《6. Kapitel》

17 3 5
                                    

Fehler. Wir alle machen sie, doch keiner will sie sich eingestehen.

Manche bereuen sie, manche machen sie wieder gut, manche ignorieren Sie völlig.

Andere jedoch gehen an ihnen zugrunde, wie auch ich es tue.

Denn Fehler besitzen weitaus mehr Macht, als man ihnen ansieht. Zerstörerisch. Grausam. Mächtig.

Tatsächlich hatte ich es den gesamten gestrigen Tag erfolgreich gemeistert, die Gedanken an Adam und die mit ihm verbundenen Probleme zu verdrängen. Heute hatten meine Gedanken wohl andere Pläne, denn in der gesamten ersten Unterrichtsstunde hatte ich gegrübelt, wie er meinen plötzlichen Abgang wohl aufgefasst hatte. Woher die Gedanken nun kamen, wusste ich nicht, aber vermutlich lag es an dem langweiligen Worten meines Lehrers.

Mal von ihm abgehen hatte Mathe noch nie wirklich mein Interesse geweckt.

Auch der Gedanke an das gestrige Gespräch mit Susan quälte mich, selbst wenn es nicht bewirkt hatte, dass ich heute zum Frühstück geblieben war. Ich hatte es vorgehabt, mich in letzter Sekunde noch umentschieden. So sehr ich Susan und auch Cami glücklich machen wollte, brachte ich es nicht über mich, einen auf Friede, Freude, Eierkuchen zu tun.

Denn mein Leben war alles andere als das. Es war beschissen. Zur Zeit noch mehr, als so oder so schon.

Dass gerade in diesem Moment die Tür mit Schwung geöffnet wurde und ein grinsender Adam entspannt hineinschlenderte, machte es kein wenig besser. Es war beinahe schon ein Wunder, dass ich es schaffte, nicht genervt aufzuseufzen, als ich seinen Blick auf mir spürte, den ich gekonnt ignorierte. Selbst jetzt, wo er tatsächlich den freien Platz neben mir in Schlag nahm, hielt ich meinen Blick unverwandt nach vorn auf die Tafel gerichtet, ohne auch nur einem Wort unseres Lehrers zu folgen.

Wie gesagt, Mathe hatte mich noch nie interessiert. Es war ebenso nervig wie der grinsende Junge neben mir.

Heute war kein guter Tag und ich hatte wirklich nicht die Nerven dazu, mich mit ihm auseinanderzusetzen. Wobei: Dazu würde ich wohl auch zu keinem anderen Zeitpunkt die Nerven haben.

Vielleicht würde mein Plan, ihm schlicht und einfach keine Beachtung zu schenken, ja aufgehen und er würde es schnell aufgeben, zu....

Naja, womit genau er aufhören sollte, wusste ich eigentlich gar nicht. Schließlich hatte ich keine Ahnung, was jemand wie er überhaupt von mir wusste. Einen Gefallen sollte ich ihm tun, ja, doch vielleicht hatte er längst etwas anderes im Kopf.

Ganz gleich, was es war, mir war es lieber gewesen, als ich noch meine Ruhe gehabt habe und von den anderen nicht beachtet wurde.

Da Adam nun neben mir saß, verfolgten die anderen nicht nur dessen Bewegungen mit großen Augen, sondern begannen ebenso, mich neugierig zu mustern. Die Mühe, sie mit genervten Blicken zu strafen, machte ich mir nicht. Es würde ja doch nichts bezwecken.

"Es ist echt erstaunlich, wie du mich vollkommen ignorierst"

Adam hatte seine Stimme gesenkt, sodass er sicher sein konnte, dass die Worte keinen anderen als mich erreichten, egal wie sehr die anderen auch versuchten, zu lauschen.

Sicherlich musste es sie wundern, was jemand wie Adam bei jemanden wie mir trieb. Unsere Stellungen hier in der Schule konnten schließlich nicht verschiedener sein. Er, der berüchtigte Eishockeyspieler, der die Mannschaft Jahr zu Jahr zum Sieg führte. Und ich... Der Außenseiter.

Hatte er damit gerechnet, dass mich seine Worte aus der Reserve locken würden, da lag er ziemlich falsch. Mal davon abgesehen, dass dies vorhersehbar gewesen war, brauchte es schon einiges mehr, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Adam war niemand, mit dem ich mich freiwillig unterhielt.

Outsider | #IceSplinters18 #EasterAwards2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt