Levi X Leser - Bei dir sein

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Levi X Leser - Bei dir sein

[H/F] = deine Haarfarbe
[A/F] = deine Augenfarbe
[V/N] = dein Vorname
[N/N] = dein Nachname

Kapitel 1 Der Anfang

"Ouch!", schreist du, während Hanji dir mitleidig die unverletzte Schulter tätschelt. Die Krankenschwester verzieht ihr Gesicht und brummt, du sollest dich nicht so anstellen. Du glaubst, dich verhört zu haben, auch Hanji zieht scharf die Luft ein, während sie mulmig die tiefe Schnittwunde an deinem Schulterblatt mustert. Viel davon kann man noch gar nicht sehen, Stofffetzen deiner Uniform kleben zusammen mit einer Mischung aus getrocknetem Blut, Schweiß und Schorf daran, den die Schwester alles andere als sanft von deiner Haut reißt. Deinen Unmut darüber versuchst du jedoch so gut wie möglich herunterzuschlucken. Der Krankensaal ist gefüllt mit verletzten Soldaten, viele davon würden ihn auch nicht mehr verlassen, manchen fehlen ganze Körperteile und winden sich vor Schmerzen. Dir wird wieder klar, was für ein verdammtes Glück du gehabt hast. Der metallische Geruch von Blut steigt dir in die Nase, da die Schwester deine Wunde wieder vollkommen freigelegt hat, um sie desinfizieren zu können. Der Geruch lässt deine Gedanken ohne Vorwarnung an einen Tag zuvor zurückwandern.

~

Die Sonne brannte dir auf den Nacken und du hast dir den Schweiß aus den Augen gewischt. Für eine solch gefährliche Mission des Aufklärungstrupps war es schon fast ein zu schöner Tag. Keine Wolke am Himmel und du brachtest dein Pferd dazu noch schneller zu laufen, damit dir der angenehm frische Wind Abkühlung verschaffen konnte. Ziel der Mission war es, für Hanjis Experimente neue Titans zu fangen, da ihr letzter, Eduard, getötet werden musste. Ein unachtsamer Arbeiter hatte die Fesseln zu locker in den Boden geschlagen, sodass Eduard es schaffte sich kurzzeitig zu befreien und zur Gefahr für Hanji, dich, ihren anderen Assistenten und weiteren Forschern wurde.

