Training und Grey's Anatomy

5 1 0
                                    


Etwas später schloss ich den Reisverschluss meiner Trainingstasche und war gerade dabei die Wohnung zu verlassen, als Nina mir den Weg abschnitt. „Ich fahr dich zum Training, ich hab dich echt lange nicht mehr beim Sport gesehen." „Perfekt, dann muss ich auch nicht das Fahrrad aus dem Keller manövrieren." Zusammen stiegen wir in ihren Mini, die Musikanlage sprang an und spielte „Wannabe", das absolute Lieblingslied von uns, wir sahen uns kurz an und sangen das gesamte Lied lautstark mit. Voll mit Endorphinen hielt Nina vor dem Trainingsplatz, eingehakt liefen wir Richtung Laufbahn, während ich den Innenraum betrat lief sie auf die Tribüne und winkte mir fröhlich zu. Mit meinen Augen suchte ich den Innenraum nach 3 Personen ab, einer Freundin, meinem Freund und meiner Trainerin, zuerst entdeckte ich letzte, den Brief hatte ich noch in der Tasche, doch als ich dann vor ihr stand hielt ich ihr wortlos den Brief hin, sie las ihn und je mehr sie las desto größer wurden ihre Augen und dann drückte sie mich einfach nur herzlich. „Ich wusste du kannst es schaffen. Ich freue mich so für dich, das ist dein Platz, da gehört du hin." „Danke für deine Jahrelange Unterstützung, ohne dich wäre ich niemals so weit gekommen." „Ach ich habe nur den Feinschliff gemacht, du hast den Rest geschafft." Endlich sah ich Max auf den Platz kommen, er schaute sich suchend um und sobald er mich gesehen hatte, kam er auf mich zu und drückte mir zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund. „Na wie geht's dir Schatz?" „Ich könnte mich nicht besser fühlen, ich habe heute einen Brief bekommen." „Und von wem", fragte er interessiert. „Vom DLV, ich wurde für die WM in Nairobi nominiert!!!", sagte ich und mit jedem Wort wurde meine Stimme vor Freude höher und das Grinsen auf meinem Gesicht wurde größer. Es dauerte einen Moment und ich sah wie es in seinem Kopf ratterte und einen Moment glaubte ich Enttäuschung in seinen Augen aufleuchten zu sehen, doch dann sagte er: „Oh wow, Schatz wie schön für dich, das ist deine Chance den Erfolg zu bekommen, den du möchtest", er drückte mich noch einmal, „Ich muss jetzt auch trainieren." „Bis später. Kommst du gleich noch mit zu mir?" „Ja ich schau nochmal ob ich gleich noch vorbeikommen kann, ich hab noch einen Berg an Hausaufgaben auf." Ich lächelte ihm nochmal zu, bevor ich mich zu meiner Freundin stellte, die mittlerweile auch da war. „Hey Jessi" „Na Mia?" „Ich muss dir gleich was Wichtiges erzählen", flüsterte ich lächelnd zu bevor ich die Aufmerksamkeit meiner Trainerin zuwandte, die mittlerweile in der Mitte in einem Kreis von Athleten stand: „So heute steht Konditionstraining an..." Sie konnte den Satz gar nicht zu Ende sprechen, schon murrten alle Athleten, mich eingeschlossen. „Hey jetzt beruhigt euch mal, seit froh, dass wir das jetzt machen und nicht in 2 Monaten, wenn die Sonne im Sommer vom Himmel knallt. Also los 4 Runden einlaufen und dann eigenständiges dehnen." Wir setzten uns in Bewegung und trabten los, „Also was wolltest du mir eben sagen", fragte Jessi mich, während wir die zweite Runde einliefen: „Ich bin für die WM nominiert worden." Ein breites Grinsen überzog wiedermal mein Gesicht: „Oh mein Gott das ist ja wunderbar für dich..." Wir redeten noch etwas, doch spätestens als es zu den Tempoläufen kam, war keiner mehr fähig ein Wort zu sagen.

