5.

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Mist! Ich hatte total verschlafen! Ich schnappte mir mein Smartphone, rief meinen 'Boss' an und erklärte ihm die Umstände. Ich hatte mit einer Kündigung oder ähnlichen gerechnet, aber John reagierte total gechillt und sagte nur:

„Ach, das ist doch gar kein Problem! Wäre es dir möglich ein Paket bei uns abzuholen und es einem jungen Mann zu überreichen? Alles weitere würde ich dir erklären, wenn du da bist."

Ich war geschockt. Aber positiv. Ich bekam direkt an meinem zweiten Tag eine wichtige Aufgabe mit einem echten Kunden.

Natürlich bejahte ich.

Aber zuerst würde ich nach meinen Katzen gucken. Meine Wohnung sah genauso aus, wie am vorherigen Tag. Sie schliefen alle drei auf meinem Sofa. Sie hatten nichts kaputt gemacht. Ich war stolz auf sie. Doch ich musste sie zuerst wecken, damit ich sie mit ihrer Ersatzmilch füttern könnte. Gesagt, getan.

Danach war ich dran. Ich nahm etwas zu mir, ging duschen, zog mich an, machte mir die Haare, schminkte mich und verabschiedete mich von meinen Schätzen.

Genauso wie gestern nahm ich die Bahn und betrat das groß Bürogebäude. Direkt begrüßte mich die Dame von gestern.

„Sie kennen ja den Weg."

Sie zwinkerte mir zu. Ich nickte und fuhr mit dem Fahrstuhl in das richtige Stockwerk. Auch an diesem Tag ging ich links und betrat das Büro von John.

„Es tut mir immernoch unglaublich leid, dass ich verschlafen habe... Wirklich."

Ich senkte meinen Kopf, sah aber trotzdem wie John lächelte.

„Wie schon gesagt, es ist überhaupt nicht schlimm... Hauptsache den kleinen Tieren geht es gut! Aber jetzt zu deiner Aufgabe: Wir haben hier ein paar Modele des neuen Merchs von Luca Scharpenberg. Ich möchte, dass du sie ihm bringst und vorstellst!..."

„Aber ich..."

„Kein Aber! Es geht noch weiter. Wenn er etwas kritisieren sollte, soll er sich bei uns melden oder direkt vorbeikommen!"

„Ähm..."

Er deutete mit seinem Zeigefinger auf ein Paket auf einem Aktenschrank rechts von mir.

Er erklärte mir noch die Details, was sie genau getan hatten, wo sie seine Meinung hören wollten und wo sie sich selber unsicher waren. Er gab mir seine Adresse und wie ich feststellen musste, müsste er im gleichen Haus wie ich wohnen, nur ein paar Stockwerke höher. Perfekt, dann könnte ich noch eben bei den Kätzchen vorbeischauen. So könnte ich direkt mal meinen 'berühmten' Nachbarn kennenlernen. Oke... So berühmt war er jetzt auch nicht, denn ich kannte ihn nicht.

Zuhause angekommen schloss ich die Tür unseres Gebäudes auf. Ich lief die paar Treppen mit dem Paket unter dem Arm hoch zu meiner Wohnung. Ich überlegte kurz, ob es nicht ein bisschen komisch wirkte wenn ich direkt vor seiner Wohnungstür stehen würde, aber ich könnte es ihm ja erklären. Ich legte nochmal Lippenstift auf und kontrollierte, ob alles noch heil war. Und schon sprang ich die weitere Stufen bis zu Luca Scharpenbergs Wohnung hoch.

Ich klingelte. Niemand öffnete. Doch John hatte mir versichert, dass er da sein müsste. Also drückte ich erneut den Knopf. Ich hörte Schritte.

Ich wusste, was ich sagen wollte, wenn er die Tür öffnen würde.

Die Tür wurde total ruckartig aufgerissen und ein blonder durchtrainierter junger Mann stand vor mir. Er war bestimmt zwei Köpfe größer als ich.

Bevor ich etwas sagen konnte wurde ich angebrüllt.

„NIRGENDSWO HAT MAN PRIVATSPHÄRE. UND UM DEINE FRAGE, NACH EINEM FOTO ZU BEANTWORTEN: NEIN!! WIE BIST DU HIER REINGEKOMMEN?! MEINEN NACHBARN ERZÄHLT, DASS DU MEINE SCHWESTER BIST ODER EINFACH GEWARTET BIS JEMAND DURCH DIE HAUSTÜR GEHT?! VERSCHWINDE AUS DIESEM HAUS!!"

Mir klappte meine Kinnlade runter. Ich stand, wie angewurzelt da. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

„DU BRAUCHST MICH GAR NICHT SO ANGUCKEN. UND WEHE DU FÄNGST AN ZU HEULEN! ICH RASTE KOMPLETT AUS!"

Ich fing an zu lachen. Ich lachte oft in unpassenden Momenten. Das hatte ich mir angewöhnt. Das einzige was ich aus mir heraus bekam war:

„Ich... Ähm... Also..."

„NEIN, NICHTS DU! VERSCHWINDE, DU UNTERMENSCH! ES GIBT NICHTS SCHLIMMERES ALS FANGIRLS. "

Er gab mir eine Backpfeife.

Ich taumelte zurück. Fast wäre ich hingefallen. Aber plötzlich war ich so sauer, dass ich ihn selber anschrie.

„ICH WOLLTE MICH EIGENTLICH NUR ALS DIE NEUE NACHBARIN VORSTELLEN UND DIE MERCH MODELE VORSTELLEN, ABER SO GANZ BESTIMMT NICHT... BEI FRAGEN RUFEN SIE BEI DEM UNTERNEHMEN AN. Schönen Tag noch!"

Ich warf ihm den Karton vor die Füße, drehte mich um und rannte die Treppe runter zu meiner Wohnung. Wo hatte ich plötzlich den Mut her einen mir fremden Menschen einfach so anzuschreien?

Irgendwie {Concrafter FF} Where stories live. Discover now