»Warte.«, sagte ich bevor es mir bewusstwurde.

Er sah mich belustigt an. »Was tut er dir etwa leid?«

»Nein. Aber ich werde ihn behalten. Er ist ziemlich brutal. Hat einen seiner Art umgebracht.«, erwiderte ich.

»Du willst ihn behalten? Ihr seid euch immerhin beide ziemlich ähnlich. Ihr seid beide schwach. Aber Ivoks sind keine Haustiere. Ich weiß, dass du ziemlich lange auf der Erde warst, aber hier laufen die Dinge anders. Du siehst eine Bestie und tötest sie, bevor sie dich tötet. «

Der Ivok schien zu verstehen, was er sagte und ging auf Hiyon zu. »Stopp.«, befahl ich dem Ivok in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Sofort hielt er inne. Hiyon sah überrascht zwischen mir und dem Ivok hin und her.

»Lass uns ein Deal machen. Du gewinnst. Du entscheidest über sein Schicksal. Ich gewinne. Ich entscheide was mit ihm geschieht.«, schlug ich Hiyon vor.

»Du willst gegen mich gewinnen?«, fragte er amüsiert. »Was, wenn der Ivok uns einfach zwischendrin angreift?«

»Was hast du etwa Angst?«, fragte ich und diesmal war ich die amüsierte. »Er wird nichts tun.«

»Ich habe keine Angst. Los.«, sagte er wieder so siegessicher wie eh und je. Doch diesmal fühlte auch ich mich siegessicher. Ich wusste nicht woher dieses Gefühl kam, doch ganz tief in mir wusste ich, dass ich Kämpfen konnte. Das einzige was mir fehlte war an mich selbst zu glauben. Aber wer war er schon um mich zu besiegen? Ich hatte zwei Leben gelebt und von den besten der besten zu kämpfen gelernt. Meine Eltern hatten zu den mächtigsten auf Gaia gehört. Egal ob bei den dunklen Neyfrem oder den Anführern von Gaia. Was hatte er schon vor zu weisen? Ich würde ihn nicht nur besiegen. Sondern zerstören.

Wieder tat Hiyon den ersten Schritt und seine Faust kam auf mein Gesicht zugeflogen. Es war, als würde ich die Situation unter Kontrolle haben. Als könnte ich sehen, was er als nächstes vorhatte und was sein Plan war. Seine Faust war nur ein Ablenkungsmanöver. Eigentlich wollte er mir seine Katana die er in der linken Hand trug in den Bauch stechen. Er hatte vor das alles schnell zu beenden und zu zeigen, dass ich ihm nicht das Wasser reichen konnte, doch ich wusste genau was ich zu tun hatte. Mit schnellen Bewegungen schob ich seine Faust zur Seite, sodass sie meinen Kopf nicht einmal streifte und trat gegen seine Hand. Die Katana flog im hohen Bogen weg und bohrte sich in einen Baum.

»Du...«, stotterte er verdutzt. »Seit wann zur Hölle, kannst du kämpfen?«

Diese Frage konnte ich ihm nicht beantworten. Die Erkenntnis, dass ich kämpfen konnte hatte ich heute erst bekommen. Die Perle. Natürlich. Das war Maysers Geschenk gewesen. Sie hatte mir meine Erinnerungen und Kampffähigkeiten zurückgegeben. Das war es was Luc gemeint hatte, als er mal sagte, dass die Perlen erst leuchteten, wenn ich sie brauchte. Ich hatte es erst jetzt dringend gebraucht Kämpfen zu können, also hatte eine Perle angefangen zu leuchten, die ich zu jedem Zeitpunkt hätte erhalten können.

»Dachtest du wirklich, dass jemand wie du mich besiegen könnte? Du warst so leicht zu täuschen.«, log ich. »Diese ganzen langweiligen Trainingsstunden, wo ich dich im Glauben lassen musste, dass du doch so viel besser kämpfen kannst, waren echt ermüdend. Aber es hat sich gelohnt. Allein für deinen Gesichtsausdruck gerade.«

»Du hast mich getäuscht, Miststück.« Sein Gesicht wurde dunkelrot und seine Wut konnte man ihn deutlich ansehen. Die Grimasse die er dabei zog, ließ sogar die Wunde stärker Bluten, die ich ihm vorhin verpasst hatte. Deshalb hatte ich ihn also auf einmal einige Male getroffen. Das war mir schon eigenartig vorgekommen. »Ich werde dich töten.«

»Ich werde dir ein Geheimnis verraten.« Ich senkte meine Stimme, so als sollte es niemand hören. »Dunkle Neyfrem sind unsterblich. Ich kann nicht sterben.«

Dark Neyfrem #2Donde viven las historias. Descúbrelo ahora