment vielleicht mehr Interesse an mir?
„Emily?" hörte ich Leah nach mir rufen.
„Ich bin hier!" antwortete ich und wandte mich von meinem Spiegelbild ab. Mit nassen Haaren und in einem Bademantel gehüllt kam ich aus dem Bad. Leah stand mir nervös gegenüber und schob sich die Unterlippe zwischen die Zähne als sie auf mich wartete.
„Es geht dir gut!" seufzte sie erleichtert und ließ von ihrer Lippe ab.
„Alles gut." Bestätigte ich ihre Aussage und ging zu meinem Schrank.
„Wie geht es Sam?"
„Sie hat sicherlich eine Rippe geprellt aber sonst geht es ihr gut!" Wieder ein Aufseufzen, das ihre Erleichterung zum Ausdruck brachte.
„Das war diesmal wirklich knapp gewesen." meinte Leah und setzte sich auf die Kante meines Bettes.
"Diesmal?" fragte ich interessiert.
"Ah lange Geschichte." lenkte die Schwarzhaarige ab und lächelte sofort drauflos.
Ich beließ es dabei und würde nicht weiter in dreckiger Wäsche kramen. Ich widmete mich dem wichtigeren und das war im Moment die Auswahl eines passenden Outfits.
„Danke!" meinte Leah beinahe unterwürfig als ich mir ein Klein angezogen hatte und mich zu ihr drehte. So kannte ich sie gar nicht.
„Wie gesagt alles gut. Ich werde jetzt zu Marcus gehen und ihm eine Freude bereiten!"

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Where stories live. Discover now