-42- ➳ Zwischen den Fronten

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Innerhalb weniger Sekunden waren wir Aufbruch Bereit.
Briana hielt uns die Tür auf und Niall hatte mal wieder ungefragt die Führung übernommen. Auf dem Flur trafen wir überaschenderweise auf Felix und Thalia und als Felix meinen Blick auf sich spürte, zwinkerte er mir zu. Thalia jedoch hatte das Gesicht verzogen, als hätte sie einen bitteren Geschmack im Mund, den sie nicht mehr losbekam. Nialls Rücken durchbohrte sie sogar mit Todesblicken.

„Wenn ihr mir bitte folgen mögt? Und bitte bleibt zusammen, Rechtlich gesehen dürft ihr nun nämlich nur in den Besprechungsraum, um euren Visumantrag aufzustellen."

„Was Bree damit im Klartext meint, ist, dass, falls ihr auf die Idee kommt, euch anderweitig herumtreiben zu wollen, ihr strafrechtliche Folgen zu erwarten habt", ergänzte Thalia mit einem scharfen Ton. Automatisch musste ich meine Augen verdrehen.
Was dachte sie denn? Dass ich mich spaßeshalber in die Küche abseilte?
Mein Blick fiel auf Niall und Mason und augenblicklich überdachte ich meinen Gedankengang, denn um ehrlich zu sein, war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass einer von den beiden eine Kurzschlussreaktion erleiden und irgendein Himmelfahrtskommando starten würde.

Ich betete, dass dies nicht der Fall sein würde.
Denn bei unserem geplanten Visumantrag würde uns dies sicherlich nicht voranbringen.

Briana öffnete mit ihrer Chipkarte eine doppelflügelige Tür am Ende des Ganges und forderte uns mit einer Handbewegung auf, ihr weiterhin zu folgen. Während Thalia auf der Höhe von Christopher und Jenia lief und somit den mittleren Teil unserer Gruppe flankierte, bildete Felix hinter Sam, Liam und mir das Schlusslicht.

Ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren und mich nur auf meine Umgebung zu konzentrieren.
Denn diese hatte sich verändert.

Der Gang, den wir nun entlang schritten, war um einiges breiter geworden, ein Wirrwarr aus Rohre verlief an den Wänden und an der Decke, von dem zudem auch mehrere Schaltkäste abgingen. Flutlicht erhellte den Gang und in weiter Ferne konnte ich das grüne Licht eines Notausganges blinken sehen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas zu wummern schien.
Unter meinen Füßen, in meinen Ohren.
Meine Arme fingen an zu kribbeln und sofort sah ich mich suchend nach der Ursache dieses unterdrückten Machtausdruckes um.

„Das Beben, das du wahrnimmst, kommt von den Turbinen und Generatoren des Wasserkraftwerkes. Wir sind nicht weit von ihnen entfernt. Etwas weiter den Gang entlang und schon würden wir zu den Mechanikräumen kommen, doch wir-"

„Felix, halt deinen Mund!", unterbrach Thalia ihn mit wütender Stimme und sofort hob dieser entschuldigend die Hände. „Woah, Thalia, das sind keine Staatsgeheimnisse, die ich hier ausplaudere, sondern nur-"

Er konnte schon wieder nicht ausreden. „Hör' einfach auf unwichtiges Zeug zu reden und konzentriere dich lieber auf das Wesentliche."

Thalia war auf jeden Fall kratzbürstig und eine Persönlichkeit, die ich von der ersten Sekunde an nicht habe leiden können. Mein Blick fiel auf Felix, der nur genervt die Stirn runzelte, jedoch nichts weiter sagte.
Als er meinen Blick auf sich spürte, zuckte er nur bedauernd die Schultern.
Ich verfluchte Thalia und ihre schlechte Laune, denn ich interessierte mich wirklich dafür, was Felix erzählen wollte.
Ich wollte mehr über die riesigen Turbinen und Generatoren erfahren, die das Wasserkraftwerk mit einer immensen Kraft in Bewegung hielten – nicht zuletzt, um vielleicht so einen Hinweis darauf zu bekommen, was wir bei dem Wasserkraftwerk von unserem Heimat-Skyscraper machen mussten.

Ein Schauer lief über meinen Rücken und augenblicklich zwang ich mich dazu meinen Kopf zu schütteln und die Sorgen zu verdrängen.
Wir waren nun soweit gekommen – diese letzten Meter würden wir nun auch noch schaffen. Es stand nichts zwischen uns außer ein Visum und die letzten Kilometer.
Und wir hatten noch anderthalb Monate Zeit.
Was zur Hölle sollte uns nun noch vollkommen aufhalten?

SkylandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt