GRACE

57 7 6
                                    

Manche Leute passen hier rein. In diese Gesellschaft, in diese Welt, in dieses Leben. Aber andere scheinen hier falsch zu sein. So, als würden sie hier nicht reinpassen. Als würden sie nur ihre Zeit absitzen, um irgendwann wieder zu verschwinden. Im Prinzip ist es ja egal, ob man lebt oder nicht. Die meisten erreichen sowieso nichts wirklich Bedeutendes in ihrem Leben. Nicht jeder kann ein Einstein, ein Aristoteles oder ein van Gogh sein. An die meisten erinnert sich in 100 Jahren niemand mehr. Und irgendwann erinnert sich auch niemand mehr an Einstein, Aristoteles oder van Gogh. Irgendwann ist jeder bedeutungslos. Und manche sind auch in ihren Lebzeiten bedeutungslos. Sie könnten einfach so verschwinden und es wäre, als wären sie nie da gewesen. Als hätten sie nie existiert.

Ich denke, dass jeder Mensch sich in irgendeiner Hinsicht leer fühlt. Es will nur niemand zugeben, weil es als „falsch" gilt und man krank ist, wenn man sich so fühlt. Vielleicht ist Glück nur irgendetwas, was man sich ausgedacht hat für die Zeiten in denen es einem nicht ganz so schlecht geht. Irgendwann ist auch das wieder vorbei und man steckt im gleichen Trott fest, wie schon all die Zeit zuvor. Jeder Mensch soll irgendwie gleich sein. Man soll im besten Fall das Abitur haben, um dann irgendwas zu studieren. Am besten Medizin oder Psychologie. Danach, soll man einen Job bekommen, der sehr gut bezahlt wird, sodass man nie wieder Geldsorgen haben muss. Irgendwann, am Besten Ende zwanzig, Anfang 30, soll man dann heiraten und Kinder bekommen. Wenn möglich zwei bis drei. Eines wäre zu wenig, denn die Kindergärten und Schulen müssen ausgefüllt sein und mehr wären zu viel. Denn man muss ja auch noch Zeit zum Arbeiten haben. Wie viele Leute wollen so ein Leben führen? Und wie viele führen es tatsächlich?

Irgendwann läuft es doch bei jedem auf dasselbe hinaus. Irgendwann sterben wir. Und dann ist es egal, was wir waren oder wer wir waren. Ob wir die Welt verändert haben oder nicht. Ob wir glücklich waren oder nicht. Es interessiert irgendwann niemanden. Warum soll man sich dann dieses Vorgefertigte Leben antun? Warum soll man so sein wie alle anderen? Vielleicht könnte es, wenn es diese Ideale nicht geben würde, tatsächlich Glück geben. Es scheint alles sinnlos, wenn man so darüber nachdenkt. Wenn man sich klarmacht, was das hier, diese Welt, tatsächlich ist. Es scheint keinen Sinn mehr zu machen, wenn alles sowieso bedeutungslos ist. Die größte Sorge, jedes Menschen ist wahrscheinlich Mittelmaß. Dass man nur so gut ist, wie alle anderen. Man will immer besser sein als alle um einen herum. Das ist alles ziemlich fragwürdig. Wo beginnt das Leben und wo hört es auf? Wo ist man anders als alle Anderen und wo ist man genau gleich?

Es kann nicht sein, dass so ein Leben aussehen würde. Dass man solange, auf diese Weise leben muss. Immer mit dem Gefühl der Leere. Irgendwo muss es gut sein und irgendwann muss es gut werden. Aber wo und wann wird das sein? Ist dass der Sinn des Lebens? Das Warten auf etwas Gutes? Aber muss man solange darauf warten? Muss man die ganze Zeit, etwas sein, was man nicht sein will? Muss man sein ganzes Leben unglücklich sein, nur damit man irgendwann, für wer weiß wie lange, vielleicht glücklich ist? Ist es das wert? Ein Leben voller Trauer kann man nicht einfach für eine gewisse Zeit an eventuellem Glück durchstehen. Man kann doch nicht einfach ziellos vor sich hin vegetieren. Man braucht doch irgendwas, was es alles erträglich machen kann. Für alles gibt es Leitfäden und Anweisungen, nur nicht für das Glück. Vielleicht ist es auch gar nicht so weit weg. Vielleicht ist es ganz einfach, glücklich zu sein. 

Between -Heaven and HellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt