《8.Kapitel》

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Still und heimlich suchen sie einen heim.

Maskiert. So dass man sie nicht auf Anhieb erkennt.

Sie verstecken sich. Wollen gar nicht erkannt werden. Schleichen sich stillschweigend in meine Gedanken ein.

Und sie flüstern. Leise Worte. Lieblich. Und doch scharf wie tausend Klingen. Erinnern mich. An all die schlechten Taten.

Dann verschwinden sie. Die Schuldgefühle. Nehmen einen Teil meiner selbst mit sich.

Bringen ihn nie wieder zurück.

Ich hatte keine Zeit, zu realisieren, realisieren, was ihr gerade passierte, geschweige denn, was eben mit mir passiert war. 

Denn Adam forderte vom ersten Moment lang meine gesamte Aufmerksamkeit ein, indem er sich wie selbstverständlich auf dem Platz neben mir niederließ -ohne auf meine Antwort zu warten, wohlbemerkt- und meinen Schreibblock zu sich hinüber zog.

Nicht einmal Zeit, zu protestierten hatte ich, als er seine Augenbrauen nach oben zog und den Block zurück zu mir hinüber schob.

"Sonderlich viel hast du da ja noch nicht geschafft", stellte er zu allem Überfluss fest. Danke, dass er mich noch einmal an die gesamte Arbeit erinnern musste, die noch vor mir lag. Und das, obwohl es ihn nicht einmal anging, was ich geschrieben hatte, oder halt auch nicht.

Ich hielt es für das Beste, zu schweigen. Dass er hartnäckig sein konnte, wusste ich von der Mathestunde zwar bereits, Hoffnung konnte man dennoch haben. Ich hoffte nun einmal, dass er sich möglichst bald wieder aus dem Staub machen würde.

Zu allem Überfluss musste ich mich nämlich nicht nur um meinen nicht vorhandenen Aufsatz kümmern, sondern auch um das Problem der seltsamen Momente. Schon zwei hatte es davon innerhalb der letzten Tage gegeben. Dabei war ich davon ausgegangen, dass ich dies längst hinter mich gebracht hätte. Vor einigen Monaten, in der Zeit kurz nachdem alles geschehen war, hatten diese Anfälle, in denen ich in die Vergangenheit zurückversetzt wurde, zu meinem Alltag gehört. Ich hatte Tag für Tag mit ihnen gerechnet und es war nur eine Frage der Zeit, bis der nächste folgen würde. Sie hatten mich immerzu qualvoll an die Vergangenheit erinnert, waren aber schließlich immer weiter abgeebbt, bis auch sie irgendwann der Vergangenheit angehörten. Ich hatte diese Phase meiner Trauer und meines Schmerzes überwunden. Nach vorn sehen konnte ich zwar noch nicht, würde ich wohl niemals können, doch es war ein großer Schritt gewesen. Das dachte ich jedenfalls. Schließlich waren sie nun wieder zurück.

Nur zu gern würde ich an Zufälle glauben. Dann könnte ich mich selbst einfach davon überzeugen, dass es bloß kleine Rückfälle wären, die ebenso schnell verschwinden würden, wie sie gekommen waren. Ich glaubte nicht an Zufälle. Musste mir mit Schrecken eingestehen, dass alles wieder so werden würde, wie zuvor.

Schwer schluckte ich und konzentrierte mich darauf, mir meine altbekannten Atemtechniken wieder in Erinnerung zu rufen, die mir immer eine große Hilfe gewesen waren, um mich zu beruhigen. Dass Adam das leichte Zittern meiner Hände nicht bemerkte, konnte ich nur hoffen.

Seine Meinung interessierte mich reichlich wenig. Und doch wollte ich nicht, dass er erfahren würde, wie sehr mir etwas Derartiges zu schaffen machte.

Den Stempel als 'Außenseiter' hatte ich bereits, da musste der als 'Verrückter' nicht noch hinzukommen, wie ich fand.

Erst als ich mir sicher sein konnte, dass alle Gedanken an die ebige Erinnerung hinter Schloss und Riegel gesperrt waren und dass ich meinen Körper wieder voll und ganz unter Kontrolle hatte, ergriff ich meinen Stift und setzte ihn auf dem Papier an. Auf die Taktik des Ignorierens konnte man schließlich immer zurückgreifen.

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