»Doch es gibt Wege.«, sagte er nur vage. Das wusste ich jedoch schon, also zuckte ich nur mit den Schultern.

»Naja aber die liegen jetzt nicht in deiner Reichweite. Aber danke für die Idee vorhin. Ich glaube du hast deinen eigenen Rang bestimmt.«, sagte ich zufrieden.

Er wurde Leichenblass, als ihm bewusstwurde, dass ich ihm den Rang des Neyfremsbetreuers zuteilen wollte. Ich lachte belustigt. »Wer zuletzt Lacht, lacht am besten. Du hättest dich nicht so aufspielen sollen.«

Selbstbewusstsein durchflutete mich. Diesen Kampf konnte ich nicht verlieren. Mit Maysers Kampffertigkeiten war ich nahezu unbesiegbar. Ich warf meine Peitsche zur Seite, um Hiyon und all denen, die zuschauten zu zeigen, dass ich ihn auch ohne Hilfsmittel besiegen konnte. »Hol deine Katana aus dem Baum und halte sie ganz doll fest.«

Er weigerte sich. Anscheinend wollte er erhobenen Hauptes untergehen. Das respektierte ich wenigstens. Eins konnte man ihm lassen. Hiyon war kein Feigling. Diesmal ging ich zum ersten Mal auf ihn zu und wir begannen zu kämpfen. Es war wie ein Tanz und ich spielte mit ihm, wie eine Pianistin auf dem Klavier. Ließ ihn nach meiner Musik spielen.
Er stolperte über seine Füße. Immer und immer wieder, ließ ich ihn auf den Boden fallen. Schlug ihn so oft, wie er mich in all den Trainingsstunden geschlagen hatte. Und obwohl er ziemlich gut kämpfen konnte, war ich doch um Längen besser. Hatte viel mehr Erfahrung mit dem Kämpfen gehabt, die ich jedoch vergessen hatte und nun wieder in mir trug. Es war als hätte ich wieder einen großen Teil von mir zurückbekommen. Ich liebte dieses Gefühl zu kämpfen und wahrscheinlich hatte sich Mayser auch deshalb die Mühe gemacht all unsere Kenntnisse abzuspeichern, weil uns sonst ein großer Teil, der uns ausmachte gefehlt hätte.
Ich zerstörte Hiyon nicht nur jetzt sondern für immer. Denn guten Ruf den er und seine Familie besaß. Einfach alles. Ich wollte, dass er genauso schlecht dastand, wie ich in all den Trainingsstunden, aber er würde vor allen Dunklen Neyfrem gedemütigt werden. Erst als ich seiner Demütigung überdrüssig wurde brach ich sein Genick. Hiyon fiel reglos zu Boden. Das würde einige Stunden dauert, bis er verheilt war.

Der Ivok schien berauscht von Hiyons Tod. »Du kannst ihn aussaugen.«, erlaubte ich ihm. Froh lief er auf Hiyon zu -wobei man gar nicht merkte, dass ihm ein Bein fehlte- und stach sein Horn in seine Brust, direkt ins Herz. Ich konnte sehen, wie Hiyons Blut Liter weise durch sein Horn gesaugt wurden, bis es schließlich in dem Herz des Ivoks landete. Der ganze Vorgang dauerte wenige Sekunden.

»Kommst du mit mir mit?«, fragte ich den Ivok schließlich. Er sprach anscheinend echt noch nicht, aber ich konnte spüren, wie er "Ja" sagte. Es war als wären wir miteinander verbunden.

Ich nahm an, dass diesmal keine Soldaten uns holen kommen würden, da sie bei den anderen auch nicht gekommen waren. Wir kannten ja schließlich den Ort, also berührte ich meinen Ivok und teleportierte uns zurück in die Arena. Hiyon ließ ich im Wald zurück.