"[V/N]! Bereit für ein bisschen Spaß?", Hanji hatte zu dir aufgeholt. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet und sie grinste dich an.
Verhalten hast du zurück gelächelt. Dies war erst deine zweite offizielle Mission und dir war ziemlich mulmig zumute. Ob man sich je an dieses Gefühl gewöhnen würde?
Schon bald wurde durch eine Farbpistole ein Zeichen gegeben. Es handelte sich um einen Titan, knapp hundert Meter vor euch. Dein Herz begann schneller zu schlagen und deine Finger krallten sich um die Zügel. Erwartungsvoll schautest du zu Hanji herüber, die Captain Levi zunickte. Dieser gab das Zeichen auf den Titan zuzusteuern.
Für diese Mission hatten sich seine Spezialeinheit und der Trupp von Hanji zusammengeschlossen, damit ihr schon bald wieder zurück hinter die schützende Mauer Rose zurückkehren konntet. Der Captain galoppierte mit seinen Männern voraus, und du schautest ihnen hinterher, mit einer Mischung aus Erleichterung, dass du nicht unter ihnen sein musstest, und Sorge um ihr Wohlergehen. Beschämt hast du dir deswegen auf die Unterlippe gebissen, bis sich Tränen in deinen Augenwinkeln sammelten. Deine Truppenführerin warf dir einen Blick zu und meinte betont fröhlich: "Jetzt wird's endlich mal wieder ein wenig spannend!" Du musstest dir ein hysterisches Kichern verkneifen.
Unwohl schautest du weiter nach vorne. Inzwischen konntest auch du
den Titan sehen. Er war um die sieben Meter hoch und sonst auch unauffällig. Nur, dass er sich zwischen ein paar verlassenen Häusern aufhielt, bereitete dir Sorgen. Diese, und mehrere hohe Bäume beeinträchtigten euer Sehfeld, aber andererseits boten sie auch Möglichkeiten für die Nutzung eurer 3D-Manöver.
Als du dich den Häusern genähert hattest, konntest du sehen, wie gut Captain Levis Spezialeinheit wirklich war. Mit unglaublicher Geschwindigkeit surrten sie durch die Luft und umkreisten den Titan, bis sie es schafften ihn mit Seilen zu bändigen. Du hieltest unwillkürlich Ausschau nach dem Captain, bis du unter den ganzen Geräuschen etwas bemerkt hast, das hier nicht hingehört. Das laute Rufen der Soldaten und die Versuche des Titans vor dir sich zu befreien, machten es dir jedoch schwer, etwas genaues auszumachen, doch dich beschlich ein ungutes Gefühl.
"Ruhe...", murmeltest du und hast dich umgeschaut. Die Häuser standen ungerührt um euch, alles war wie zuvor, und doch...
Da! Da war es wieder! Wie ein stumpfes Auftreten, wie das von... Aber unmöglich, der Titan vor dir hatte sich nicht bewegt. Vor Anstrengung nachzudenken, schmerzte dir der Kopf und bevor du dich versahst, hattest du geschrien:
"RUHE!!!"
Die Soldaten verstummten, drehten sich zu dir herum, auch Captain Levi, der auf einem Hausdach stand, sah zu dir herab. Es war totenstill. Aber, wie...
"[V/N]...?", fragte Hanji besorgt neben dir und du wolltest ihr gerade antworten, da ... fiel dein Blick hinter sie, zwischen zwei Häuser. Da hockte ein Titan, größer noch als der, den ihr gefangen hattet. Er befand sich in einem solchen Winkel, dass er sehr schwer zu bemerken war und lehnte fast vollständig im Schatten der großen Häuser, weswegen ihn bis jetzt wohl noch niemand entdeckt hatte. Du brauchtest eine Sekunde, um zu reagieren, dir war der kalte Schweiß ausgebrochen und dir wurde vor Schreck fast schwarz vor Augen, doch genau in dem Moment hob der Titan seinen Arm und griff blitzartig mit seiner riesigen Hand nach deiner Truppenführerin. Da kam wieder Leben in dich zurück und mit einem verzweifelten Schrei hast du Hanji von ihrem Pferd heruntergeschupst. Du konntest das Entsetzen in ihrem Blick