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Hey Leute, es soll endlich mal wieder eine längere Geschichte von mir geben, nachdem ich seit der letzten eher plan- und ideenlos war :'D

Noch habe ich nur einen groben Plot im Kopf und es kann sein, dass sich viele Sachen wie der Titel oder das Bild nochmal ändern. Seid mir dann bitte nicht böse!

Und ich hab auch noch keinen festen Uploadplan, rechnet erstmal mit 2 Kapiteln pro Woche. Zurzeit ist es noch stressig in der Schule und häufigere Uploads wär bloß rausgeschmissenes Potential und verschwendete Zeit...

Jetzt erstmal viel Spaß mit den ersten zwei Kapiteln als eine Art Prolog! Über Feedback würde ich mich riesig freuen! :)

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Unsere Geschichte begann klischeemäßig auf einer Zugfahrt. Solche magischen Momente können schließlich auch nur in Bussen oder in der Bahn passieren! Eine Zugfahrt bedeutet für mich, auf eine Reise zu gehen, einen Neuanfang zu machen und altes hinter sich zu lassen! Und was soll ich sagen, irgendwie traf das auch auf uns beide zu. Als hätte das Schicksal mit einem belustigten Schmunzeln von oben auf uns herabgesehen und gedacht, dass ein Weg zu zweit für uns beide lustiger wäre.

Der blonde Junge war mir erst wenige Minuten vor unserem Zielbahnhof aufgefallen. Ich war gerade aufgestanden, meinen riesigen Koffer hinter mir her schleifend und nur einem Kopfhörer im Ohr, damit ich den richtigen Ausstieg nicht verpasste, aber die Geräuschkulisse war so laut, dass ich die Durchsagen eh nicht verstand. Überall sich unterhaltende, schwatzende, Sandwiches mampfende Leute, einige tippten an ihren Handys, andere lasen Zeitung oder starrten einfach nur zum Fenster hinaus. Trotzdem fühlte ich mich hier in so einer Menschenmasse eher fehl am Platz und warte ungeduldig und ein wenig erzwungen lächelnd darauf, dass wir endlich in Essen hielten.

Dann hörte ich neben mir plötzlich dieses schöne, klare Lachen und schaute automatisch in die Richtung, aus der es gekommen war. Ein recht kleiner, blonder Junge stand da in einer Gruppe aus Jugendlichen seines Alters und hielt sich die Hände vor den Bauch, während er sich wieder beruhigte von dem Witz oder der lustigen Situation, über die er sich scheinbar sehr gefreut hatte. Sein Blick schweifte zu mir hinüber und für wenige Sekunden verbanden sich seine leuchtenden Augen mit meinen braunen. Er hatte immer noch die Spuren seines breiten Grinsens auf den Lippen und automatisch hoben sich auch meine Mundwinkel ein Stück weiter, ehe ich zu Boden schaute und den Blickkontakt so brach. Die Leute hier in der Stadt schienen nett zu sein, das war gut! Hoffentlich verstand ich mich mit meinen zukünftigen Klassenkameraden auch gut!

Der Grund, warum ich überhaupt hierher gefahren war, war der, dass in meinem Heimatort nur eine Realschule existierte und ich nach meiner zehnten Klasse unbedingt ein Abitur nachholen wollte. Ich hatte es in der Nachbarstadt versucht, doch wurde wegen der zu hohen Schülerzahl nicht angenommen. Erst ein Essener Gymnasium hatte mich aufgenommen, und Essen lag über eine halbe Stunde von Zuhause entfernt. Aber das war okay, auch wenn ich die zehnte jetzt nochmal besuchen musste. Das war mir der gute Abschluss allemal wert! Auch dass ich mir ein Zimmer in einer WG nahm, war eine freie Entscheidung von mir gewesen. So musste ich nicht jeden Tag fahren und hatte Abstand zu meinen Brüdern und Schwestern. Versteht mich nicht falsch, ich liebte meine Familie und auch meine Geschwister, aber sich mit dreien von ihnen ein Zimmer und einen Schreibtisch teilen zu müssen, war extrem anstrengend, vor allem weil mein Bruder Max erst in den Kindergarten ging und meine Schwestern gerade alle gleichzeitig in die Pubertät zu kommen schienen. Das konnte ich unmöglich unter einen Hut mit meinem Schulzeug bringen und da ich die letzten Wochen eh schon ein wenig Geld mit Aushilfearbeiten, Babysitting und Gassi-gehen verdient hatte, konnte ich mir die Miete geradeso leisten. Außerdem kam ich so endlich aus dem kleinen Nest raus, das unser Dörfchen inmitten von Großstädten darstellte.

