Bonuskapitel nr.3

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„Wann kann ich ihn kennenlernen?", fragte er skeptisch und sah so aus, als würde er sich überhaupt nicht für Annie freuen. Beleidigt löste ich mich von Annie und stapfte auf ihn zu. „Jetzt sei nicht so ein Miesepeter und freu dich für deine Tochter. Sie ist ein starkes Mädchen und Anton wird schon nicht zulassen, dass der Junge ihr das Herz bricht!", schärfte ich Noan ein, umarmte ihn sanft von der Seite und hakte dann nach: „Nicht wahr Anton?"

„Na klar", antwortete er eifrig, „sonst würde mir Selina den Kopf abreißen."

Selina und Annie waren in den Jahren dicke Freundinnen geworden, was sehr selten zu Antons Nutzen war. Aber das war jetzt nicht die Sache.

„Er kommt heute Abend zum Abendessen und dann kannst du ihn kennenlernen, Dad! Bitte!", flehte Annie und kam einen Schritt näher. „Heute Abend?", fragte ich geschockt, „du weißt das heute Abend Meghan, Alexander, Elysa und die anderen kommen?! Die neugierigsten und dauerhaft pubertärsten Menschen auf der ganzen weiten Welt?! Ihr Augen werden groß, dass hatte sie anscheinend ganz vergessen. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, sagte Noan: „wenn er den heutigen Abend überlebt ohne zu fliehen, zolle ich ihm hohen Respekt an und so kann ich mir ein Bild von ihm machen. Er kommt heute."

Annie nickt nervös, wobei ich nur erleichtert aufatmen konnte, dass war doch schonmal ein Schritt in die positive Richtung. „Ich gehe dann mal lernen", verabschiedete Annie sich teils erleichtert, teils eingeschüchtert vor dem heutigen Abend und lief in ihr Zimmer. Anton schnappte sich noch eine Banane von der Kücheninsel und verkündete: „Selina kommt heute auch noch." Dann verschwand auch er in seinem Zimmer und meine Müdigkeit kehrte zu mir zurück. Noan durch seine Stimmungsschwankungen plötzlich belustigt, stupste mich an und meinte: „wenn du den heutigen Abend überleben willst, ohne einzuschlafen, solltest du dich oben noch einmal hinlegen. Ich mach das hier fertig."

Schläfrig nickte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen für einen Kuss und zog dann meine Füße die Wendeltreppe hoch in unser Schlafzimmer, wo ich nur noch auf die Matratze fiel und sofort einschlief.

Gefühlte fünf Minuten später, weckte Noan mich mit einem gehauchten Kuss auf die Stirn und strich mir sanft mit seinen kalten Fingern, über die Wange. „Aufwachen Liebling", murmelte er leise und ich öffnete zögerlich die Augen.

„Wie lange habe ich geschlafen?", fragte ich schläfrig und spürte eine gewisse Heiserkeit in mir hinauf kriechen. Noan lächelte mich mit einem liebevollen Lächeln an und antwortete dann: „ungefähr drei Stunden. In einer halben Stunde kommen alle unsere Gäste und ich hab gedacht, ich wecke dich vorher."

„Danke", flüsterte ich, wobei ein nur ein Kratzen heraus kam und setzte mich schnell auf. Mir wurde ein wenig schwindelig, sodass ich mich an den weichen Kissen unter mir festhalten musste. Nachdem sich das Schwindelgefühl gelegt hatte, schlug ich wehmütig die Decke auf und ließ es zu, dass die kalte Luft von außerhalb, noch anhaltende Wärme verließ. „Geht's?", fragte Noan und ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Doch ich nickte nur, schwang die Beine schwungvoll aus dem Bett und stellte mich neben Noan. Immer noch nicht ganz sicher, ob es mir denn wirklich gut ging, hielt er mich fest und hob mich hoch, um mich dann zu unserem Kleiderschrank zu tragen. Eigentlich hatte ich vor ein Hemd zu tragen, doch als Noan mich vor dem Kleiderschrank wieder hinunter ließ, vermisste ich seine Körperwärme und seinen Geruch sofort, sodass ich lieber einen seiner Pullis tragen wollte.

Also zog ich aus der Schublade, einen dunkelblauen Kapuzenpulli von Noan heraus, welchen ich jedoch fallen ließ, da meine Arme zu schwach waren. „Oh man, du bist eindeutig krank", stellte Noan fest und ließ zu, dass ich mich an ihm fest hielt. „Wir sagen das heute Abend ab, es geht dir nicht gut und ich möchte das Risiko nicht eingehen, dass es dir noch schlechter geht", entschloss er sich, wobei ein bekümmerter Ausdruck sein Gesicht zeichnete. Doch mein Magen schrie nach dem, was in der Küche so gut roch und ich wollte einfach unsere Freunde wiedersehen und Annies Freund kennenlernen. Also schüttelte ich energisch den Kopf. „Wir ziehen das durch und danach kann ich mich ausruhen", befahl ich ihm: „Hilf mir einfach!"

You're gay- that's the problem #platinawards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt