Stevens Kommunion

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Als unser Wecker morgens klingelte, war ich schon lange wach. Ich hatte diese Nacht kaum gar nicht geschlafen, oder wenn ich weggedöst war, war es nur kurz und ich hatte es nicht gemerkt. Ich war viel zu aufgeregt, heute würde meine Kommunion stattfinden. Ich ging die ganze Zeit meinen Text im Kopf durch, dass ich auch wirklich nichts vergaß. Izzy, der auf der anderen Seite des Zimmers schlief, wachte nun auch auf und sah herüber. Ich tat so als wäre ich auch gerade aufgewacht, sah aber an Izzys Blick, dass er wusste, dass ich kaum geschlafen hatte. Man hörte noch den gleichmäßigen Atem unseres Morgenmuffels, da kam auch schon Papa ins Zimmer: „Guten Morgen! Aufstehen!", letzteres richtete er Richtung Axl, der sich murrend umdrehte. Izzy schlüpfte aus der Tür und Papa breitete die Arme in meine Richtung aus: „Na mein Kleiner schon aufgeregt?" Ich sprang in seine Arme und nickte dabei. Während er mich runter zum Frühstück trug, beruhigte Papa mich und wuschelte mir durch die Haare. Lexxi, Gilby, Nathan, Heiko und Izzy warteten gemeinsam mit Mama schon am Frühstückstisch. Die Küche war vom Duft nach Papas herrlichen Apfelpfannkuchen erfüllt und ich hörte Opas alten Mercedes auf den Hof fahren. Während Mama uns die Pfannkuchen auf die Teller legte, setzte Papa mich ab und ging zur Tür um sie seinen Eltern zu öffnen. Ich biss gerade in meinem Pfannkuchen, als ein müder Axl herunter geschlürft kam und fast in Oma reinlief, die in diesem Moment um die Ecke bog, dicht gefolgt von Opa und Papa. Unbeeindruckt liefen alle weiter und natürlich kam Oma, der mein Namensvetter war, zuerst zu mir und kniff mir in die Wange: „ Na mein kleiner Stevie, heute ist dein großer Tag." Ich nickte. „Ach Steven jetzt mach doch den Armen nicht noch nervöser als er ist.", mischte sich Mama ein und begrüßte seine Schwiegereltern freudig. Ich sprang Opa zur Begrüßung in die Arme, während Papa auch Axl, seinen Eltern und sich selbst Pfannkuchen auf die Teller legte: „Stevie, essen bevor es kalt wird." Schnell setzte ich mich wieder auf meinen Platz und aß weiter. Als wir alle pappsatt waren, schickte Papa alle, sie sollen sich fertig machen und Mama meinte, er würde mir meine Haare erst einmal ordentlich hin kämmen: „Ich weiß, du magst deine Haare lieber zerzaust, aber es geht hier um deine Kommunion." „Aber Mama, meine Haare sehen dann scheiße aus." „Keine Widerworte junger Mann!", mischte sich auch Oma ein und Opa ergänzte: „ Deine Mutter hat recht, bei deiner Kommunion müssen deine Haare ordentlich sein." Ich seufzte, ich hatte ja sowieso keine Chance: „Wenn es unbedingt sein muss." Zufrieden ging Mama die Bürste holen und begann dann meine Haare zu kämmen, während Papa die Küche aufräumte. Plötzlich kam Nathan in die Küche und fragte Mama, ob er ihm die Krawatte binden und ihm bei seinem Dutt helfen könnte. Mama legte die Bürste weg und half Nathan: „Geh du dich jetzt auch umziehen Steven." So trottete ich in mein Zimmer und überlegte dabei, ob ich meine Haare wieder zerzausen soll, verwarf den Gedanken jedoch wieder, weil ich keinen Stress wollte. In meinem Zimmer angekommen zog ich schnell meinen Anzug an und rannte dann auch gleich wieder die Treppe runter in die Küche, wo Opa gerade eine Geschichte von ihm als Kind erzählte.

Gespannt hörte ich ihm zu, während Papa mir meine blau-rot karierte Krawatte band. Di e Geschichte handelte von Opas erstem Kirchenbesuch. Kurz vor dem Ende von Opas Geschichte klingelte es und eine Minute später standen Onkel Nikki und Onkel Tommy mit DJ und Todd in der Küchentür. Ich sprang den beiden freudig in die Arme. „Da ist ja mein Lieblingsneffe!", rief Onkel Nikki und hob mich hoch. DJ zog eine Grimasse, was mich zum Lachen brachte, während sich Todd gelangweilt umsah. Nachdem Onkel Nikki mich herunter gelassen hatte, begrüßte er auch die restliche Familie und ich wartete gespannt bis Opa weitererzählt, was er tat als alle wieder ruhig waren. Mittlerweile waren alle in der Küche versammelt und Mama zählte ab, ob auch alle da sind: „...5,6,7. Super wir haben alle Kinder. Dann können wir ja los." Das war Papas Idee, dass Mama immer zählen soll, da er sonst sehr oft Gilby vergisst. Also eigentlich vergisst er Gilby immer, wenn er nicht zählt. So gingen wir alle gemeinsam nach draußen und verteilten uns auf die Autos. Ich fuhr mit Papa, Axl, Izzy und Gilby.