Der Zug hielt an und schnell schnappte ich mir meinen Koffer, bevor ich nochmal schnell im Kopf durchging, ob mir nicht doch noch etwas fehlte. Nein, es müsste alles vollständig sein! Zufrieden atmete ich auf und hörte im selben Moment wieder das Lachen des Jungen, der gerade genau vor mir ausstieg und mir wie zum Abschied nochmal sein strahlendes Gesicht im Profil zudrehte. Er sah wirklich nett aus, dachte ich mir noch, ehe ich mich zusammenriss und ihm schnell folgte, um den Eingang zur Bahn nicht zu verstopfen.

Hier war ich nun, Tim Bau, gerade sechzehn geworden, mitten im Herzen einer fremden Stadt, umgeben von neuen Eindrücken, neuen Leuten und neuen Verantwortungen, die beinahe erschlagend gewirkt hätten, wäre ich es nicht schon von Zuhause gewohnt, mich sowohl um mich selbst, als auch um meine Geschwister zu kümmern. War halt das Schicksal als Ältester, aber ich wollte mich bloß nicht beklagen! Ich konnte kochen, einfache Näharbeiten erledigen, technische Geräte reparieren und kannte mich genügend mit Finanzen und Steuern aus, dass ich erst einmal ohne fremde Hilfe klar kommen sollte!

Trotzdem hielt ich noch auf dem überfüllten Bahnsteig an, schulterte meinen Rucksack neu und zückte dann mein Handy. Die Adresse von meiner zukünftigen Wohnung war schon eingetippt und fertig zum Abruf. Aber irgendwie wollte es die Seite nicht laden. Extrem schlechter Empfang, vermutete ich und wippte ein wenig ungeduldig mit den Knien. Eigentlich hatte ich heute noch neue Schulsachen besorgen wollen und mir vielleicht auch schonmal den Schulweg eingeprägt, damit ich nicht gleich am ersten Tag zu spät kam, sollte ich morgen früh verschlafen.

"Tschau Dennis, wir sehen uns!"

Ich schreckte durch die laute Stimme direkt vor mir auf und sah jemanden auf mich zukommen. Ein Junge mit blonden, gewellten Haaren winkte einem Bekannten in der Ferne hinter sich zu und bemerkte gar nicht, wohin er lief. "Vorsicht!", rief ich noch alarmiert, aber da war es bereits zu spät.

Er stolperte erschrocken über meinen Reisekoffer, ruderte noch verzweifelt mit den Armen, konnte sich aber nicht mehr retten und stürzte Kopf voran auf mich zu. Zum Glück hatte ich geistesgegenwärtig noch meine Arme ausgestreckt und fing ihn im Flug auf, sonst hätte er mich vielleicht auch noch mit zu Boden gerissen!

Kurz verharrten wir erschrocken in dieser Position, dann zog ich den Fremden ein kleines Stück beiseite, damit er sich wieder aufrichten konnte. "Sorry, das wollte ich nicht! Tschuldigung bitte! Ich hab nicht geguckt, wohin ich laufe!", haspelte der Kleine eilig mit roten Wangen und überrascht erkannte ich den Jungen aus dem Zug wieder! Den mit dem schönen Lachen! Auch er musste wohl an unseren flüchtigen Blickkontakt von vorhin denken und lief noch ein Stück weiter an: "I-ich geh dann mal! Sorry!"

Aber bevor er dieses Mal endgültig aus meinem Leben gehen konnte, lief ich ihm schnell nach. "Warte kurz!", rief ich, ohne zu wissen, was ich eigentlich genau von ihm wollte. Aber er hielt tatsächlich an und ich improvisierte einfach irgendetwas, als ich ihn eingeholt hatte: "Äh, mein... mein Handy kriegt hier keinen Empfang, weißt du zufällig wie ich... wie ich zur Katernberger Schleife komme?"

Er sah verwirrt aus, bis er plötzlich prustete und eine Weile brauchte, um wieder runterzukommen. Ich wartete nervös auf seine Antwort. Lachte er mich aus? Es klang fast so, aber warum? War die Ecke von Essen etwa wegen irgendetwas verrufen? Oder... war er hier vielleicht genauso fremd wie ich? Jetzt wo ich genauer hinsah, hatte der Blonde auch einen ziemlich großen, vollgestopften Rucksack auf. Ohje, das war echt peinlich!

"Ich bin nicht von hier!", bestätigte er mir kurz darauf noch immer belustigt, "Aber zufällig kann ich dir den Weg dahin zeigen! Ich muss da nämlich auch hin!"

Garfield - Zwei Jungs, ein Kater und ein verworrenes Schicksal (#Stexpert)Where stories live. Discover now