sehen, die Schreie der anderen hören, alles war wie in Zeitlupe. Du warst nur froh, dass deine Vorgesetzte, deine Freundin unverletzt war, bis du bemerktest, dass sich noch im Fall etwas um dein Bein wand. Panik erfasste dich wie eine Welle, doch anstatt dich ihr zu ergeben, hast du geistesgegenwärtig nach deinen Schwertern gegriffen und es tatsächlich fast geschafft dich zu befreien. Blut besudelte deine Uniform, und im ersten Moment konntest du es nicht einmal als dein eigenes ausschließen. Mit deiner ganzen Kraft zogst du dein Bein aus der Umklammerung, die durch deinen Angriff lockerer und glitschiger vor Blut geworden war. Endlich frei, machtest du dich auf den Aufprall mit der Erde gefasst, du würdest dich unmöglich mehr abfangen können und zu spät wolltest du dich in eine sichere Position drehen. Der Boden war in Sekundenschnelle erreicht und plötzlich spürtest du einen so heftigen Schmerz in deiner linken Schulter, dass du laut aufschreien musstest und Sterne vor deinem inneren Auge tanzen sahst. Wärest du nicht mit Adrenalin vollgepumpt gewesen, wärest du sicherlich auf der Stelle ohnmächtig geworden, doch so wurde dir sofort bewusst, dass beim Aufprall deine rasiermesserscharfe Klinge deine Schulter aufgerissen hatte. Das Blut des Titans vermischte sich mit deinem, bis die Uniform fast vollständig rot gefärbt war. Du hast ein Würgen unterdrückt, deine Hand auf die Wunde gepresst und wolltest dich, der unmittelbaren Gefahr noch immer bewusst, schleunigst aufrappeln. Während die abgetrennten Finger des Titans nachzuwachsen begannen, schnappte er mit seiner anderen Hand nach dir, das Maul schon erwartungsvoll aufgerissen. Instinktiv hast du dich zur Seite hin weggerollt, doch du warst zu langsam. Er bekam dein Cape zu fassen und hob dich hoch. Dir wurde klar, dass dir dein Ende bevorstand und vor Angst hattest du deine [A/F] Augen weit aufgerissen. Es war zu gefährlich für die Anderen dir zu Hilfe zu kommen, das wusstest du. Der Titan war immer noch halb hinter den Häusern verborgen, was einen direkten Angriff für jeden unmöglich machte, zumal die andere Hand wieder vollkommen regeneriert war. Die Mission war wichtiger, als das Leben eines einzigen Soldaten. Man würde warten, bis der Titan aus seiner sicheren Position hervorkam und erst dann angreifen.
Der Schlund des Monsters kam immer näher und du hast den heißen Atem auf deiner Haut gespürt, der dir die Luft raubte. Ein Schluchzten entwich deiner Kehle.
'Ich war wirklich keine große Hilfe. All mein Training umsonst, dabei hatte ich doch noch so viel vorgehabt. Ich... Ich will noch nicht sterben...!'
Du wolltest die Augen schließen, dich widerwillig deinem Schicksal ergeben. Doch dann hörtest du eine tiefe Stimme mehrere Namen brüllen, und nur einen kurzen Moment später, bekamst du eine warme Flüssigkeit ins Gesicht gespritzt und erst als du sie auf deiner Zunge geschmeckt hast, hast du bemerkt, dass es sich um Blut handelte. Ein starker Arm umschloss deine Hüfte und du wurdest unvorsichtig über eine Schulter geworfen. Im nächsten Moment hörtest du das Sirren des 3D-Manövers und hast gespürt, wie dir der Wind deine [H/F] Haare ins Gesicht peitschte. Ein unangenehmes Gefühl, doch du warst so glücklich, dass du gerade überhaupt etwas anderes fühltest, als den Schlund eines Titans hinunterzurutschen, dass dir Tränen aus den [A/F] Augen quollen. Du wolltest sie öffnen und wissen, was geschah, wer dich gerettet hatte, doch du warst auf einmal so unglaublich erschöpft, müde und erleichtert, dass alles um dich herum in ein angenehm dunkles Nichts verschwand.

