11.

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Es gewitterte. Große Regentropfen prasselten auf sein und mein Gesicht. Seine Haare lagen total platt auf seinem Kopf. Wir waren beide von oben bis unten nass, also machte es auch nichts mehr aus, als wir bei einer riesen Pfütze ankamen und uns gegenseitig nass spritzen.

Das Wasser war eisig. Ein Tropfen landete auf meiner Nase und ich musste Niesen. Luca hörte auf und kam auf mich zu.

„Hey! Dir ist ja ganz kalt. Wir sollten lieber schnell ins Warme!"

Obwohl mir unendlich kalt war, wollte ich es nicht zerstören.

Also schüttelte ich den Kopf. Er stand ganz nah an mir. Ich konnte die wohltuende Wärme, die von seinem Körper ausging, spüren. Er grinste. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust, so dass ich sein Herz klopfen hörte. Meine Arme hatte ich um seine Taille geschwungen. Er legte seine auf meine Schultern.

Er holte mehrmals tief Luft. Sekunden oder Minuten vergingen. Ich hatte gar kein Zeitgefühl mehr.

Es gab nur mich und ihn. Er löste sich aus meiner Umarmung und hob mich hoch. Er drehte sich mit mir. Er setzte mich wieder ab.

„Danke, dass es dich gibt, meine Prinzessin..."

Bei diesen Worten wurde mir ganz warm ums Herz.

Ich griff seine Hand und zog ihn hinter mir her auf die nächste Bank, auf die wir uns dann setzten.

Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und fragte:

„Duu, Luca... Wer war diese Blonde?"

„Welche Blon...? Achso... Das war.... meine Ex.", sagte er langsam.

Ich hob meinen Kopf und blickte ihm in seine wunderschönen smaragdgrünen Augen. Er sah meinen fragenden Blick.

„Willst du die ganze Geschichte oder nur die Kurzfassung?"

„Wir haben Zeit! Ganze Geschichte, bitte! "

Ich grinste. Er seufzte.

Er begann also zu erzählen. Er erzählte von Youtube, wie er dieses Blondchen namens Julia oder Juliana, so genau weiß ich das auch nicht mehr, in einem Club kennenlernte und wie sie zusammen kamen. Hin und wieder stellte ich Zwischenfragen, aber die meiste Zeit lauschte ich seiner klangvollen Stimme. Er hatte ihr viele Geheimnisse anvertraut, die die Öffentlichkeit niemals erfahren durfte, was das für welche waren behielt er für sich. Sie betrog ihn. Er machte Schluss. Naja, und nun erpresst sie ihn damit.

Als er zuende geredet hatte, sagte ich nichts. Ich hörte den Regentropfen zu, wie sie die Erde berührten und zersprangen.

„Und jetzt wieder zu dir, warum bist du nicht mehr in einer Beziehung? Ich meine, du bist wunderschön, hast eine mega Ausstrahlung und bist dazu noch unglaublich sympathisch!!"

Ich flüsterte eine verlegenes 'Danke'. Ich räusperte mich.

„Mit dem Ersten hatte ich einen heftigen Streit. Wir hatten uns zwar versöhnt, aber zusammen kamen wir nicht wieder."

„Oh, das tut mit leid... Und der Zweite?"

„Es.... Es passte einfach nicht...", log ich ihn an.

Keine Ahnung, wie er das machte, aber er merkte, dass ich flunkerte.

„Ich habe dir gerade meine halbe Lebensgeschichte erzählt und du traust dich nicht mir zu sagen, warum bei euch Schluss ist!"

Er wurde lauter, ich umso leiser.

„Er hat sich umgebracht..."

„Oh... "

„Ja... "

Er schwieg. Es war ihm sichtlich peinlich, was er vorher gesagt hatte.

„Ich hatte das Gefühl, als wäre ich an seinem Tod Schuld. Von seiner Familie kamen immer wieder so Kommentare wie: 'Man merkt doch, wenn der Freund Selbstmordgedanken hat' oder 'Wenn du nicht gewesen wärst, hätte er sich nicht so von der Außenwelt abgeschottet'. Ich verlor mich selbst in meinen Schuldgefühlen, meiner Trauer, so dass ich begann mich selbst zu verletzen."

Ich schob mit meiner rechten Hand, den Ärmel meines linken Arms hoch. Ich strich sanft über die schon fast unsichtbaren, verheilten Narben.

„Ich musste einfach raus aus meiner Heimat, ich habe den Druck dort nicht mehr ausgehalten... Und jetzt bin ich hier... Bei dir."

Bei den letzten Worten schaute ich ihm erneut in die Augen. Er blinzelte, so das ich meinen Blick abwandte. Ich stand auf und sagte, dass ich jetzt gerne nach Hause wolle.

„Warte!"

Er stand auch auf und trat zu mir. Der Regen legte sich langsam. Er legte seine starken, großen Hände auf meine Taille. Ich guckte nach oben, wieder direkt in seine strahlenden Augen.

Er näherte sich mir. Ich schloss meine Augen und ließ passieren, was passieren sollte.

Ich spürte seinen Herzschlag und seinen Atem in meinem Gesicht. Schon bevor unsere Lippen aufeinander lagen, spürte ich eine angenehme Wärme, die sich durch den ganzen Körper zog. Seine zarten Lippen berührten meine... Ein Feuerwerk, das die ganze Kälte aus mir verjagte, explodierte in mir. Schon nach wenigen Sekunden war es vorbei und die Kälte stieg wieder in mir hoch.

Vor Erschöpfung und Kälte sackte ich zusammen. Ein Aufprall auf dem harten Asphalt.

Dunkelheit.

Irgendwie {Concrafter FF} Where stories live. Discover now