Den letzten beißen die Hunde

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Ich spüre, wie mein am Boden liegender Körper mich mit unsichtbarer Kraft zu sich zieht.
Ein unsichtbares Band, welches uns verbindet.
Ich hatte meinen Körper zurück.
Aber der Preis dafür, war Yui.

Shû's Sicht

Ich sollte Ai holen, immerhin gab es bald Essen.
Allerdings hatte das Essen Zeit.
Ich wollte mit ihr reden, sie fragen, warum sie so still geworden ist.
Selbst ein Blinder mit Krückstock würde bemerken, dass sie etwas bedrückt.
Ich klopfe kurz an ihre Tür und betrete dann ihr Zimmer.
》Sie ist nicht hier...《
Wenn sich Ai in letzter Zeit nicht so seltsam Verhalten hätte, wäre ich wohl auch ruhig geblieben.
Unweigerlich erinnerte ich mich an Reiji's Worte, welche er zu mir sagte, nachdem Ai und ich aus dem Königreich der Katzen zurückkamen: "Sie ein Lebewesen der Superlative. Früher oder später wird sie sich auf den Weg machen müssen, um eine Aufgabe, die speziell ihr gebührt, zu erfüllen. Das sie dabei in ernsthafte Gefahr gerät, ist nicht auszuschließen."

Was, wenn Ai jetzt wirklich in Gefahr ist? Ich balle meine Hände zu Fäusten und sehe aus dem Fenster, in den Garten.
Für einen Bruchteil einer Sekunde dachte ich, etwas aufblitzen zu sehen.
Ich teleportiere mich in den Garten.
Irgendwie... riecht es hier komisch.
Woher kannte ich den Geruch?
8 verschiedene Gerüche.
Einer davon gehörte zu Yui.
Vier davon gehören eindeutig zu Vampiren. Keine Reinblüter, Halbblüter. Anscheinend hatten wir Besuch.
Zwei andere deuten eher auf Tiere hin.
Tiere? Hund... oder vielleicht Katze...
Und einer gehört eindeutig zu Ai!
Sie war also tatsächlich hier.
Vielleicht ist sie noch in der Nähe.
Ich mache einen Schritt in Richtung See, immerhin war Ai dort ziemlich oft, und sehe im Augenwinkel etwas glänzen.
Ich bleibe stehen und drehe meinen Kopf in die Richtung.
Auf dem Boden lag nichts geringeres, als der Ring, welchen ich ihr zu unserer Verlobung geschenkt hatte.
Daneben eine bereits getrocknete Blutspur.

