Kapitel 7: Vertraute Fremde

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Am nächsten Morgen erreichen wir den Rand des Walds, den ich so lange nicht mehr betreten hatte. Nachdem Lucario mich gerettet hatte, schlief ich oft, während er mich zurück nach Hause brachte. Ich war verletzt und müde und verängstigt - immerhin war ich noch richtig winzig.
Ich erinnere mich an das Dorf und an Eindrücke seiner Zerstörung, aber kaum an die Reise mit Lou.
Ich erinnere mich nicht an die Felder und das Dorf der Menschen. Ich erinnere mich bewusst nur an den Moment als wir an Lous Höhle ankamen und ich ein neues zu Hause bekam.
Vielleicht habe ich damals vieles von dem was ich erlebt habe auch einfach nicht verstanden.
Als wir den Wald betreten und die Vogelpokémon zwitschern hören, fühle ich mich fast wie in unserem Wald. Viel anders ist hier nicht. Die Bäume und Pflanzen und Pokémonarten gibt es auch bei uns. Man merkt, das die beiden Wälder mal Eins waren. "Überleg mal, Zack, wie Wahnsinnig groß dieser Wald mal war! Und wie viel die Menschen abgeholzt haben müssen!" Er teilt meine Begeisterung nicht wirklich. "Überleg dir, wie viele Pflanzen die Menschen zerstört haben... Wie viel Freiraum sie der Natur genommen haben.", sagt er missmutig. Ich verstehe was er meint. Es scheint selbstsüchtig und naturverachtend von den Menschen, aber gleichzeitig ist es in meinen Augen unglaublich, was sie leisten.
In dem Moment springt ein Sesokitz an uns vorbei und zertrampelt Zack fast dabei. "HEY! Pass doch auf!", motzt er es an. Es dreht sich um. Sein Frühlingsfell ist verstrubbelt und fällt an einigen Stellen raus, um dem dünneren Sommerfell Platz zu machen. Es scheint in Eile zu sein. "Oje, bin ich fast auf dich getreten? Das tut mir Leid!", entschuldigt es sich und mustert uns. "Warum bist du denn so blau?", fragt es mich irritiert. "Fragst du auch vierblättrige Kleeblätter, warum sie mehr als drei Blätter haben?", frage ich ein kleines bisschen genervt. "Ich weiß es doch nicht, ich wurde so geboren!" Es zuckt mit den Ohren. "Oh Mann, tut mir leid... Ich muss gerade voll doof auf euch beide wirken. Ich bin Juli! Ich suche nach meinem Bruder, August. Habt ihr ihn irgendwo gesehen? Er ist recht klein und hat noch ein Frühlingsfell." Ich schüttle den Kopf. "Bis auf dich hab ich hier noch gar kein Sesokitz gesehen.", antworte ich ihr. Sie seufzt. "Wäre auch zu schön gewesen... August ist so verträumt, er ist immer mit den Gedanken ganz wo anders und rennt immer von der Gruppe weg... Wenn ihr ihn irgendwo seht, sagt ihm er soll zum alten Moosbaum kommen." "Machen wir!", sichert Zack ihr zu." Sie lächelt. "Dankeschön! Macht's gut!" Damit springt sie wieder davon. Zack klettert auf meinen Rücken. "Noch einmal lass ich mich nicht zertrampeln.", grummelt er leise.
Wir Reisen weiter durch den Wald und fangen dabei an 'Ich sehe was, was du nicht siehst' zu spielen. "Ich sehe was, was du nicht siehst siehst, und das ist rot.", sage ich. Zack errät es sofort. "Der Fliegenpilz da hinten! So viel rotes gibt's hier ja nicht." Ich verdrehe die Augen. "Naja, was Grünes wäre wiederum zu schwer." Jetzt ist Zack dran. "Ich sehe was, was du nicht siehst und das könnte August sein!" Er springt von meinem Kopf und hüpft zu ihm. "Hey! Du bist nicht zufällig August? Deine Schwester sucht nach dir." Das Sesokitz dreht sich um und sieht zu Zack herunter. "Öh... wo ist sie den?", fragt er etwas verwundert. Er ist noch sehr jung, vielleicht so alt wie ich, als ich zu Lou gekommen bin. Ich gehe zu den Beiden hin. "Sie hat gesagt du sollst zum alten Moosbaum.", sage ich dabei. Er dreht sich wieder um. "Ich... ich hab aber so einen seltsamen Schatten gesehen... Ich wollte wissen was das ist, aber Mama und Juli haben nur gesagt, ich soll weiter mitkommen." Ich muss lächeln. "Aber du kannst nicht einfach so wegrennen und ihnen Sorgen machen. Ich hab das früher auch gemacht, weil ich so neugierig war. Mama und Papa mussten mich immer wieder suchen. Dann hab ich mich mal so verlaufen das ich nicht mehr zurück gefunden habe. Ich hab ganz doll geweint, bis mich der alte Herr Noctuh gefunden hat und zum Dorf zurück gebracht hat." August starrt mich an. "Du kennst den alten Herr Noctuh?" Ich nicke. "Ich hab mal hier gelebt." August schüttelt den Kopf. "Aber hier leben gar keine Wuffels." Meine gute Laune verfliegt etwas. "Nicht mehr..." August ist so jung, das er den sogenannten Waldbrand wahrscheinlich noch nicht mitbekommen hat oder sich nicht daran erinnern kann. Ich schüttle den Kopf und wechsle das Thema. "Egal. Was hältst du davon: Wir gucken zusammen, was das für ein Schatten war und dann gehst du zurück zu deiner Schwester?" Er nickt. "Abgemacht."

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Bitte um Verzeihung dafür, dass das Kapitel erst heute kommt. Wurde gestern aufgrund von Besuch nicht fertig.
An dieser Stelle wäre glaube echt eine Erklärung zu dem Alter der Figuren hilfreich.
An sich wollte ich diese in der Geschichte nicht festlegen, da ich davon ausgehe, das Pokémon genau wie Tiere je nach Art unterschiedlich Lebenserwartungen haben und sich diese auch von Menschen unterscheiden. Dadurch werden sie ja auch unterschiedlich schnell erwachsen.
Um aber ein besseren Überblick über die Figuren zu erhalten, hier mal ihr Alter, wenn man von Menschen ausgehen würde.
Rocky wäre, ganz Pokémontypisch, etwa 10-11 Jahre alt. Zack ist ein kleines Stückchen älter und wäre somit 13. Als Rockys Dorf abbrannte und er zu Lou kam, wäre er etwa 5 Jahre alt, so wie August es jetzt ist. Lou, der "junge Ersatzpapa" wäre ungefähr 27 Jahre. Ich hoffe, das hilft einem die Geschichte etwas besser zu verstehen.

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