Die Menge in der Arena brach in lauten Beifall aus. Der Ivok schien das Geräusch der Applaudierenden Menge nicht zu mögen und ließ ein tiefes Brüllen erklingen, welches selbst mir eine Gänsehaut verpasste. Alle verstummten Augenblicklich. Das schien den Ivok zu erfreuen. Mich brachte es zum Schmunzeln. Ich trat näher zu Mehyl und den anderen auf dem Podest und mein Ivok folgte mir. Einige der Adeligen schreckten erschrocken zurück, denn auch sie hatten die Schreckensgeschichten der Ivoks gehört und standen wahrscheinlich noch nie selber vor einem. Nur einige wenige blieben unbeeindruckt. Einer von ihnen war Mehyl.

Atticas Stimme erklang in meinem Kopf. »Gib Hiyon einen guten Rang und sag, dass obwohl er dir unterlegen war er ein würdiger Gegner war.«

»Kommt nicht in Frage. Er hätte mich Kindermädchen spielen lassen.«, widersprach ich.

»Steig nicht auf sein Niveau ab. Wenn du ihm das mit gleicher Münze zurück zahlst wirst du ihn und seine Familie nur noch mehr demütigen und sie dir zu Feinden machen. Jetzt mag es dir egal sein, aber es mag eine Zeit kommen, in der du ihre Hilfe brauchst und dann willst du sie nicht als Feinde haben. Sie haben viel Macht und daran wird das heute nichts verändern. Wenn sie Hiyon nur ausstoßen können sie ihren Ruf retten.«

»Wenn ich ihm einen hohen Rang gebe, dann steh ich als Schwach da. Als könnte ich keine schweren Entscheidungen treffen.«, widersprach ich wieder.

»Nicht wenn du sagst, dass du seine Familie respektierst und kein schlechtes Blut zwischen euch willst.«, argumentierte Attica weiter.

»Ich habe ihn schon gedemütigt.«, entgegnete ich.

»Ja. Das war nicht besonders schlau so zu übertreiben. Aber ich kann dich verstehen. Er ist ein Idiot.«, gab sie zu. »Antworte, dass du ihm ein Rang vierter Klasse gibst. «

Ein Rang vierter Klasse war nach dem Rang fünfter Klasse das Beste. Und ein Rang erster Klasse war der Neyfremaufpasser.

»Welchen Rang soll er erhalten?«, fragte Mehyl schließlich.

»Hiyon schien zwar gerade ein lausiger Gegner gewesen zu sein, aber er hätte gegen alle anderen in unserem Kurs gewonnen und dabei mindestens ein Rang vierter Klasse oder höher erhalten. Er ist ein fähiger Dunkler Neyfrem und es wäre eine Schande seine Fähigkeiten zu verschwenden. Aus Respekt zu seiner Familie und seinen Fähigkeiten gewähre ich ihm einen Rang vierter Klasse.«, antwortete ich Mehyl. Dieser nickte nur.

»Schlaue Entscheidung.«, hörte ich diesmal Mehyl in meinem Kopf.

»Können wir kurz reden?«, fragte ich ihn um dem falschen Des Zeit zu verschaffen, wie ich ihm versprochen hatte.

»Ja.«, sagte er.

Langsam begannen die Leute zu gehen und die Arena begann sich zu leeren. Des kam zu mir und gratulierte mir. Er ging aber schnell wieder und ich konnte ihm die ganze Zeit ansehen, dass er endlich seinen Teil der Abmachung einlösen wollte. Auch Attica gratulierte mir und gestand, dass sie gedacht hatte ich würde verlieren. So war Attica eben. Sie sagte immer genau das was sie dachte. Selbst Hiyons Mutter gratulierte mir und bedankte sich bei mir, wobei ihr Blick aussah, als würde sie in eine saure Zitrone beißen.

Nach einiger Zeit konnte ich mich jedoch endlich losreisen und teleportierte mich vor Mehyls Zimmer. Ich nahm an, dass er dort auf mich wartete, genau wie letztes Mal. Und so war es. Nach dem ich an der Tür geklopft hatte machte er auf und ließ mich eintreten.

Dark Neyfrem #2Kde žijí příběhy. Začni objevovat