Was sind schon 17 Stunden Busfahrt? Alle zwei Stunden Pinkelpausen, die Luft wird von Stunde zu Stunde stickiger, es is unmögliche eine auch nur annäherd bequeme Pose zum Schlafen zu finden und die Klimaanlagen lassen einen trotz Hochsommer in langer Hose und Hoddie immernoch frieren. Aber dann ist da wieder diese Vorfreude. Das Wissen das man schon bald 10 Tage lang sein kann wer man will, schon bald dieses unendliche Glücksgefühl verspühren wird weil man das erste mal auf dem Surfbrett steht, endlich wieder den warmen und perfekten Sand zu jeder Tages- und Nachtzeit zwischen den Zehen haben wird und den vor genau einem Jahr neu gefundenen Freunden in die Arme springen zu können, lassen diese 17 ätzenden Stunden Fahrt ins Paradies so winzig wirken das sie schon fast nicht mehr existend sind.
Gerade denkt man, man würde jeden Moment in eine Tiefschlafphase fallen, da ertönt schon die nervige Stimme des Busfahrers durch das Mikrofon und durchfährt jede einzelne Sitzreihe. Die Ankündigung, dass wir in wenigen Minuten unserer heiß ersehntes Ziel erreichen werden macht alles wieder gut und lößt einen allgemeinen Redeschwall voller euphorischer Freudensschreie aus.
So lächerlich es auch klingt aber schon der erste Schritt aus dem Fahrzeug, das mir 17 Stunden meines Lebens geraubt hat, löst ein Gefühl von nach hause kommen in mir aus. Zusammen mit meinem ersten tiefen Atemzug, strömt die frische, mal ausnahmsweise nicht von Abgasen verseuchte Luft durch meine Lungen und meine Mundwinkel gehen augenblicklich nach oben. Wenn es meinem Grinsen überhaupt noch möglich ist breiter zu werden, wird es das, als ich den schon braun gebrannten Rücken von Micha zwischen den weißen Schultern der Neuankömmlige entdecke. Ich dränge mich an den anderen vorbei und als würde er spüren, dass ich auf ihn zu komme dreht er sich um breitet seine Arme aus um mich in eine herzliche Umarmung zu ziehen.
