Kapitel 14

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P.O.V. Kathi

„Jetzt schalte doch endlich mal dein Gehirn und dein Herz ein." Elena schien verdammt wütend zu sein, und das unterstrich sie auch gleich damit, dass sie Erik einen letzten bösen Blick schenkte, bevor sie kehrt machte und Richtung Hotel lief. Schockiert beobachtete ich das ganze Szenario. Dass die Sache so kompliziert werden würde, hatte ich wirklich nicht erwartet.

Erik war sichtlich überfordert, sah ihr noch eine ganze Weile hinterher, als müsste er erst einmal registrieren, was alles in den letzten fünf Minuten passiert war. Erst hatte er Josi ein weiteres Mal enttäuscht und jetzt hatte er es auch noch bei ihrer besten Freundin verschissen. Gut, bei mir hatte er auch keinen guten Stand, aber in dem Augenblick ebenfalls wutentbrannt wegzurennen hatte für mich keinen Sinn. Mein Blick sagte teils ‚Tja, das hätte dir eigentlich klar sein müssen', andererseits drückte er aus, dass mir schon beinahe leid tat, was gerade passiert war.

Geknickt sah er auf den Boden, vergrub augenblicklich seine Hände in den Hosentaschen. „Ich bin so ein Idiot...", murmelte er resigniert vor sich her, rieb sich dann mit der flachen Hand über sein Gesicht, als wäre er total fertig mit den Nerven. „Ja, das kann man wohl so sagen.", brachte ich nur schulterzuckend heraus. Mir war seine Stimmung beinahe unangenehm, also sah ich kurz hoch und stellte fest, dass die ersten Fans so langsam das Trainingsgelände verließen. „Was soll ich denn jetzt machen?" Verzweifelt suchte er Augenkontakt mit mir, ich presste meine Lippen aufeinander und wollte die Unterhaltung so schnell wie möglich beenden. Es fühlte sich falsch an so lange alleine mit Erik zu reden, zumal wir noch nie zu zweit ein Gespräch geführt hatten.

„Das Richtige.", sagte ich stumpf und einfach, bevor ich seine Schulter berührte und mich somit ebenfalls an ihm vorbei schob. Wenn er wirklich so eine Einstellung hatte wie ich dachte, dann würde er schon wissen, was zu tun war. Ich seufzte und wollte mich gerade dem Platz zuwenden, da bemerkte ich, wie die Spieler langsam die Trainingsgegenstände einsammelten. Mit der Hoffnung, dass Leroy zu mir sehen würde, bahnte ich mir wieder einen Weg nach vorne zu der Bande. Doch es war nicht mein Fake-Freund, der auf mich zugerannt kam, sondern Marco.

Außer Atem blieb er vor mir stehen, sein Brustkorb hob- und senkte sich schnell. Er grinste, sah dann über mich hinweg, als würde er etwas- oder besser Jemanden- suchen. Mir war klar, wen er suchte, dennoch wartete ich ab und fummelte stattdessen mal wieder an meinen Haaren herum. „Hey", schnaufte er lächelnd, sein Blick lag wieder auf mir. „Du weißt nicht zufällig, wo Elena hin ist?" Ich beschloss ihn nicht auf die Folter zu spannen, nickte also. „Sie hat Erik ihre Meinung gepfiffen und ist dann Richtung Hotel gerannt. Ich werde gleich mal nach ihr sehen."

„Das hat sie nicht gemacht?" Sein Lächeln wurde breiter, als würde ihn das beeindrucken. Es war mehr als klar, dass die beiden auf den jeweils anderen standen, es aber nicht so zugeben wollten. Zumindest Elena nicht. „Doch, wirklich. Und Erik scheint echt verzweifelt zu sein." – „Wenn du nach Elena siehst, dann kann ich ja mal mit dem Durm reden." Er zwinkerte mir zu, erwiderte noch ein „Danke" und joggte dann wieder locker zu seinen Teamkollegen, welche den Platz schon fast verlassen hatten. Mit zusammengekniffenen Augen, als würde das was bringen, hielt ich Ausschau nach Leroy.

Ich entdeckte ihn mit den Hütchen in der Hand, und wie er gerade lachend einen Ohrenschnipser von Draxler abwehrte. Ja, mittlerweile kannte ich die meisten Spieler, ich hatte es nicht für richtig gehalten zur Länderspielpause mitzufahren ohne die verantwortlichen Personen einigermaßen erkennen zu können. Leroy wirkte in dem Moment wirklich glücklich, und augenblicklich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Die Sache mit den Medien, die nun deutlich ruhiger waren, schien ihn echt zu beruhigen. Und das war schließlich das Ziel gewesen.

Dass er gesehen hatte, dass ich da gewesen war reichte mir für's Erste, also machte auch ich mich zurück auf den Weg zum Hotelzimmer, da ich mir sicher war, dass sich Elena dort aufhielt und sich wieder beruhigte. Dankend nickte ich dem Angestellten des Hotels zu, welcher mir die Eingangstür aufhielt, da lief ich geradewegs zu dem Aufzug und drückte auf den Knopf, damit dieser im Erdgeschoss hielt.

„Kathi, warte.", hörte ich eine gestresste Stimme hinter mir und drehte mich wissend um. Leroys Stirn glänzte durch den Schweiß vom Training, als er vor mir stehen blieb und seinen Mund zu einem Lächeln verzog. „Danke, dass du da warst. Das war cool von dir." Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, sah also schnell zur Seite. „Das war selbstverständlich.", erklärte ich so locker wie es ging, dann trafen seine Augen wieder auf meine. Wir schwiegen eine Weile und sahen uns einfach an, dann übernahm er wieder das Wort. „Ich würde dich gerne mal auf ein Essen einladen. Ich müsste alles organisieren, damit wir alleine das Gelände verlassen dürfen, aber das wäre es mir wert."

Meine Augen weiteten sich. „Im Ernst? Das musst du nicht machen." Es schien fast, als würde er einfach mal gerne nur Zeit mit mir verbringen, und der Gedanke gefiel mir. „Ich möchte es aber." Er schmunzelte, da auch ich jetzt lächeln musste. „Danke, ich freu mich." Er nickte einfach, verabschiedete sich dann ohne jegliche Berührung von mir, was wahrscheinlich daran lag, dass er immer noch nicht geduscht hatte. Den Aufzug hatte ich verpasst, nahm also den nächsten und machte mir danach einen gemütlichen Nachmittag mit Elena, in der ich noch ein wenig mehr über sie herausfand. Es war offensichtlich, dass sie alles für Josi tun würde und auch, dass sie auf Marco stand. Deswegen konnte ich es nicht lassen sie hin und wieder damit zu necken.

„Ich muss dich morgen Abend alleine mit Marco lassen. Leroy hat mich eingeladen." – „Nicht wahr, oder?" Elena saß im Schneidersitz vor mir, ich wiederum lachte einfach über ihre Reaktion. „Leroy hat dich verdammt gerne, ist dir das klar?" Als sie das sagte nickte ich einfach, musste die restliche Zeit aber oft genug noch über ihre Aussage nachdenken. Ich mochte ihn auch, aber auf welche Weise mochte ich ihn. Ich spielte seine Fake-Freundin, und das fiel mir noch nicht einmal schwer. Aber Leroy tat die ganzen Sachen doch nur, um mir kein schlechtes Gewissen zu verbreiten, oder?

***

A|N

Wünsche Euch einen guten Rutsch und alles Liebe für 2018. Danke für das tolle Jahr :3

Habe für nächstes Jahr ein paar Projekte geplant, ihr könnt gespannt sein. Genaueres will und kann ich noch nicht verraten :)

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