~

"...! [V/N]!!"
Erschrocken blickst du auf und siehst genau in Hanjis Gesicht, die dich sorgenvoll anstarrt.
"Tut mir leid, ich war gerade etwas abwesend."
Sie nickt. Die Krankenschwester ist schon ein Bett weiter und du betrachtest deine verbundene Schulter. Jede Bewegung brennt wie die Hölle und du bist nur froh, dass keine bleibenden Schäden in deinem Arm zurückbleiben werden.
"Du hast an gestern gedacht, ja?", fragt deine Truppenführerin. Hanji war schon immer ein sehr offener Mensch gewesen. Sie nennt jeden beim Vornamen und erwartet, die gleiche Behandlung auch von den anderen, auch wenn sie selbst einen höheren Rang innehat.
"Hör mal, ich wollte mich noch einmal bei dir bedanken. Du hast mir mein Leben gerettet.", sagt die Forscherin und schaut dir direkt in die Augen. Du weißt, dass du neben ihrer Freundschaft nun auch ihren Respekt gewonnen hast und lächelst sie an. Dann, findest du, ist der richtige Zeitpunkt zu fragen:
"Hanji, ich weiß nur leider nicht, wem ich meines zu verdanken habe... Wer-" Du wurdest mitten im Satz unterbrochen.
"Brillenschlange. Hier bist du.", hörst du eine emotionslose Stimme sagen. Du drehst deinen Kopf herum, nur um Captain Levi vor deinem Bett stehen zu sehen. Der recht kleine Mann mustert euch durch seine klaren, grauen Augen hindurch und ehe du dich versiehst, setzt du dich gerade auf und salutierst. Die Bewegung kam routiniert, wie von allein und du musst ein Keuchen unterdrücken, als ein stechender Schmerz wie zu erwarten war, deinen Arm durchflutet.
"Sir.", presst du zwischen deinen Zähnen hervor.
"Was ist das denn für ein schlaffes Salutieren, du Göre?", fragt er mit eisiger Stimme.
Bevor du eine Entschuldigung stammeln kannst, nimmt dich Hanji mit einem Lachen in Schutz.
"Hab Nachsicht mit ihr, sie hat sich doch am Arm verletzt."
Er schnaubt bloß, doch sie ist noch nicht fertig und fügt mit einem Seitenblick auf dich hinzu:
"Wie du sehr wohl weißt, da du ihre Wunden als erster aus nächster Nähe begutachten konntest."
Womit sie deine Frage nach deinem Retter beantwortet. Dazu sagt er nichts mehr und du bemerkst wie deine Schultern anfangen zu zittern, also lehnst du dich zurück in die Kissen, nach Worten suchend. Doch bevor du irgendetwas zustande bringst, sagt Levi, an Hanji gewandt: "Erwin will uns sehen."
Sie steht auf und nickt dir ermunternd zu. Ehe sich die beiden umdrehen, um zu gehen, beugst du dich ohne zu überlegen vor und greifst mit klopfendem Herzen nach dem Ärmel des Captains.
"S-Sir...!", stammelst du, und beißt dir auf die Lippen um dich zu beruhigen. Er bleibt stehen und dreht sich zu dir um, wartet gelangweilt darauf, dass du zu reden beginnst. Hanji bemerkt, dass sie vorgehen will und du schaffst es dich zu sammeln.
"Danke, Sir. Ich dachte wirklich, ich müsste sterben, doch dann haben Sie mich gerettet... Ich bin Ihnen unendlich dankbar!" Deine Wangen fangen Feuer, doch du blickst ernst in seine Augen, die deinen Blick ruhig erwidern. Das ist das erste Mal, dass du ihm so nah bist. Er ist vielleicht kleiner als der Durchschnitt, doch dir wird bewusst, wie kräftig er ist und du erinnerst dich daran, wie er mühelos mit einem Arm deine Taille umschlungen und dich über seine Schulter geworfen hatte als wögest du nichts. Als du bemerkst, wohin deine Gedanken gewandert waren, vertieft sich die Farbe auf deinem Gesicht. Levi neigt fast unmerklich sein Gesicht. "Selbstverständlich.", meint er bloß und macht sich aus deinem Griff los, bevor er mit schnellen Schritten hinter Hanji den Flur langschreitet. Aber war das wirklich selbstverständlich gewesen? Auf einmal dreht er noch mal seinen Kopf zu dir herum, und du wendest beschämt den Blick ab, weil er bemerkt haben könnte, wie du ihm hinterhergestarrt hast. Doch ganz unvermittelt meint er: "Ich erwarte dich nach deiner Entlassung, also in drei Tagen um 4 in meinem Büro."
Damit dreht er sich um und verschwindet. Deine Gedanken sind ein heilloses Durcheinander. Niemand anderes als DER Captain Levi, der beste Soldat, den es gibt, der Mann, den du am meisten bewunderst, hat dich gerettet und will dich in seinem Büro sehen. Warum?!

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