Familie beim Muko

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„Steven, Izzy, Axl, Lexxi!", hörte ich die Stimme unserer Mom vom unteren Treppenende. Ich schlug meine Augen auf und blickte durchs Fenster in einen verregneten Tag. Es war noch früh am Morgen und unter mir knurrte Axl ein unverständliches „Ich will nicht. Lasst mich schlafen.", während Izzy gähnend aufstand. Wir wollten heute einen Familienausflug machen. Bei einem Spendenlauf, wo alle Spenden an Mukoviszidose Kranke gehen. 42km! Dass Axl darauf keine Lust hatte war ja klar, wobei auch ich momentan noch wenig Lust hatte 42km durch den Regen zu laufen. Dennoch lächelnd stand ich auf. „Boah Kleiner wie kannst du nur so gut gelaunt sein?", fragte mich mein rothaariger Bruder, der sich endlich auch aufgerichtet hatte, während Izzy schon aus der Tür verschwand. Während ich in meine Jeans schlüpfte, grinste ich ihn an: „Komm schon, lass einmal was auf dich zukommen. Das wird bestimmt lustig, vielleicht können wir ja in Pfützen springen." „Zieh mich mal hoch Stevie.", er streckte mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie, woraufhin er mich zu sich ins Bett zog und kitzelte. Es endete damit, dass wir auf seinem Bett lagen und kaum Luft bekamen vor Lachen. Als wir uns wieder beruhigt hatten und aufgestanden waren lächelte ich ihn an: „Guten Morgen!" Anschließend gingen auch wir runter in die Küche, wo bereits das Frühstück auf uns wartete. Unten angekommen erntete ich einen bösen Blick von Papa: „ Stevie du sollst doch nicht immer das Treppengeländer runterrutschen." „Aber das macht so Spaaaaß.", ich zog einen Schmollmund und er wuschelte mir durch die Haare, als ich mich an den Frühstückstisch setzte. Nach einigen Sekunden registrierte ich, dass, mal wieder, Gilbys Teller fehlte: „Mamaaaa du hast Gilby schon wieder vergessen!" In dem Moment kamen Gilby und Lexxi an den Tisch und die Schlatze kroch um mein Bein. Ich beugte mich zu ihr runter und streichelte sie als Mama mit Gilbys Teller kam: „Axl dein Haustier soll nicht am Esstisch sein!" Sie schob die Schlatze in Richtung Wohnzimmer und setzte sich ebenfalls hin. Wir wünschten uns alle einen guten Appetit und schon begannen alle mit essen. Dass die Schlatze schon wieder um mein Bein kroch, verschwieg ich lieber.

Nach dem Essen zogen wir alle unsere Wanderschuhe an. Lexxi betrachtete seine eher kritisch, und Axl murrte wieder, dass er keine Lust hat. Während Papa mir meine Schuhe band, räumte Mama schon die Rucksäcke ins Auto. Als wir dann endlich alle im Auto saßen und auch die Schlatze, Axl bestand darauf, dass sie Auslauf braucht, im Auto verstaut war, überprüfte Papa ob wir auch wirklich nichts vergessen hatten, aber doch sogar Gilby und sein Rucksack waren dabei. Dann konnte es ja los gehen.

Als wir auf dem Parkplatz, wo gestartet wurde, ankamen, waren schon viele Andere da. Ich sah auch Onkel Nikki und Tommy mit DJ und Todd. Nachdem wir uns angemeldet hatten und alle ihre Laufkarten hatten, gingen wir zu unseren Verwandten und redeten bis zum Start mit ihnen. Auf den Laufkarten würde alle 10km eingetragen werden, dass wir da waren als Bestätigung, dass wir auch wirklich alles gelaufen sind. Außerdem waren diese Checkpoints nach allen 10km eine Hilfe, falls jemand sich auf dem Weg verirren sollte. Gespendet wurde auch pro 10km und zwar in unserem Fall, pro Person, 100€. Kurz vor Beginn ging Gilby nochmal aufs Klo und als es losging, ging Mama ohne ihn. Wir wollten Duff zwar aufhalten, doch Mama reagierte nicht und so gaben wir es nach einigen Minuten auf und hofften, dass Gilby eventuell bei anderen mitlaufen konnte und er heute Abend wieder wohlbehalten da sein würde.

