Die Wahrheit tut weh-Kapitel 6

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Dan starrte ungläubig ins Kyles Gesicht. Seine Augen füllten sich mit Tränen und er wendete sich ab.

"Warum hast du mich angelogen? Das war meine einzige Hoffnung." flüsterte er. Dann stand er langsam auf, nahm seine Jacke und ging aus seinem Haus. Er hörte Kyle etwas rufen, aber die Worte waren dumpf und er lief in Richtung Wald. Er wusste nicht wo er hin wollte, aber er lief einfach. Nach einer Zeit begann er zu rennen. Immer wieder gingen ihm die Worte durch den Kopf. "Aber ich habe eine Freundin". Es gab nicht viele Sätze, die Dan nicht hören wollte. Aber das war Einer von den Wenigen.

Die ganzen Wochen voller Hoffnung, Freude und Plänen waren völlig umsonst gewesen.

Je öfter er an den Satz dachte, desto enttäuschter wurde er. Dan blieb stehen als er an dem Themseufer stand und er schaute in das klare Wasser. Er vergrub seinen Kopf in den Händen. Wie sollte Dan jemals wieder jemandem aus der Band in die Augen schauen?  Wieso hatte Kyle eine Freundin, wenn er ihn liebte? Würde Kyle es den Anderen erzählen? Nein. Dan konnte nicht zurück gehen. Er konnte nicht weitermachen wie zuvor, denn Kyle war in der stressigen Zeit sein Anker. Ohne seine Liebe wollte Dan nicht weitermachen.

In der Hoffnung, dass Kyle Dans Haus mittlerweile verlassen hatte, lief er langsam wieder zurück. Tatsächlich war das einsame Haus leer, als der Sänger die Tür aufschloss. Erst jetzt bemerkte er die Stille, Leere und Einsamkeit, die sein Haus umgab, nachdem Kyle nicht mehr hier war.

Er ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen, welches er kurz zuvor noch so schön aufgeräumt hatte. Dann öffnete er WhatsApp und schrieb eine Nachricht an Woody.

"Hi Chris, Ich werde morgen nicht zur Bandprobe kommen, außerdem gehe ich erstmal nicht mit in Marks Studio um Grip aufzunehmen. Tut mir leid, es geht mir nicht besonders. Dan xx"

Er seufzte und öffnete Twitter. Sofort kam ihm ein Bild entgegen, das offensichtlich von einem Fan gemacht worden war. Auf ihm waren Kyle und eine hübsche, blonde Frau zu sehen. Das Mädchen hatte sich an Kyle geklammert und grinste. Kyle hingegen wirkte eher unglücklich, zwang sich aber selbst zu einem Lächeln. Dans Hoffnung begann wieder zu wachsen, wurde aber unterbrochen von einem Kommentar des Mädchens unter dem Bild:" Ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde Kyle, ich liebe dich<3" Dan legte sich auf die Couch und versuchte zu schlafen. Aber die Ereignisse hielten ihn wach.

Auch nach zwei wochen war Dan noch nicht bereit Kyle zu treffen. Er hatte sich immer geschickt herausgeredet wenn es zu einem Treffen der Band kommen sollte. Aber langsam wurden die Anderen skeptisch. Früher oder später müsste er doch sowieso wieder ins Tonstudio oder zu Konzerten. Zum Glück war die Wild World Ära gerade zu Ende gegangen, deshalb standen kaum Konzerte an, aber es würde bald mit dem neuen Album wieder losgehen.

Dan war nicht bereit, Kyle zu begegnen. Ohne diese Bandtreffen würde die Band aber nicht mehr lange halten, und ohne Dan konnten diese Bandtreffen nicht stattfinden. Denn ohne Sänger machte das alles keinen Sinn. "Weder Will, noch Woody und auch Kyle haben es verdient, wegen meinen Gefühlen ihren geliebten Traumberuf zu verlieren!" schoss es Dan in den Sinn. Er hatte keine andere Wahl als Bastille zu verlassen um Platz für einen vernünftigen und verlässlicheren Sänger zu machen..

Kaum war die E-Mail an Dick verschickt, konnte Dan die Tränen nicht mehr zurückhalten. Schluchzend verließ er das Haus und lief wieder durch den Wald, in Richtung Themse. Dieses Mal erreichte er die Millenium Bridge und er blieb stehen. War das wirklich seine einzige Wahl? Nein war es nicht. Er könnte sein Leben normal leben. Als Architekt. Als Lehrer. Als Journalist.

Was hätte er noch vor 15 Jahren dafür gegeben, Journalist werden zu können. Aber jetzt wollte er kein Journalist mehr werden, denn sein einziger Traum war es einfach mit Kyle und Woody und Will wie vor 5 Jahren in einer unberühmten Band zu sein, eine Familie mit Kyle zu gründen und endlich nicht mehr einsam, und verlassen in dem abgelegenen großen Haus leben zu müssen. Aber das war jetzt vorbei. Und Dans Traum damit auch. Man kann ohne Träume leben aber es lohnt sich nicht. Dan stellte sich auf das Geländer der Brücke und ließ das Gitter los. Kurz bevor er sich hinunterfallen lassen konnte, packten ihn zwei starke Hände um die Hüfte und hoben ihn vorsichtig vom Geländer herunter. Als Dan sich umdrehte schaute er wieder in die, ihm sehr bekannten, braunen Augen.


Flower through disarray- DyleWhere stories live. Discover now