Gerade noch rechtzeitig erreichten wir die Kirche und ich huschte schnell am Rand nach vorne, während meine Familie gerade noch genug Plätze in der letzten Reihe bekam. Die Kirche war bis auf die letzte Bank gefüllt. Ich ignorierte den genervten Blick des Pfarrers, schließlich konnte ich nichts für unsere späte Ankunft, und stellte mich an meinen Platz. Zunächst wurde ein Lied gesungen und ich klatschte dabei im Takt mit, wofür ich einen genervten Blick von dem Jungen vor mir, sein Name war John, bekam. Dann kam die Rede des Pfarrers, die mich nicht wirklich interessierte, zumal ich sie schon aus der Probe kannte. Ich ging währenddessen lieber abermals meinen Text im Kopf durch. Dass schon der Moment zum auf die Bühne gehen gekommen war, merkte ich erst als das Mädchen hinter mir, das Rebekka hieß, schimpfend in mich reinlief. Ich sah sie entschuldigend an und lief schnell hinterher. Als wir auf der Bühne standen, suchte ich nach den Gesichtern meiner anderen Großeltern, die früher angekommen waren als wir und natürlich Fotos machten. Ich grinste, wie immer und als alle auf der Bühne standen, kreuzigten wir uns: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen." Dann wartete ich auf meinen Einsatz während die Anderen sprachen. Fehlerfrei, laut und deutlich sagte ich schließlich meinen Text aud und blickte dabei in die stolzen Gesichter meiner Eltern. Als alle ihren Text aufgesagt hatten, kreuzigten wir uns erneut, beteten und kreuzigten uns abermals. Dann sprach der Pfarrer noch über das Brot, das den Leib Jesu symbolisiert und den Wein, welcher Jesu Blut darstellt.

Als der Kirchenteil endlich vorbei war, rannte ich zu meiner Familie, die schon am Eingang versammelt auf mich wartete. Papa schloss mich in die Arme und wuschelte mir durch die Haare: „Gut gemacht mein Großer!" Ich lächelte ihn dankbar an und wurde dann von allen einmal umarmt. Auch Onkel Michael war noch dazugestoßen und schloss mich in die Arme: „Lange nicht gesehen, Stevie." und auch meine Großeltern mütterlicherseits begrüßten mich noch. Oma Vince wollte mich gar nicht mehr loslassen. Da Mamas Eltern weit entfernt wohnten, sahen wir sie nur zu besonderen Anlässen wie Geburtstage, Weihnachten und Neujahr oder eben Kommunion. Da meldete sich Nathan: Können wir die Kuschelrunde verschieben? Ich habe Hunger." Alle lachten, aber wir stimmten zu, dass es Zeit war zu gehen, auch in Anbetracht dessen, dass die Kirche inzwischen leer war. Normalerweise ging man bei so einem Fest wohl in ein schickes Restaurant zum Essen, aber da wir nunmal keine normale Familie waren, gab es bei uns auch kein festliches Essen, sondern Hamburger und Pommes. Muss ein komischer Anblick gewesen sein: unser bunter Haufen, der sich Familie nennt, in Anzügen und schick gemacht im Burgerrestaurant. Solange wir also auf das Essen warteten zeigten meine Großeltern die Bilder, die sie gemacht haben, von denen einige super lustig waren, weil irgendjemand dumm schaute oder gerade den Mund offen hatte. Sie versprachen aus den besten Bildern ein Fotoalbum zusammenzustellen. Mittlerweile grummelte auch Axl vor sich hin, dass er Hunger hat, was mich beim Geschenke auspacken jedoch nicht sonderlich störte. Ich bekam neue Drumsticks und einen Trinkhelm, sowie jede Menge Geld und Süßigkeiten. Natürlich bedankte ich mich bei allen, auch dafür, dass sie überhaupt gekommen waren. Dann kam das Essen und so ruhig wie in diesem Moment würde es den ganzen Abend nicht mehr sein.

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⏰ Last updated: Apr 25, 2020 ⏰

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