X. Riro

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  Eine Nacht. Vier Wachen und ein Gefangener, den es zu eskortieren gilt.


Die Eskorte schreitet durch die schmalen Straßengänge von Ba Sing Se. Der Platz reicht gerade so aus, sodass die Wachen eine Formation einnehmen können. Zwei Wachen befinden sich vor dem Gefangenen und die restlichen zwei hinter ihm. Die beiden vorderen Wachen, welche die Fackeln halten, fokussieren sich ausschließlich auf den Weg. Mit starrem Blick schauen sie in die Ferne. Währenddessen schauen sich die beiden hinteren Wachen häufiger hektisch um, weshalb der Geist sich immer wieder neue Deckung suchen muss. Die Dunkelheit soll es den Anschein erwecken, dass nur zwei Wachen den Gefangenen begleiten, denn die beiden hinteren Beschützer verschwinden immer wieder in den dunklen Ecken der Straßen. Keine schlechte Idee denkt sich der Geist. Jedoch könnten diese Fackeln ihnen zum Verhängnis werden. Er beobachtet jeden einzelnen Schritt und jede einzelne Wache genau. Jede Bewegung wird aufmerksam in seinem Kopf registriert. Einen einzigen Fehler zu machen, könnte ihn nicht nur seinen ganzen Plan kosten, sondern auch sein ganzes Leben. Niemand würde ihm den wahren Grund für die Unterbrechung der Eskorte glauben und ihn mit einer ähnlich harten Strafe ins Gefängnis stecken. Der Gedanke, dass er für den Rest seines Lebens in einem Gefängnis verrotten oder ebenfalls die Todesstrafe erhalten könnte und in seinem Leben nichts erreicht zu haben, lässt ihn erneut an seinem Vorhaben zweifeln. Was würde sein Bruder nur denken, wenn er irgendwie mitkriegen würde, dass sein Bruder anscheinend dem Albtraum seiner Kindheit bei der Flucht helfen würde und dabei auch noch scheitert und die selbe Strafe erhält. Diese Nacht muss alles klappen und er braucht eine Menge Glück dafür.

Während er in diesen Missgedanken vertieft ist, scheint eine der hinteren Wachen etwas in Aufruhr zu bringen. ,,Warte mal" flüstert die eine Wache misstrauisch der anderen zu. Der Geist kann die Wörter gerade noch so von der Ferne aufschnappen. Sie können mich hier niemals gesehen haben, ist der Geist sich sicher. Er schaut gespannt zu, als die Wache beginnt, den Geräuschen, denen er misstraut nachzugehen, denn er bewegt sich in eine komplett andere Richtung als zu dem Geist hin. Eher in die Ecke eines der vielen schmalen Häuser, welche ganz Ba Sing Se schmücken.

Der Geist bekommt nur noch einen schmerzerfüllten Schrei mit und auf einmal geht alles sehr schnell. Die gesamte Eskorte geht in Rauch auf und man hört wildes Bändigen. Der Plan, den der Geist gehabt hat, hat noch nicht einmal die Chance gehabt in Schein treten zu können. Aufmerksam versucht er irgendetwas oder irgendjemanden in der riesigen Rauchwolke zu erspähen. Es gibt sich nichts zu erkennen, jedoch kann der Geist auf seine Ohren vertrauen, mit jenen er erneute Schreie aufnimmt. Gerade als er den Geräuschen folgen will, sieht er zwei Gestalten in die entgegengesetzte Richtung huschen. Der Geist weiß, dass das keine Flucht der Wachen ist, sondern jemand die selbe Intention wie er hat. Sofort verfolgt er die beiden. Der Geist springt von Dach zu Dach hinterher und sieht im Augenwinkel wie bereits Verstärkung der Erdnation bei der riesigen Rauchwolke einbricht. Ohne überhaupt erahnen zu können was hier passiert, hängt er sich an die beiden fliehenden Personen. Vielleicht ist es seine Bande. Vielleicht ist sogar sein Sohn unter ihnen, schwirrt es ihn durch seinen Kopf, was ihn nur noch mehr antreibt. Während der Verfolgung mustert er die beiden immer wieder etwas genauer. Die linke Gestalt der beiden, welche die andere mit sich mitzieht, scheint eine sportliche Figur zu haben, währenddessen die andere eher ausgemagert aussieht. Der Geist ist sich sicher, dass das der Gefangene sein muss und die andere Person sein Komplize. Der Ausbruch wird schon lange geplant gewesen sein doch wie wollen sie aus der Stadt kommen, versucht der Geist in seinen Gedanken zu entschlüsseln und ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Nach vielen Dächern und Wänden, die der Geist erklimmen musste, bemerkt er, wie die beiden langsamer werden. Dem Geist erschleicht die Angst, dass er zu laut gewesen sein könnte und sie ihn bemerkt haben, da er stur seinem Willen gefolgt ist. Doch die beiden Gestaltendrängt es in eine dunkle Gossenecke. Er sieht eindeutig, wie sie in der Ecke sitzend Rast suchen.

Avatar - Der Blaue Geist #WingAwards18Where stories live. Discover now