„Und jetzt noch einmal Überstreckensprint, das bedeutet 100m auf eure normale Strecke addieren. Also los Leute, letzter Lauf für heute", meine Trainerin schien heute regelrecht übermotiviert zu sein, uns fertig zu machen, ich schickte ihr ein gespielt bösen Blick, den sie verstand sofort was ich meinte. Keuchend begab ich mich zur 200m Marke, zum Glück kein Tiefstart. Ein letztes Mal spannte ich meine Muskeln an, atmete tief durch bevor ich den ersten Schritt setzte, aber egal wie kaputt ich war, jeder Sprint und jeder Lauf war für mich wie fliegen, ich vergaß alles um mich herum und hörte nur noch den Wind um die Ohren peitschen, spürte die Kraft die durch meine Beine ging, wenn ich mich richtig abstieß, es war einfach meine Leidenschaft. Aber diese Leidenschaft führte jetzt gerade dazu, dass ich nach Luft schnappend auf dem Boden lag und mich fühlte als könnte ich nie mehr aufstehen. Neben mir lag Jessi auf den Boden und keuchte ebenfalls, ich drehte meinen Kopf und sah sie nur an, sie verstand sofort und reichte mir ihre Hand, wir zogen uns gemeinsam hoch und versuchten so gut wie möglich zu gehen, was aber kläglich scheiterte, da unsere Beine einfach so wehtaten und wir nur mini kleine Schritte machen konnten. Mit letzter Kraft zog ich meine Beine auf die Bank, bevor ich mit meinem Oberkörper auf sie drauflegte, sofort spürte ich das allbekannte ziehen und wusste morgen würde mich ein großer Muskelkater erwarten egal wie viel ich dehnte. So lag ich also da, ohne zu wissen wie ich mich aufraffen sollte um nochmal auszulaufen. Ungefähr fünf Minuten später hatte ich es dann auch mal geschafft mir Laufschuhe anzuziehen und joggte jetzt im Schneckentempo über den Rasen und wurde kurz danach von Max begleitet: „Läufst du vielleicht mal ein bisschen schneller oder willst du auf dem Rasen stehenbleiben", stichelte er belustigt. „Du hast gut zu reden, du bist heute nen bisschen gesprungen und das wars", versuchte ich ihm zu antworten, doch das meiste ging unter dem flachen unter. „Ich versteh schon, du willst gerade nicht reden. Ich wollte nur sagen, dass ich heute Abend keine Zeit mehr hab." „Wieso das denn", mittlerweile war ich wirklich stehen geblieben, um vernünftige Sätze herauszubringen. „Ist nen bisschen knapp, da mich keiner fahren kann, außerdem sehen wir uns doch morgen schon wieder, Schatz, ich muss jetzt auch schnell los, sonst kann Mark mich nicht mehr mitnehmen. Bis morgen. Hab dich lieb." Und schon war er weg und ließ mich hier einfach auf dem Rasen stehen, um dann neben Mark zu laufen, der mir noch einmal zuwinkte bevor die beiden den Platz verließen. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren hielt ich, joggte ich weiter. An meiner Tasche angekommen stand Nina schon und unterhielt sich mit meiner Trainerin: „Na bist du auch mal fertig", empfing sie mich spitzbübisch, ich warf ihr nur einen Todesblick zu. „Mia, wegen Nairobi würde ich morgen nochmal gerne mit dir reden, wir sollten einen etwas anderen Trainingsplan entwerfen und schauen an welchen Wettkämpfen du in nächster Zeit teilnimmst und natürlich deine Essgewohnheiten unter die Lupe nehmen." Bei letzterem schaute sie auf das große Stück Schokolode in meiner Hand, ich ließ es schnell im Mund verschwinden, anders konnte ich einfach nicht als Mitglied im Bund der Schokosüchtigen. Beide schauten mich nun belustigt an: „Jaja ich weiß..." „Ich dachte an morgen vor dem Training? Wir machen morgen eh eine Einheit im Fitnessraum und danach schwimmen, aber das schreibe ich auch gleich nochmal in die Trainingsgruppe." „Perfekt, wann soll ich da sein?" „So gegen 17:00 Uhr? Dann haben wir ungefähr eine Stunde." „Klar, dann bis morgen." Ich lächelte ihr noch einmal zu, bevor ich dann mit Nina Richtung Parkplatz ging, „Wieso ist Max, denn nicht noch mitgekommen?" „Ach es war ihm zu knapp und keiner konnte ihn fahren", ich zuckte nur die Schultern, so konnte ich einen entspannten Abend mit Nina verbringen: „Ich hab noch gar nicht gefragt wie lange du eigentlich bleibst?" „Leider nur fünf Tage" „Naja aber immerhin etwas", in dem Moment fiel mir der perfekte Plan für den Abend ein, „Wir fahren jetzt nach Hause..." „Ach was, darauf wäre ich ja nie gekommen", fiel sie mir lachend ins Wort. „Hahaha, nein also sobald wir zuhause sind, bestellen wir Pizza und machen einen großen „Grey's Anatomy Abend", was hälst du davon?" „Ein super Plan, aber bist du dir sicher, dass du Pizza darfst? Ich meine ein paar Möhrchen sind bestimmt besser für dich", gackerte sie während sie mir durch die Haare wuschelte.

Mit nassen Haaren öffnete ich den vor mir liegenden Pizzakarton und schon bahnte sich der Geruch von geschmolzenen Käse in die Nase und schon knurrte mein Magen vor Begeisterung. Mit einem Pizzastück und der ersten Staffel „Grey's Anatomy" begannen wir den Mittwochabend, doch leider waren wir beide zu Seriensüchtig und so ging ich erst um 3:00 Uhr nachts ins Bett.


You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Nov 04, 2017 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

IT'S  ALL ABOUT YOU&MEWhere stories live. Discover now