Mittlerweile regnete es auch nicht mehr, dennoch war der Boden nass und matschig. Die ersten zehn Kilometer, waren zwar vergleichsweise flach, führten aber durch den Wald. Mama und Papa gingen die ganze Zeit Händchen haltend nebeneinander her und Mama pfiff fröhlich eine Melodie vor sich her. Lexxi passte auf, dass er nirgends in Dreck trat und beschwerte sich dauernd dass die Wanderschuhe hässlich seien. Auch Axl war nach wie vor alles andere als begeistert davon dass er jetzt den ganzen Tag wandern musste. Und Izzy schlenderte langsam hinter uns her und pfiff ebenfalls eine Melodie, wie er es oft macht, wenn er komponiert. „Miausss." Ich blickte auf die Schlatze neben mir und suchte nach Axl, doch er war nirgends zu sehen. Ich schüttelte verständnislos den Kopf: „Er könnte echt mal bessere Laune haben mh?", ich streichelte ihr erneut über ihr Fell und lief dann grinsend neben ihr her. Nach dem einzigen Anstieg innerhalb der ersten zehn Kilometer, setzten wir uns alle zusammen hin und aßen etwas. Plötzlich begann Papa zu sprechen: „Kinder,...wir müssen euch etwas sagen...", er sah hilfesuchend zu Mama, die weiter ausführte: „ Wir haben uns entschlossen, noch ein Kind zu adoptieren. Er heißt Heiko." „NOCH EIN KIND? DU VERGISST DOCH GILBY SCHON IMMER!", Axl sprang wütend auf, warf sein Brötchen weg und stapfte mit der Schlatze im Schlepptau davon. Izzy zuckte mit den Schultern: „Solang er nett ist, ist mir das egal." Und Lexxi, der sich im Spiegel betrachtet hatte, senkte diesen: „Wehe er will seine Kleidung in meinen Kleiderschrank tun." Ich saß da und wusste nicht was ich tun sollte. Einerseits hatte Axl ja recht, wie sollte das denn werden wenn schon sechs Kinder zu viele waren, aber andererseits freut ich mich auch, denn ich bin eben ein Familienmensch und mag es viele Leute um mich zu haben. Mama und Papa starrten Axl hinterher, aus dessen Richtung „Ihhh was ist das für ein ekliges Vieh."-„Das ist kein Vieh, das ist mein Haustier." zu hören war. Es war immer die gleiche Reaktion auf die Schlatze, dabei war sie eins der liebenswertesten Tiere überhaupt. Papa stand auf um das mit Axl zu klären während Mama sich wieder zu uns drehte: „Heiko kommt zu dir ins Zimmer Lexxi, aber keine Sorge er hat einen eigenen Schrank." Erleichtert begann Lexxi seinen Lidstrich nachzuziehen, während Izzy und ich uns nur ansahen und weiteraßen, wir konnten doch eh nichts ändern. Als wir fertig waren mit Essen kamen auch Papa, Axl und die Schlatze wieder zu uns und wir liefen schweigend weiter. Erst als wir den ersten Checkpoint erreicht hatten, kam wieder Leben in uns alle. Unser Familienmanger war am ersten Checkpoint fürs abhaken zuständig. Er winkte uns schon von Weitem und als wir bei ihm waren hatte er uns bereits abgehakt. Er stempelte uns alle ab und nahm dann Papa zur Seite: „Dein Vater hat mich angerufen Slash, er hat Gilby am Startpunkt abgeholt, nachdem der euch verzweifelt gesucht hatte. Gilby ist jetzt bei deinen Eltern, ihr sollt ihn dann heute Abend abholen." Papa nickte und ich atmete erleichtert auf. „Aber Slash, es geht nicht, dass Duff ihn immer vergisst und nicht zuhört wenn ihr an ihn erinnert. Du musst mit deiner Frau reden, so geht das echt nicht weiter." Wieder nickte Papa nur. Ich hatte den Familienmanager noch nie so mit Papa reden hören, normalerweise war er eher ein Spielkamerad, als jemand der wirklich was organisiert. Er verwechselt auch unsere Verwandtschaft ständig, aber diesmal hatte er seinen Beruf tatsächlich ernst genommen. Papa lief nachdenklich weiter, während ich erleichtert war, dass Gilby bei Oma und Opa ist, Axl immer noch sauer war wegen der Adoption, Izzy weiter vor sich hin komponierte und Lexxi immer noch versuchte nicht schmutzig zu werden, was ihm mehr schlecht als recht gelang.

FamilienchronikenWhere stories live. Discover now