Ai's Sicht

Ruckartig erwache ich aus der tiefen Finsternis, welche mich umgibt, nur um festzustellen, dass ich an einem ebenso finsteren Ort bin.
Was war passiert?
Ich hatte zusehen müssen wie mein Körper gegen diese Jungs gekämpft hat, welche Yui entführen wollten und es auch geschafft haben. Danach ist mein Bewusstsein in meinen Körper zurückgekehrt.
Filmriss.
Was ist danach geschehen?
Hatte Shû mich gefunden und in mein Zimmer gebracht?
Nein. Er würde mich auf das Bett legen, anstatt meinen Körper auf dem Fußboden liegen zu lassen.
Ich setze mich auf und will mich abstützen, aber meine Arme machen nicht das, was sie sollen.
Den Geruch von Metall und das kalte Eisen um meine Handgelenke spüre ich erst jetzt.
"Was zum...?!", die Handschellen klirren laut als ich versuche sie loszuwerden.
"Ah, du bist wach.", höre ich eine amüsierte Stimme und halte augenblicklich inne.
Wer war da?
Ich spüre eine Aura, die mir langsam näher kommt und kurz darauf fühle ich auch schon einen Finger über meine Wange streichen.
Ich drehe meinen Kopf weg.
"Wer ist da?", frage ich mit fester Stimme.
"Anscheinend war das Betäubungsmittel zu stark. Dein Geruchssinn scheint noch nicht zu funktionieren...", ein leises, zufriedenes kichern folgt auf diese Worte.
》...Betäubungsmittel?《
Kurz darauf spüre ich zwei Hände an meinem Hinterkopf, es fühlte sich an als würden diese Hände an etwas herumfummeln.
Zum wem auch immer diese Hände gehörten, er schien sein Ziel erreicht zu haben, denn er nahm seine Hände von meinem Kopf und ich bekam mein Augenlicht zurück.
Irritiert starre ich auf das Stück Stoff, welches um meine Augen gebunden war. Warum hatte ich nicht bemerkt, dass meine Augen verbunden waren?
"Er hat nicht zu viel Versprochen.", der triumphierende Ton in der Stimme meines Gegenübers ließ mich den Kopf heben und ich erstarre regelrecht.
"Dein lieber Herr Vater hat wirklich die Wahrheit erzählt."
Ich verenge meine Augen zu Schlitzen und sehe den Mann mir gegenüber an.
"Was willst du von mir?"
"Oh, das weißt du nicht?", fragt er und legt einen Filmreifen überraschten Blick an den Tag.
"Wir sind hier nicht im Theater, Chris. Was soll diese Schauspielerei?", sage ich wütend, obwohl es eher wie ein kratziges Fauchen klang.
"Du magst das Theater wohl nicht?", grinsend neigt Chris den Kopf etwas schrägt.
"Neugierige Hunde halten den Kopf immer schief. Ich hab dir nichts zu sagen."
"Och, das Verletzt mich jetzt aber."
"Ich bin ja auch nicht hier, um dir zum Geburtstag zu gratulieren, du streunender Köter.", zische ich und verfolge den auf- und abgehenden Hund mit den Augen.
Selbst wenn die Hunde wie Menschen auf den Hinterbeinen liefen und auch eine eher menschliche Form angenommen haben, sahen sie einfach nur abscheulich aus.
Der Hund greift an mein Kinn und zwingt mich ihm direkt in seine Augen zu sehen, welche die Farbe von verrottetem Laub hatten.
"Das sagt gerade die Katze, die ich von der Straße gerettet habe.", seine Stimme klang nun nicht mehr so entspannt. Allerdings entspannten sich seine Gesichtzüge relativ schnell wieder und er ließ mein Gesicht los.
"Du irrst dich da ein wenig, was meinen Geburtstag angeht.", er geht ein paar Schritte zurück, "Dein Vater hat dich mir zum Geburtstag geschenkt und auch gleich unsere Hochzeit organisiert."
Sein grinsen wurde immer breiter, während meinem Gesicht die Farbe entwich.
"Ich werde dich nicht heiraten!", schreie ich ihm entgegen, als ich meine Stimme endlich wiedergefunden hatte.
"Du hast gar keine Wahl.", lacht der Prinz der Hunde, "Das ist sowas wie ein Friedensangebot zwischen unseren Clans. Und dein Vater hat zugestimmt."
"Ein Friedensangebot welches für dich nur ein Wort auf einem Papier ist!", meine Stimme klang wieder rau und mein Blut beginnt erneut zu rasen.
"Diesesmal nicht. Immerhin steht mir die schöne Tochter der Katzen zur Verfügung", grinst er.
Ich will ihm an die Gurgel.
Dieser Kerl regt mich einfach auf.
"Ach, übrigens..." Chris kommt mir wieder näher, "Welchem Anlass gebührte eigentlich der Ring um deinen Finger?"
Ich halte den Atem an.
Der Ring.
Schnell sehe ich auf den Ringfinger an meiner linken Hand.
Er war weg.
"Wo... wo ist er...?", frage ich leise.
"Der Ring? Ich habe ihn weggeworfen, als wir dich vom Boden in diesem überaus hübschen Garten eingesammelt haben."
"...Weggeworfen...?", ich fühlte mich leer. Der Ring war doch mein Versprechen an Shû, dass ich ihn heiraten würde.
Was wird Shû denn jetzt denken, wenn er den Ring findet und ich verschwunden bin?
Langsam kullern Tränen an meinen Wangen herunter.
Meine Augen, die ganz plötzlich ihren Glanz verloren haben, starren ins Leere.
Shû...
Ich spüre eine Hand an meiner Wange, "Nicht weinen, ich bin doch da."
Also ob diese mysteriöse Kraft ein Eigenleben hätte, erwachte sie nun.
Sie übernahm meinen Körper und ich biss Chris unter ihrer Kontrolle fest in die Hand, sodass jener schmerzerfüllt aufschreit und von meiner Wange ablässt.
Es war fast so, als wollte diese Kraft mich beschützen.

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Gomeneeee das ihr wieder so lange warten musstet :c

Und ein riiiieeesssiigggesss Arigatô für die über 2K Reads und die 290 Sternchen! 🌟🌟🌟
Ihr seid der Hammer, Leute!!!
\#^_^#/
Auch vielen Dank für die ganzen lieben Kommis ☺😀😘

Ich bin echt froh, so tolle Leserinnen und Leser wie euch zu haben. X3

Eure _Sylfaen_

Dance with the starsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt