Wir sollten gehen.

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Wie fühlst du dich?" Fragte mich Nicholas als wir gemeinsam vor einem der unzähligen kleinen Hütten standen und ich mir die handgeschnitzten Holzfiguren genauer ansah.
„Es ist wie zuhause." Sagte ich und griff nach einem Reh. „Damals habe ich mit meiner Familie beinahe jeden Weihnachtsmarkt besucht, der einigermaßen leicht zu erreichen war... nur einer fehlte...!" flüsterte ich. Er wusste, dass ich oft genau solch einen Markt besuchen wollte diesen Wunsch hatte er mir erfüllt. Nur fehlten meine Eltern und meine Geschwister. Ob sie auch auf einem Markt herumliefen und sich ebenfalls diese Holzfiguren ansahen?
„Gefällt es dir?" fragte er sofort und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ein Nicken meinerseits signalisierte ihm die eindeutige Antwort. Ohne ein weiteres Wort kaufte er mir das Reh und wir gingen weiter unseres Weges, dabei hielt er meine Hand und schenkte mir das Gefühl zu ihm zu gehören. Das tat ich schließlich auch auf eine kranke Art und Weise.

Seit etwa zwei Stunden schlenderten wir bereits durch den Wald, es wurde dunkel und die Lichter umhüllten uns in einen angenehmen Kreis von Wärme. Wir hielten am Süßigkeitenstand kauften dort Mandeln, tranken einen Glühwein und redeten über Banalitäten. Wir benahmen uns wie Menschen, die ernsthaftes Interesse an dem jeweils anderen hatten. Wie Menschen, die kein Geheimnis, so dunkel wie die Nacht, hüteten. Wir bewegten uns zwischen all den fröhlichen und ahnungslosen Mitmenschen als wären wir welche von Ihnen. Die Frage blieb dabei offen, gab es hier vielleicht noch mehr Von mir, die Grausamkeiten ihr Eigen nannten?
Wie normale Menschen musste meine Begleitung die Toilette aufsuchen und ließ mich vollem Vertrauens alleine inmitten der Lichter und Eindrücke. Ich stand dort mit der Tüte in der Hand und beobachtete spielende Kinder, Paare, Eltern, Omas und Opas, wie sie allesamt ein Ziel hatten einfach diesen magischen Ort zu genießen. Es gab auch wirklich einiges zu sehen. Neben den normalen Weihnachtsbuden herrschten ausreichend Essgelegenheiten und bei näherer Betrachtung bekam ich Appetit. Doch meine Aufmerksamkeit wurde kurzerhand von zwei Personen angezogen, die hier für Sicherheit sorgten. Zwei Polizisten kamen auf mich zu und unterhielten sich. Mein Herz begann zu rasen, das wäre die Möglichkeit. Sie könnten den Dieb, der mich meiner Familie entwendet hat sofort mitnehmen. Sie kamen immer näher und die Aufregung stieg. Die Polizisten gingen an mir vorbei und einer von den beiden lächelte mich höflich an. Es wäre nur ein „Hilfe" nur ein Hallo mehr nicht. Eine Erklärung und ich wäre frei. Wäre ich das? Nicholas hatte genügend Geld um alles zu unternehmen um mich zu behalten. Vielleicht kannten sie ihn? Ich drehte mich mit ihnen und bekam kaum Luft. Selbst das kürzeste Worte würde keinen Weg aus meinem Körper finden, so trocken war mein Mund. Nein der Plan für morgen war besser so würde Nicholas mich erst einmal suchen müssen um mir mein Leben ein zweites Mal zu ruinieren.
„Sollen wir etwas essen?" wollte mein Date von mir wissen und tauchte hinter mir auf. Ertappt drehte ich mich zu meinem Gastgeber und nickte. Ich versuchte meine Gedanken hinter einem Lächeln zu verstecken.
„Worauf hast du denn Lust?"
„Nein sag du mir was du essen willst!" forderte ich ihn auf mir seinen Wunsch mitzuteilen. Er war aufrichtig nett und sehr zuvorkommend, bis jetzt verlief dieses Treffen wie es besser nicht laufen konnte. Es war wie ein Traum, ein realer Traum und ich genoss jede Sekunde. Nicht nur das, ich genoss die Blicke, die Blicke, die ihm galten. Es gefiel mir wie die Frauen verstohlen zu uns rüber sahen und ihn musterten. Egal wie sehr sie sich anstrengten um es zu verbergen. Keine Chance ich spürte sie und musste ihnen beipflichten. Er war eine Augenweide.
„Ein Mistelzweig, Sie müssen Ihre Herzdame küssen." Sang ein aufgekratzter großer Mann im Wichteloutfit und hielt den Zweig über unsere Köpfe. Ich sah Nicholas rotwerdend an. Er hingegen schenkte mir ein besänftigest Lächeln und streckte seine Hand nach meinem Gesicht aus.
„Ich wollte eigentlich bis nach dem Date damit warten aber..." bevor er seinen Satz beendete spürte ich seine nach gebrannten Mandel schmeckenden Lippen auf meinen. Er raubte mir erneut den Atem und küsste mich hier vor all den Fremden, für die wir sicherlich wie ein normales Paar rüberkamen. Sie sollten es alle sehen, jede Frau, die hier rumlief und vor Neid platzte, weil mich der wahrlich schönste Mann auf dem Platz küsste. Als ich seine Lösung spürte öffnete ich meine zuvor geschlossenen Augen und konnte mir das Kichern nicht verkneife. Der Mann mit dem Mistelzweig klatschte und reichte uns ein Flyer. Ich begutachtete das laminierte Blatt Papier und hob es hoch. „Hast du vielleicht Lust auf das hier?" schlug ich Nicholas, das abgebildete Diner vor. „Burger und Bier du scheinst mich gut zu kennen." Neckte er mich und griff in seine Tüte mit Mandeln.
„Vielleicht besser als du denkst." Konterte ich, klaute ihm kurzerhand die Mandel aus den Fingern und steckte sie mir in den Mund. Nicholas lachte auf und nahm meine Hand.
„Du bist wirklich einzigartig." Dann setzte er sich wieder in Bewegung und ich folgte.

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Where stories live. Discover now